Kino-Filmkritik: The Amateur

James Bond. Mission Impossible. Und sicherlich gibt es noch einige hundert Spionagefilme mehr, die mit großem Etat fürs Kino gedreht wurden. “The Amateur” spielt in der gleichen Welt, geht aber ganz anders an die Geschichte heran. Die Hauptfigur von “The Amateur” schont die Knöchel an den Fäusten und lässt auch die Knarre stecken. Sie ist nun einmal kein klassischer Actionheld.
Charlie Heller (hervorragend gespielt von Rami Malek) ist ein Analyst und Decoder, der für die CIA arbeitet. Er fährt mit dem Fahrstuhl nicht nach oben, sondern ganz tief in den Keller hinunter, wo er aus einem Computer Dinge herausholt, von denen Normalsterbliche nicht einmal träumen können. Er bringt die Daten zusammen, die nötig sind, damit die wirklichen Agenten der CIA effizient arbeiten können.
Charlie Heller ist sehr introvertiert und kommt nicht wirklich gut mit den Menschen zurecht. Die einzige Ausnahme ist seine Frau (Rachel Brosnahan), die gleich zu Anfang des Films bei einem terroristischen Anschlag in London getötet wird. Seine Vorgesetzten zeigen ihm zwar die Aufnahmen des Attentats, verweigern ihm aber anschließend die direkte Hilfe dabei, die Täter aufzuspüren und zu bestrafen.
Der “Amateur” versucht, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Nachdem eine durch Erpressung erzwungene Ausbildung zum Killer beim knallharten CIA-Ausbilder Henderson (Laurence Fishburne) fehlgeschlagen ist (“Du wirst nie jemanden erschießen können”), beschließt Charlie Heller, seine Form der Gerechtigkeit mit anderen Mitteln durchzusetzen – mit seinem Intellekt.
“The Amateur” wurde mit einem Budget von 60 Millionen Dollar von James Hawes nach einem Drehbuch von Ken Nolan und Gary Spinelli gedreht. Bei dem Kinofilm handelt es sich um die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Robert Littell.
Charlie Heller spürt den Mitgliedern der Terrorzelle in allen Teilen der Welt nach, sodass der Kino-Zuschauer wie in einem James-Bond-Film mit vielen unterschiedlichen Kulissen rechnen kann und sich wieder ein paar cineastische Länderpunkte gutschreiben darf.
Sehr schön gelöst sind die intellektuellen Einfälle von Charlie Heller, der seine Gegner eben nicht mit Karatetritten und mit den verschiedensten Knarren um die Ecke bringt, sondern seine Mordmethoden schon eher im intellektuellen Kabinett rekrutiert. Das ist nach all den Jason-Statham-Prügeleien auf der Leinwand sehr angenehm, auch wenn der Zuschauer schnell das Gefühl hat, dass es hier nur darum geht, die Bösewichter einzeln nacheinander auf möglichst einfallsreiche Weise zu killen.
Lange nachdenken darf man über “The Amateur” auch nicht, weil es doch ein paar große Logiklöcher gibt, in denen die Begeisterung für den Film ansonsten schnell versinken könnte.
Trotzdem: “The Amateur” ist eine unerwartete Variante eines Spionagefilms mit einem faszinierenden Rami Malek, der perfekt zu seiner Figur passt. Optisch spielt der Streifen jedenfalls in einer Liga mit den ganz großen Filmen des Genres. (CS / Bilder: Disney)
Fazit: 4 von 5 Sternen (FSK: 12)
Spieldauer: 123 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=ZNwbbWw7qWo
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 230 (5/2025).
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