Ausbaggern? Schönwalder Strandbad droht zu versanden!
Schönwalde-Glien ist keine kleine Gemeinde. Mit den Ortsteilen erstreckt sie sich über eine Fläche von knapp einhundert Quadratkilometern. Für die über 10.500 Einwohner gibt es trotzdem nur zwei kleine Gewässer, in denen das Baden im Sommer möglich ist – der Kiessee in Grünefeld und das Strandbad in der Siedlung. Das Strandbad trocknet aber langsam aus, das Wasserpegel sinkt. Für Abhilfe könnte ein Ausbaggern sorgen. Landrat Roger Lewandowski hat sich die Misere am 29. Juli einmal angesehen.
Den kleinen Weiher in der Kurmärkischen Straße gibt es gefühlt schon immer. Anfang der 30er Jahre hat man den Badesee am Strandbad Schönwalde künstlich für die Bürger vor Ort ausgebaggert. Ab 1934 durften sich die ersten Badelustigen in den Fluten amüsieren. Das neue Strandbad hatte eine Wassertiefe von 2,50 Metern. In der Mitte des Sees gab es aber damals sogar einen doppelstöckigen Sprungturm. Nur deswegen brachte es das Gewässer in der Mitte auf ganze vier Meter Tiefe. Der Sprungturm wurde längst aus Sicherheitsgründen zurückgebaut, weil jugendliche Badegäste ihn in der 60er und 70er Jahren zerlegt hatten. Allein – das Strandbad gibt es noch immer.
Auch heute wird das Gewässer noch immer sehr gern von den Anwohnern aus der Nachbarschaft genutzt. Man kann direkt vor Ort parken, es gibt eine schöne Wiese, auf der Familien ihre Decken ausbreiten können, und der sandige Untergrund erlaubt es auch kleinen Kindern, im Uferbereich zu planschen und Kleckersandburgen zu bauen.
Wie die anderen Gewässer im Havelland, so wird auch das 2,14 Hektar große Schönwalder Strandbad mit einer Sichttiefe von 80 Zentimetern und einem pH-Wert von 7,8 regelmäßig vom Gesundheitsamt des Landkreises beprobt. Das Wasser ist sehr sauber. Im Mai 25 wurden 197 Escherichia-coli-Keime auf 100 Milliliter Wasser nachgewiesen. Der Grenzwert für eine Unbedenklichkeit liegt bei 1.800. Deswegen hieß es vom Gesundheitsamt: “Die Badestelle ist zum Baden geeignet.”
Vor Ort gibt es keinen Betreiber, Pächter oder Aufpasser: Jeder Besucher ist für sich selbst verantwortlich. Verantwortung hat allerdings der “DAV Ortsverein Schönwalde e.V.” (https://ov-schoenwalde-angeln.jimdofree.com) übernommen. Der Angelverein sieht das Strandbad bereits seit Mitte der 50er Jahre als Hausgewässer an – und kümmert sich im Auftrag der Gemeinde um die Hege und Pflege. Die Angler sind vor allem dafür da, Weißfische zu fangen und Raubfische wie Zander oder Hechte nachzusetzen.
Auch der Verein “VROOM!! – Team Havelland e.V.” (www.vroom-online.net), der in Schönwalde-Glien jährlich das Seifenkistenrennen ausrichtet, hat das Strandbad für sich entdeckt. Seit 2019 wird vor Ort das Pappbootrennen veranstaltet: Aus Pappe und Klebeband werden Boote gebaut, die über einen vorgegebenen Wasser-Parcours zu paddeln sind, ohne dabei abzusaufen. In diesem Jahr wurde das Event allerdings mangels zahlenmäßig ausreichender Anmeldungen abgesagt.
Nun leidet das Strandbad unter einem ganz grundlegenden Problem: Die Wassertiefe nimmt ab, das Gewässer droht zu verlanden.
Zwar hat man bereits in der Vergangenheit die eine oder andere Maßnahme ergriffen. So wurde das Strandbad schon einmal im Jahr 1985 ausgebaggert. Zuletzt hat man gezielt Schilf am Uferrand angepflanzt, um das Wasser auf natürliche Weise zu reinigen. Und Bäume wurden am Rand eingesetzt, damit sie über dem Wasser für Schatten sorgen – und so im Hochsommer die Wassertemperatur im Zaum behalten. Vorher gab es Probleme mit einer Blaualgenentwicklung und dem damit einhergehendem Fischsterben.
Nun ist es so, dass von der ursprünglichen Wassertiefe von vier Metern in der Mitte nicht mehr so viel übrig ist – an den meisten Stellen im See können die Badenden inzwischen ohne Probleme stehen.
Um auf das Problem aufmerksam zu machen, lud Bürgermeister Bodo Oehme Landrat Roger Lewandowski am 29. Juli zu einem Ortstermin ein. Oehme: “Wir würden das Strandbad gern ausbaggern, um für mehr Wassertiefe zu sorgen.”
Roger Lewandowski hatte sich bereits im Vorfeld informiert und mit der Unteren Wasserbehörde des Landkreises besprochen. So musste vor Ort nicht viel diskutiert werden. Lewandowski: “Das Ausbaggern ist grundsätzlich möglich.”
Er merkte an, dass das Strandbad vom Grundwasser gespeist wird und so ein maßvolles Ausbaggern durchaus für einen Erfolg sorgen könnte, weil so mehr Wasser in das erweiterte Becken fließen könnte.
Allerdings müsse die Gemeinde erst noch einen entsprechenden Antrag stellen, so Lewandowski: “Sicher ist, dass auch Sondierungsbohren erfolgen müssen. Auf diese Weise können wir herausfinden, wie viel Sediment entnommen werden muss und wie diese Sedimente zu entsorgen sind.”
Direkte Nachbarn vom Strandbad sind übrigens die Sportler vom “SSV 53 e.V.” (www.ssv53.de), die vor Ort ihre Sportanlagen haben und für die Schönwalder Cheerleading, Fußball, Handball, Kinderturnen und Volleyball anbieten.
Die alte Gaststätten-Ruine am Strandbad bleibt indes ein störender Schandfleck in den Augen der Schönwalder Bürger. Hier hat sich in den letzten Jahren leider kein geeigneter Betreiber für die Gastronomie gefunden. (Text: CS / Fotos: Sonja Schröder, CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 234 (9/2025).
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