Theater in der Scheune: kreativ-Ensemble spielt das Stück “Die Frauen von Killing”!

Die Frauen von Killing wurden vom Schicksal auf eine harte Probe gestellt: Vor sechs Jahren sind fast alle Männer aus ihrem Ort bei einem Busunglück ums Leben gekommen. Die Witwen müssen in der Folge jeden Euro zwei Mal umdrehen. Als den Damen des Kirchenchors plötzlich ein millionenschwerer Lottogewinn ins Haus steht, fallen bei den Witwen sämtliche Skrupel: Sie würden auch über Leichen gehen, um an das Geld zu gelangen. Das “Theater in der Scheune” hat “Die Frauen von Killing” für ihre 20. Aufführung in Schönwalde-Dorf ausgewählt, am 14. Juni war Premiere.
Die Theaterfreunde im östlichen Havelland haben es schwer. Das “Theater im Glien” aus Schönwalde-Glien gibt es leider nicht mehr und auch das sehr ambitionierte Falkenseer “Kleine Theater” wurde zu Grabe getragen (auch wenn es unter neuer Leitung und neuem Ansatz gerade ein zweites Leben eingehaucht bekommt).
Als verlässliche Größe bleibt immerhin noch das “Theater in der Scheune” (www.theater-in-der-scheune.de) bestehen, das zum Kreativ-Verein in Schönwalde-Glien (www.kreativ-ev.de) gehört. Seit vielen Jahren kümmert sich die Theatertruppe darum, die Besucher in einer hölzernen Scheune mit temperamentvoll aufgeführten Stücken zu begeistern. In den letzten Jahren hat die Gruppe vor allem volksnahe Komödien mit Humorgarantie gespielt.
In diesem Jahr gibt es ein besonderes Jubiläum zu feiern. Das 20. Stück wird im Ortsteil Dorf von Schönwalde-Glien aufgeführt. Reinhold Ehl, der sich die Regie dafür mit seiner Frau Karla teilt, schlug seinen stets am Freitag zum Üben zusammenkommenden Getreuen vor, “Die Frauen von Killing” zu spielen. Das ist eine schwarze Komödie in zwei Akten von Norbert Franck. Moment einmal, ist Norbert Franck nicht so etwas wie der Hausautor vom “Theater im Glien” gewesen, das dessen neue Stücke Jahr für Jahr im Schönwalder Schwanenkrug zur Aufführung brachte?
Reinhold Ehl: “Ich habe gezielt nach einem neuen Stück gesucht, das Sprechrollen für elf, zwölf Schauspieler bietet. Es muss ja zu unserer Besetzung passen. Ich passe immer auf, dass ich alle spielfreudigen Mitglieder unserer Theatertruppe mit Rollen ausstatten kann. So bin ich auf ‘Die Frauen von Killing’ gestoßen. Dass es sich dabei um ein älteres Stück von Norbert Frank handelt, habe ich erst danach gesehen. Aber es ist ja auch nicht schlimm.”
Die Proben für die neue Aufführung begannen im Januar – erst im Kreativ-Haus und dann ab Ende März in der vorher viel zu kalten Scheune.
Reinhold Ehl: “Unser Problem war es, dass wir in 23 Szenen sechs unterschiedliche Bühnenbilder haben. Wir wollten unser Publikum aber nicht mit endlosen Umbaumaßnahmen langweilen. Und so sind es immer nur Nuancen, die sich ändern. Die Zuschauer sollen sich auf die Schauspieler konzentrieren.”
Keine Sorge, der Szenenwechsel hat am 14. Juni bei der wie immer ausgebuchten Premiere bestens funktioniert. 80, maximal 90 Zuschauer passen in die Scheune. Dank der neuen von Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle spendierten Stühle sitzen die Gäste in der urigen Scheune auch ganz wunderbar.
Worum geht es im neuen Stück? Vor sechs Jahren sind die meisten Männer von Killing bei einem Busunglück ums Leben gekommen. Die Frauen müssen seitdem die Gürtel deutlich enger schnallen – das Geld ist knapp. Um doch noch zu Reichtum zu gelangen, spielen die Frauen vom Kirchenchor zusammen Lotto. Ausgerechnet die snobistische Anette (Julia Krüger) hat den aktuellen Schein beim Kioskbesitzer und Chorleiter Roger (Ralf Herbrich) abgegeben. Ausgerechnet dieser Schein ist nach der letzten Ziehung auf einmal Millionen wert. Zu dumm, dass sie bei einem Treppensturz stirbt – bevor das Geld überwiesen ist. Die Chordamen Susanne (Renate Weilmann), Yvonne (Bea Rintel-Sellenthin), Liesel (Angela Wachowiak), Thea (Stefanie Steinbeck) und Esther (Britta Franke-Schütte) sehen das Geld bereits auf ihrem Konto – und werden mordlüstern, sobald sich ihnen jemand in den Weg stellt. Ob der Pfarrer (Winand Steinert) oder Bürgermeister Sepp (Wolfgang Sellenthin) die Damen bei ihrem intriganten Spiel um Millionen noch aufhalten können? Wird Lottofee Edith (Doreen Freund) den Schwindel durchschauen? Was hat Kommissar Dietrich (Reinhold Ehl) eigentlich in Killing verloren? Und warum will Philipp (Philipp Anker) immer die Blumen gießen?
Im neuen Stück brilliert vor allem die grandios aufspielende Julia Krüger, die eine Doppelrolle so eindringlich anlegt, dass man glaubt, zwei völlig verschiedene Personen vor sich zu haben. In einem an zum fröhlichen Mitlachen leider an Pointen recht armen Stück fällt auch Britta Franke-Schütte sehr positiv auf: Sie mimt die potenzielle Killerin so hingebungsvoll und pointiert, dass man seine wahre Freude an ihrer blutrünstigen Rolle hat.
Sieben weitere Aufführungen sind noch bis zum 28. September geplant, ein Zusatztermin wurde bereits in den Kalender aufgenommen, um den Andrang der Zuschauer in den Griff zu bekommen. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 232 (7/2025).
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