Büchse der Pandora: Kostenloser Geschäftsführer-Kongress in Falkensee!

Detlef Tauscher aus Falkensee ist Unternehmer aus Leidenschaft. Zusammen mit seinem Sohn Philipp leitet er den Versicherungsmakler-Betrieb Centberg. Im Geschäftsalltag darf er sich leider nicht nur mit dem Tagesgeschäft beschäftigen. Es ist ebenso wichtig, lästige Steuerfallen im Auge zu behalten, rechtzeitig ein Unternehmer-Testament zu schreiben, neue Mitarbeiter zu werben und die alten zu halten. Der von ihm und seinem Sohn initiierte kostenfreie Geschäftsführer-Kongress am 7. Mai ging mit dem Wunsch ans Werk, auch andere Unternehmer mit dem nötigen Know-how zu versorgen.
An der Spitze eines Unternehmens steht immer der Geschäftsführer – oder die Geschäftsführerin. Im Tagesgeschäft kümmert sich der Chef darum, dass alle Abläufe funktionieren, neue Kunden gewonnen werden und die Zahlen auf dem Konto stimmen. In der Regel läuft genau dieses Tagesgeschäft solide, hier fühlt sich der Geschäftsführer wohl. Ganz anders sieht es mitunter aus, wenn es um Nebenschauplätze wie die Kommunikation mit den Ämtern, um die Nachfolgeregelung im Unternehmen oder um die Mitarbeiterpflege geht.
In diesem Minenfeld sorgt der Satz “Unwissenheit schützt vor Strafe nicht” mitunter für einen erhöhten Pegel an den verschiedensten Stresshormonen. Denn in den trüben Schatten des Unternehmerdaseins gibt es so manche Vorgabe oder Gesetzeslücke, von der ein Geschäftsführer gar nichts weiß. Und die mit plötzlich aufkommenden Kostennoten leicht dafür sorgt, dass ein Unternehmen trotz voller Auftragsbücher in die Insolvenz gehen muss.
Detlef und Philipp Tauscher führen zusammen das Falkenseer Unternehmen Centberg GmbH (www.centberg.de), das sich als Versicherungsmakler betätigt. Detlef Tauscher: “In unserem Alltag bekommen wir es immer wieder mit so haarsträubenden Fällen und mit neuen juristischen Besonderheiten zu tun, dass wir uns gesagt haben, dass wir dieses Wissen gern an Dritte weitergeben möchten. So ist unser Geschäftsführer-Kongress entstanden.”
Nach monatelanger Vorbereitungszeit wurde der Geschäftsführer-Kongress am 7. Mai ab 17:30 Uhr in der Alten Metzgerei neben der Fleischerei Gädecke durchgeführt. Er war für alle Teilnehmer kostenfrei. Etwa 35 Firmenchefs, Unternehmer und Geschäftsführer hatten sich angemeldet, darunter auch viele bekannte Gesichter aus Falkensee und Umgebung.
Der erste Redner vor Ort war Dr. Hartmut Paul, ehemaliger Betriebsprüfer und EU-zertifizierter Sachverständiger für das Sozialversicherungsrecht. Er öffnete die “Büchse der Pandora” und berichtete über Gesellschafter einer Firma, denen nach einer Betriebsprüfung plötzlich eröffnet wurde, dass sie nun doch als sozialversicherungspflichtig eingestuft werden – und nun ihre Rentenbeiträge rückwirkend für viele Jahre und mit Säumniszuschlägen überweisen sollen.
Außerdem berichtete er von einer Problematik, die in den letzten Jahren in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewinnt – der sogenannten Scheinselbstständigkeit. Externe Mitarbeiter, die ein Gewerbe angemeldet haben, richtige Rechnungen schreiben und mehrere Auftraggeber haben, können auf einmal dennoch als scheinselbstständig eingestuft werden. Der Auftraggeber hat in diesem Fall die Sozialversicherungsbeiträge nachzuzahlen, als würde es sich um einen echten Angestellten handeln.
Dr. Hartmut Paul: “Das beobachten wir zurzeit etwa in der Pflege, bei Speditionen und auch im Journalismus.”
Dr. Robert Heller aus Falkensee lenkte die Gedanken der Geschäftsführer auf ein Thema, mit dem sich viele bislang noch gar nicht beschäftigt haben: “Was passiert eigentlich, wenn Sie als Unternehmer plötzlich einen Unfall haben und Monate lang ausfallen oder aber unerwartet versterben? Haben Sie sich darüber einmal Gedanken gemacht?”
Tatsächlich sind viele Geschäftsführer im Firmenalltag so unverzichtbar, dass die Mühlen bei einem Ausfall nur wenige Tage lang ungestört weitermahlen könnten.
Dr. Robert Heller: “Man muss sich klar machen: Was will ich eigentlich genau, wie soll es ohne mich weitergehen? Wenn man das weiß, kann man einen Plan machen.”
In einem Unternehmertestament kann man alles regeln, was zu regeln ist – und so im Zweifelsfall für einen geregelten Übergang sorgen. Mitunter soll ein Unternehmen im Sterbefall ja auch aufgelöst werden. Dann muss bereits zu Lebzeiten geklärt werden, wer Zugriff auf die Konten hat, was mit dem Betriebsvermögen zu geschehen hat, welche Verträge zu kündigen sind und wo sich die Passwörter für die abonnierten Online-Dienste finden lassen.
Dr. Heller: “Inzwischen sprechen wir auch über ein digitales Vermächtnis”. Da geht es um Online-Aktivitäten, Datensicherungen in der Cloud und um die Entscheidung, was mit den Profilen in den Sozialen Medien passieren soll.
Dr. Heller: “Am einfachsten ist es immer, einmal zu simulieren, was passieren würde, wenn man gar nichts tut.” Wo es dann hakt, kann man vorbeugen und seinen Willen kundtun. Und, so Dr. Heller: “Alle zwei Jahre sollte man so ein Unternehmertestament prüfen und aktualisieren – bei besonderen Ereignissen wie einer Scheidung auch häufiger.”
Axel Liedtke ist Vertriebsdirektor der Swiss Life Lebensversicherung SE. Ihm ging es in seinem Vortrag um den “Wettbewerb um Mitarbeiter”. Er erklärte, dass jeder dritte Mitarbeiter regelmäßig darüber nachdenkt, seinen Arbeitgeber zu wechseln. Angefeuert durch die Inflation und die krasse Teuerung von Lebensmitteln, Miete und Energie ist bei 38 Prozent der Arbeitnehmer inzwischen das Gehalt der Grund Nummer 1 für einen Wechselwunsch. Auf Platz 2 findet sich zu viel Stress, auf Platz 3 ein unangenehmer Chef.
Also sollte man den Mitarbeitern mehr Gehalt geben? Das muss sich ein Unternehmen am Ende auch leisten können. Von 100 Euro brutto mehr Gehalt kommen oft nur noch 50 Euro beim Mitarbeiter an. Bei der Firma kommen aber noch einmal 20 Euro Zusatzkosten hinzu. Axel Liedtke plädierte deswegen für Zusatzleistungen wie eine betriebliche Altersversorgung, eine betriebliche ärztliche Zusatzversicherung etwa für die Zähne oder für eine betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung, die z.B. bei einem Burnout greift. Hier sei der Wirkungsgrad höher.
Detlef Tauscher ergänzte das mit “innovativen, kostengünstigen Praxisideen”. So wertschätzt er seine Mitarbeiter etwa mit einem einzelnen Jokertag im Jahr, den sie sich ohne Angabe von Gründen freinehmen dürfen. Und er lobt einen freien Social Day aus – für alle, die sich in dieser Zeit für ein Ehrenamt engagieren.
Bei einem gemeinsamen Essen vom Buffet konnten die Kongressteilnehmer weiterführende Fragen mit den Vortragenden klären – und sich bereits Themen für den nächsten Kongress wünschen. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 231 (6/2025).
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