Kino-Filmkritik: Das große Los

Ach, die Franzosen machen einfach die schönsten Filme. Emotional, voller Liebe für die Figuren, witzig und immer ganz nah dran am wirklichen Leben. Das ist auch bei “Das große Los” so. Und trotzdem stimmt die Prämisse hier nicht so ganz. Die französische Komödie von Hervé Mimran ist nämlich eine Neuauflage des britisch-irischen Films “Lang lebe Ned Devine” von 1998.
Auf einer kleinen, kargen Insel in der Bretagne leben gerade einmal 40 Einwohner. Alle kennen sich, es passiert nicht viel. Man lebt von der Hand in den Mund und bringt irgendwie die öden Tage hinter sich. Alle träumen allerdings davon, einmal in der Lotterie zu gewinnen, um dem Leben doch noch ein paar schöne Seiten abzugewinnen.
Und dann passiert es: Im Fernsehen wird verkündet, dass jemand von der Insel den Hauptgewinn gewonnen hat. Aber wer? Die beiden Freunde Henri (Gérard Darmon) und Jean-Jean (Didier Bourdon) beschließen, den Gewinner ausfindig zu machen, der das große Los gezogen hat – um irgendwie am Gewinn zu partizipieren. Schnell finden sie heraus, dass es nur der alte schrullige Bodvaël sein kann. Und tatsächlich: Der Alte sitzt tot in seinem Sessel vor dem Fernseher, das Los noch in der Hand. Ihn hat prompt der Schlag getroffen, als seine Zahlen im Fernsehen verkündet wurden. Die beiden Freunde beschließen, die Sache “auf die alte Weise” zu regeln. Sie spielen der Dame vom Amt einfach vor, dass der alte Bodvaël noch immer lebt. So kommt auch der Untertitel des Films zustande: “1 Insel, 40 Einwohner, 2 Betrüger”. Aber wenn eine Insel so klein ist, lässt sich so ein Betrug nicht meistern, ohne auch noch die anderen Bewohner mit einzubinden.
Regisseur Hervé Mimran erzählt eine wunderbare menschliche Komödie voller schrulliger Charaktere, die man alle schnell ins Herz schließt. Wie die kleinen Inselgauner versuchen, an die Millionen vom Lotto zu kommen, ist über die Maßen vergnüglich. Wenn alte Säcke nackt auf dem Mofa über die Insel brettern, auf dem Festland versuchen, im Ghetto eine Knarre zu kaufen, oder der armen Frau von der Lotterie das Blaue vom Himmel herunterlügen, dann ist das einfach um so viel besser als vieles von dem uninspirierten Quatsch, der da gerade im Kino läuft.
Das einzige, was man dem Film vorwerfen kann, ist, dass er die Situation nicht noch mehr eskalieren lässt. Aber gerade das Verweilen im einfachen Leben der Menschen auf dieser kargen Insel, auf der niemand wirklich Geld hat, macht den Charme des Filmes aus. Aber immerhin gibt es mit dem Inselkauz Isidore (François Chattot) jemanden, der die Lottopläne des Dorfes bei der Lottogesellschaft verpetzen möchte. Wenn er in seinem Rollstuhlmobil nur nicht so entsetzlich langsam auf dem Weg zur Dorftelefonzelle auf den Klippen wäre…
Am Ende des doch recht kurzen Films lohnt es sich noch, ein paar Minuten länger im Kino sitzen zu bleiben, da gezeigt wird, wie es mit den Filmfiguren nach dem ENDE weitergeht. Auf jeden Fall geht man mit dem guten Gefühl nach Hause, dass man seine Probleme eigentlich viel öfters “auf die alte Weise” lösen sollte. (CS / Bilder: Studiocanal)
Fazit: 4 von 5 Sternen (FSK: 6)
Spieldauer: 86 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=LGVD8FKrZ7g
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 230 (5/2025).
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