5. Boßeln mit dem Kronprinz: Ein Spaß-Event von “Unser Havelland”

Das 5. “Unser Havelland” Boßel-Turnier fand in diesem Jahr am 8. März statt – bei schönstem Sonnenwetter und Temperaturen um die 16 Grad. Da durften Schal und die dicke Jacke im Auto bleiben. 48 Spieler kamen am Samstag um zehn Uhr in der Früh am Ende der Ruppiner Straße am Falkenseer Scheinwerferberg zusammen. 13 Teams hatten sich im Vorfeld für das Event angemeldet.
Nach einer Teamabsage in letzter Sekunde ging das Event dann aber doch auf. Es wurden drei Gruppen à vier Teams gebildet, die nacheinander die zuvor festgelegte Strecke ablaufen sollten. Im Grunde genommen wie Flights beim Golfen.
An den Start gingen bewährte Teams wie etwa das von “EMA Immobilien”, von der “Geschwister Scholl Grundschule” und von “Unser Havelland”. In diesem Jahr gab es aber auch sehr viele neue Teams, darunter gleich zwei von der Herzsport-Gruppe der Falkenseerin Anita Sach.
Boßeln – so geht das
Boßeln (manchmal auch Bosseln genannt) ist ein Sport aus dem hohen Norden. Dort treffen sich die Menschen in der kalten Jahreszeit zwischen Herbst und Frühling, um gemeinsam eine große Boßel-Kugel (800 Gramm) über die Straße rollen zu lassen. Mehrere Teams treten traditionell mit Bollerwagen und viel Schnaps gegeneinander an. Wer auf der vorgegebenen Strecke die wenigsten Würfe zu verzeichnen hat, gewinnt am Ende die Runde.
Wir in Falkensee haben das Boßeln ein wenig abgewandelt und verändert. Beim jährlich stattfindenden “Unser Havelland Boßel-Turnier” (mit 10.000 Schritten) spielen immer 12 Teams mit jeweils vier Teilnehmern gegeneinander. Es gibt eine Hinrunde (um den Scheinwerferberg) und eine Rückrunde (vom Kronprinz durch den Wald bis zum Bahnhof Finkenkrug und zurück).
Jedes Team bekommt eine kleine, orangene Plastikkugel (einen Street Hockey Ball) ausgehändigt. Innerhalb des Teams wechseln sich die Spieler beim Werfen (in einer Bewegung von unten nach oben wie beim Boule) ab, sodass jeder Teilnehmer gleich oft an die Reihe kommt. Es wirft immer das Team, dessen Kugel gerade am weitesten hinten liegt – wie beim Golfen.
Damit sich die Spieler nicht gegenseitig im Weg stehen, gibt es drei Gruppen mit jeweils vier Teams. Sobald die erste Gruppe ausreichend Abstand gewonnen hat, darf die nächste Gruppe auf dem Parcours nachfolgen.
Der Weg der Strecke war auch in diesem Jahr fest vorgegeben, aber nur dem Spielleiter von “Unser Havelland” bekannt. Aus diesem Grund mussten alle drei Gruppen immer Sichtkontakt halten, damit jedes Team auch wirklich die gleiche Strecke läuft.
Auch beim fünften Boßeln zeigte sich, dass es einen unbändigen Spaß machen kann, mit einem bunten Ball durch den Wald zu laufen. So viel lautes Gelächter ist im Wald sonst nicht zu hören.
Am Scheinwerferberg
Wie bereits im letzten Jahr fand das Boßel-Turnier 2025 seinen Anfang in den “Falkenhagener Alpen”. Los ging es auf den sandigen Wegen am Ende der Ruppiner Straße. Das Ziel war es, den sandigen “Scheinwerferberg” einmal zu umrunden.
In diesem Areal gibt es aufgewehte Dünen aus feinstem Sand, der nach der letzten Kältezeit am Gletscherrand zurückblieb. Dieser Sand wurde in der Vergangenheit sehr gern zum Bauen verwendet – etwa für den Bahndamm zwischen Spandau und Falkensee.
Die höchste Düne aus Sand ist der Scheinwerferberg, der sich etwa 50 Meter hoch über den Boden erhebt. Hier gab es im Zweiten Weltkrieg eine Flak-Scheinwerferanlage – sie gab dem Hügel seinen Namen. Heute ist das Areal um den Scheinwerferberg ein beliebtes Naherholungsgebiet. Im Winter nutzen die Kinder den Scheinwerferberg zum Rodeln, im Sommer treffen sich hier gern die Jugendlichen für ein abendliches Come-together.
Das Areal um den Scheinwerferberg eignet sich ganz wunderbar für das Boßeln. Hinter jeder Wegkurve zeigt sich eine komplett neue Landschaft. Man läuft durch karge Kiefernwälder, klettert sandige Rinnen herunter, flaniert an Preiselbeerbüschen vorbei und landet dann plötzlich in einer Sandwüste. Nirgends sonst in Falkensee gibt es so viele verschiedene “Landschaften” auf kleinstem Raum.
Für die Boßel-Freunde war dies eine große Herausforderung. Auf dem sandigen Boden rollten die Kugeln nämlich nicht besonders weit. Und unfassbar viele Wurzeln und Hölzer sorgten bei einem versehentlichen Treffer für unerwünschte Strafpunkte.
Die Spieler brauchten knapp anderthalb Stunden für diese Runde.
Achtung, Strafpunkte
Als wäre es nicht schon schwer genug, eine Kugel mit möglichst wenig Würfen insgesamt fünf Kilometer weit durch den Wald zu werfen!
Um das Boßeln im Falkenseer Waldgebiet noch etwas aufregender zu gestalten, hatte sich das Orga-Team wieder zwei fiese Sonderregeln einfallen lassen.
So gab es immer dann einen Strafpunkt, wenn eine geworfene Kugel auf ihrem Weg eine andere Kugel berührte, die bereits auf der Erde lag. Oder eine Kugel in der Luft oder nach dem Aufkommen auf dem Boden einen Baum, einen Ast, ein Stück Holz oder eine Wurzel traf. Dieses Stück Holz musste allerdings dicker sein als ein Frauenunterarm.
Die Gefahr, sich einen Strafpunkt einzuhandeln, veränderte das gesamte Boßel-Spiel. Wurzeln, die mitten auf dem Weg aus dem Erdreich brachen, sorgten ebenso für Schweiß auf der Stirn der Werfer wie tiefhängende Äste, querliegende Baumstämme oder andere hölzerne Hindernisse.
So manche Kugel nahm auf ihrem Weg zum Liegepunkt gar wunderliche Wege. Sie rollte um Bäume herum, hüpfte über Wurzeln hinweg oder kam genau vor einem Baumstamm zum Stillstand. Man darf auf jeden Fall festhalten: Ohne die Strafpunkte wäre das Boßeln nur halb so lustig gewesen.
Allerdings wurde auch erbittert gestritten und gehadert. Die Kugel sei doch schon vor einer Bodenwurzel in die Luft gesprungen und hätte das Hindernis gar nicht berührt. Ein Blatt würde noch zwischen Baumstamm und Kugel klemmen, sodass von einer echten Berührung doch keine Rede sein könne. Die Diskussionen wurden in der einen Gruppe recht hitzig geführt, in der anderen ganz entspannt. Keine Frage: Die Spieler wollten gewinnen.Ach ja: Wer sich einen Strafpunkt eingehandelt hatte, durfte einen der mitgeführten Schnäppse trinken.
Ach, ich mach noch mal
Wirklich lustig wurde es wieder auf den Wegen durch den Wald. Mitunter musste man aber auch ganz genau aufpassen, dass sich keine Mannschaft selbst übervorteilte. Durfte man sich etwa besser stellen, wenn die Kugel im Unterholz, in einem Gebüsch oder genau hinter einem dicken Baum landete? Natürlich nicht!
Mario Hesse vom Team EMA blieb einmal mit dem Arm an seiner Jacke hängen, versemmelte so den Wurf und schleuderte die Kugel nur ein paar wenige Meter weit. Seelenruhig holte er die Kugel zurück und sagte: “Ach, ich mach noch mal.” Da brauchten die Gegner ein paar Sekunden, um zu realisieren: Äh, nein, geworfen ist geworfen. Wiederholen ist gestohlen.
Dietmar Fechner von Team “Unser Havelland” brachte seine Mannschaft derweil mit unverzichtbaren und sehr klugen Tipps weit nach vorn: “Konzentrier dich. Bleib auf dem Weg. Triff nicht den Baum.” Da freuten sich die Werfer: Danke, Dietmar!
Ab durch den Wald
Nach einer kleinen Imbiss-Pause im Hotel & Restaurant Kronprinz ging es von hier aus los zu einer zweiten Runde durch den Wald – jetzt im Bereich zwischen Waldheim und dem Bahnhof Finkenkrug.
Auf die Spieler wartete auch hier ein Rundweg, der zunächst auf einem gerade einmal einen Meter breiten Weg startete, dann durch einen Bereich führte, der von herumliegenden Baumstämmen und Ästen nur so strotzte, um dann am Ende auf einem breiten und schnurgeraden Weg durch den Wald richtig Meter machen zu können.
Jogger, Spaziergänger und Fahrradfahrer staunten nicht schlecht, als ihnen 48 Spielerinnen und Spieler entgegenkamen, die kleine orangefarnene Kugeln über den Weg schleuderten – und jeden Fehlwurf mit lautem Stöhnen quittierten. So mancher in den Wald ausgeführte Hund musste auch lautstark davon abgehalten werden, das orangefarbene Spielgerät mit spitzen Zähnen vom Weg zu klauben und damit stiften zu gehen.
Gerade bei dieser Runde kam es darauf an, auf wechselndem Terrain die Ruhe zu bewahren und neue Werfer-Skills zu entwickeln.
Auf dem engen Waldweg ging es vor allem um Zielgenauigkeit: Der Ball sollte möglichst auf dem schmalen Weg bleiben und nicht im Unterholz landen.
Auf der letzten Weghälfte mit dem breiten Weg spielten Holzhindernisse dann keine Rolle mehr. Hier konnten die Werfer mit besonders langen Armen einmal zeigen, was in ihnen steckt. Hier konnten die Teams mit guten Werfern Striche auf der Kladde sparen, weil sie mit weniger Würfen die gleiche Distanz wie der Gegner überbrücken konnten. Das konnte durchaus spielentscheidend werden.
Am Ende der zweiten Runde wurden alle Würfe und die Strafpunkte zusammengezählt: Damit standen die Sieger beim Boßeln fest.
Essen im Kronprinz
Von Anfang an ist das Hotel & Restaurant Kronprinz ein starker Partner für das “Unser Havelland” Event.
Das hat sich auch 2025 nicht geändert. Nach der ersten Runde am Scheinwerferberg fuhren alle Spieler mit dem Auto zum Kronprinz. Hier hatte das Gastroteam bereits eine kleine Erfrischung für die Spieler vorbereitet. Es gab frisch geschmierte Schmalzstullen mit eingelegten Gurken und passend dazu einen heißen Glühwein. Die Frauen durften sich außerdem ein Glas Sekt an der Bar abholen – ein Geschenk des Hauses, schließlich war am 8. März auch Frauentag. Viele Herren nutzten die Gelegenheit, um sich auch gleich noch ein Bier zu bestellen.
Viele Spieler nutzen auch die Chance, noch einmal rasch die Toilette zu benutzen, bevor es wieder zurück in den Wald ging.
Nach der zweiten Runde fand die Siegerehrung im Kronprinz statt. Noch wichtiger: Es gab für alle Spieler ein heißes Essen. Bereits im Vorfeld hatten alle Teilnehmer des Boßel-Turniers ihre persönliche Präferenz verkündet – und sich wahlweise Eisbein mit Sauerkraut und Kartoffeln, ein Schnitzel Wiener Art mit Pommes oder das vegetarische Gericht “Gnocci mit Spinat” gewünscht. Kaum waren die Spieler im Restaurant eingetroffen, stand auch schon das Essen auf dem Tisch. Das war eine echte Punktlandung.
Interessant war, dass es nicht wenige Spieler gab, die den Kronprinz zuvor noch nie besucht hatten oder schon sehr lange nicht mehr. Ein Spieler meinte: “Ich war zuletzt nach der Wende hier, das ist ja schon sehr lange her. Es hat sich sehr viel geändert.”
So konnte die Gastronomie das Boßel-Turnier auch verwenden, um neue Gäste auf sich aufmerksam zu machen.
Nach letzten gemütlichen Gesprächen löste sich die Boßel-Runde dann langsam auf. Es war ja auch schon nach 15 Uhr. Fünf Stunden Sauerstoff tanken bei schönstem Wetter in der freien Natur: Man kann sein Wochenende auch deutlich schlechter verbringen.
Wird es auch noch ein sechstes Boßel-Turnier geben? Das entscheidet sich Ende des Jahres.
Die Gewinner
Am Ende des Turniers waren alle Witze und Scherze vergessen, da ging es plötzlich nur noch um eins: Wer hatte das 5. Boßel-Turnier wohl gewonnen? Die Turnierleitung rechnete die Wurfpunkte der Hin- und der Rückrunde zusammen und addierte am Ende auch noch die Strafpunkte dazu.
Interessant: Das Team “Sven Steller” und das Team “Familie Ritter” holten sich zusammen die Krone für die meisten Strafpunkte – jeweils 20 standen am Ende auf der Zettelwirtschaft. Am wenigsten Strafpunkte hatte das Team “Jana Scheibe”. Auf ihrem Zettel standen nur 9 Strafpunkte.
Zur Siegerehrung. Erster wurde in diesem Jahr das Team “Jana Scheibe” – mit Jana und Lars Scheibe, Anja Gürgen und Steffen Wurm. Sie hatten am Ende mit 108 Punkten die beste Bilanz.
Auf Platz 2 kämpfte sich das Team “Unser Havelland” mit Carsten Scheibe, Dietmar Fechner, Jörg Reinhardt und Susanne Ripke ins Rampenlicht zurück. Sie hatten das allererste Boßeln gewonnen, landeten im letzten Jahr aber auf einem unglücklichen Platz 4. In diesem Jahr ging es mit 122 Punkten aber wieder nach vorn.
122 Punkte hatte auch das Team “Kosin” auf Platz 3 mit Wolfgang und Christine Kosin, Claudia Fink und Lars Wusterhausen. Team “Kosin” hatte aber 14 Strafpunkte, Team “Unser Havelland” nur 11. Das machte in der Wertung den Unterschied.
Platz 4 erreichte Team “Sven Steller” mit 124 Punkten. Auf Platz 5 kam das Team “EMA Immobilien” mit 125 Punkten. Es war also knapp.
Im letzten Jahr wurde übrigens fast genau die gleiche Runde gelaufen. 2024 gewann das Team “Sven Steller” mit 114 Punkten. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 229 (4/2025).
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