Frag den Heiko – What’s up FKS – offene Fragestunde mit Heiko Richter!

Am 14. Januar lud das Jugendforum Falkensee zur offenen Fragerunde “What’s up FKS” in das Foyer der Stadthalle ein. Die Bürger sollten die Gelegenheit bekommen, Bürgermeister Heiko Richter nach seinem ersten Jahr im Amt mit ihren ganz persönlichen Fragen zu löchern. Am Ende kamen leider nur zwanzig Personen. Spannend wurde es aber trotzdem: Heiko Richter verriet, dass wir in Falkensee fast ein eigenes Rechenzentrum bekommen hätten.
Passend zum einjährigen Amtsjubiläum von Bürgermeister Heiko Richter hatte am 8. November 2024 bereits das Seniorenforum Falkensee zu einer öffentlichen Fragerunde mit den Bürgern eingeladen. Allerdings gleich morgens um zehn Uhr. Kritik kam im Nachgang auf, weil viele interessierte Bürger zu dieser Zeit nun einmal arbeiten sind.
Aus diesem Grund läutete das Jugendforum Falkensee (www.jugendforum-fks.de) eine zweite Fragerunde ein. Diese fand am 14. Januar statt – aber erst ab 18 Uhr. Im Vorfeld gab es in den sozialen Medien viel Begeisterung für das Event. Deswegen wurden in Erwartung eines hohen Andrangs gleich 300 Stühle im Foyer der Stadthalle aufgestellt. Am Ende kamen aber doch nur zwanzig Personen zum Termin: eine große Enttäuschung für das Jugendforum.
Lulu Wittber (17) engagiert sich seit drei Jahren bei den Jugendlichen: “In unserer Talk-Runde mit dem Bürgermeister wollten wir den Bürgern die Chance geben, Heiko Richter ihre ganz persönlichen Fragen zu stellen.”
Bürgerpreis-Gewinner Marius Miethig (22) führte als Moderator durch die Veranstaltung: “Das Jugendforum gibt es seit 2015. Wir sind eine lockere Gruppe mit Jugendlichen aus Falkensee und Umgebung. Wir möchten die Stadt, in der wir leben, attraktiver machen. Wir laden zu Kleidertauschpartys und Fahrrad-Demos ein, führen das beliebte Sommerkino durch und veranstalten Konzerte und Festivals. Im Rahmen von Podiumsdiskussionen beschäftigen wir uns auch mit Politik und Demokratie.”
Die zunächst enttäuschend kleine Runde erlaubte es den Anwesenden aber, noch mehr auf Tuchfühlung mit dem Bürgermeister zu gehen, der viele spannende Fragen beantwortete. So auch diese:
Hattest du wegen schwieriger Entscheidungen, die du treffen musstest, schon einmal schlaflose Nächte?
Heiko Richter: “Schlaflose Nächte hatte ich schon vor meiner Zeit als Bürgermeister – das hat sich überhaupt nicht geändert. Früher ging es da oft um die eigene Firma, die eigene Verantwortung und eigenes Geld. Jetzt ist die Verantwortung ungleich größer geworden. Jetzt trifft man plötzlich Entscheidungen, die Einfluss auf das Leben von über 46.000 Bürgern haben. Und man hantiert mit sehr viel Geld, das man nicht selbst erwirtschaftet hat.
Schlaflose Nächte bekomme ich als Bürgermeister vor allem dann, wenn es um Dinge geht, die ich gar nicht selbst beeinflussen kann. Da fällt mir vor allem die Bahn mit ihrem aktuellen Sanierungsplan ein. Die Strecke Berlin-Spandau – Hamburg soll ja von August 2025 bis April 2026 komplett gesperrt werden. Das betrifft Falkensee komplett mit allen drei Bahnhöfen. Ich glaube, dass die meisten Bürger noch gar nicht abschätzen können, was da auf uns zukommt. Ich denke da nur an die vielen Pendler, die in Berlin arbeiten, oder an die jungen Leute, die in der Hauptstadt studieren. Es geht aber auch um Lehrer, die in Berlin wohnen und in Falkensee unterrichten. Wie kommen die nun am besten von A nach B?
Wir treffen uns zwar regelmäßig in einer Runde mit den anderen Bürgermeistern aus der Region, mit dem Landrat und mit der Bahn, aber da passiert nicht wirklich etwas. Die von der Bahn hören zu, aber reagieren nicht. Wir können zurzeit nur Bauprojekte wie etwa den Bau vom dritten Kreisverkehr an der Kreuzung Potsdamer Straße und der Schwartzkopffstraße so planen und schieben, dass die Baustelle nicht auch noch in diesen Zeitslot fällt.
Ich denke mir: Wenn man sieht, wie voll die Züge morgens von Falkensee nach Berlin sind, dann wird der angedachte Schienenersatzverkehr das gar nicht komplett abdecken können.”
Was hat dich in deinem ersten Jahr als Bürgermeister besonders überrascht?
Heiko Richter: “Also überrascht hat mich nicht, dass wir viele gute Leute bei uns im Rathaus haben. Das wusste ich bereits. Und wenn man diese Leute einfach mal ein bisschen machen lässt, dann werden sie sogar noch viel besser. Das ist meine Art der Führung. Ich weiß natürlich, dass ich am Ende etwas auf die Mütze bekomme, wenn das schiefgeht. Aber wir sind schon echt gut. Wir sind in vielen Bereichen viel besser aufgestellt, als wir dargestellt werden. Wir müssen uns nur noch besser verkaufen.
Was mich wirklich positiv überrascht hat, ist die gute Zusammenarbeit mit den Kollegen, also mit den anderen Bürgermeistern. Wir kommen gern zusammen und besprechen wichtige Dinge oft auf dem kurzen Dienstweg, wenn wir uns einmal treffen – etwa auf einem Neujahrsempfang. Inzwischen ist es schon so, dass wir Fahrgemeinschaften im Auto bilden, wenn wir zusammen einen Termin in einem anderen Ort haben.”
Ein wichtiges Thema in Falkensee sind immer wieder die Kitas. Wie ist da der Stand?
Heiko Richter: “Ich habe eine Tour durch alle Kitas und Horte gemacht, um selbst mit den Erzieherinnen vor Ort zu sprechen. Da habe ich festgestellt, dass wir bei den alten Kitas einen riesigen Sanierungsstau haben. Es gibt zwar drei nagelneue Kitas in Falkensee und auch der Hort in der Europaschule ist ziemlich neu. Aber der Altbestand muss dringend angefasst werden. Wir stellen nun erste Planungsmittel dafür in den Haushalt ein, mit der Idee, eine Interimskita zu bauen. Hier könnte eine Kita, die wir grundlegend sanieren möchten, für ein Jahr einziehen, damit wir in Ruhe den jeweiligen Standort modernisieren können.”
Es ziehen immer mehr Menschen nach Falkensee, überall wird gebaut. Kann man den Zuzug nicht beschränken, bevor die Stadt endgültig ihren Charakter als Gartenstadt verliert?
Heiko Richter: “Wir müssen zunächst einmal beachten, dass Menschen ein unbebautes Grundstück besitzen oder vererbt bekommen. Ihnen kann man nicht verbieten, hier ein Haus zu bauen und anschließend nach Falkensee zu ziehen. Auf vielen freien Grundstücken, auf denen ich noch als Kind gespielt habe, steht heute bereits ein Haus. Falkensee wurde auf diese Weise immer weiter verdichtet.
Hinzu kommen nun natürlich noch die großen Bauprojekte, also die Mehrgeschosser für den Wohnungsbau, die zurzeit vor allem im Zentrum entstehen. Hier muss man eins unbedingt wissen: Diese Wohngebiete wurden in den Bebauungsplänen bereits in den 90er und 2000er Jahren ausgewiesen, als wir in Falkensee nur um die 20.000 Bewohner hatten – und uns dringend Zuzug gewünscht haben. Man denke jetzt einmal an die Degewo-Neubauten im Falkenhorst mit dem viel kritisierten Neungeschosser. Diese Bauten wurden nicht neu zugelassen. Die Degewo hat die Fläche schon vor Jahrzehnten erworben. Sie haben die Parkstadt gebaut, anschließend ließ das Interesse nach. Also hat man die Fläche zunächst einmal brachliegen lassen, weil es damals keinen weiteren Zuzug mehr gab. Jetzt ist der Zuzug aber wieder da. Und da werden halt die alten B-Pläne genutzt, die seit damals weiterhin verbindlich sind. Leider werden diese Pläne mitunter bis auf den allerletzten Millimeter ausgenutzt.
Das hat natürlich alles Konsequenzen für unsere Infrastruktur. Die Bahnhofstraße im Zentrum ist z.B. um 15 oder 16 Uhr so verstopft, dass ich echt einen Horror davor habe, dass es einmal in der Volksbank brennt. Da kommt die Feuerwehr dann nämlich nicht mehr durch.
Da wir sehen, dass es in Falkensee inzwischen sehr eng wird, stehen wir bei der Planung neuer Bauprojekte schon sehr auf der Bremse.”
Wie geht es eigentlich mit dem Herlitz-Bau in Falkensee weiter? Das 160.000 Quadratmeter große und 40 Meter hohe Logistiklager am Bahnhof Seegefeld soll ja abgerissen werden.
Heiko Richter: “Tatsächlich ist es so, dass der Herlitz-Bau 30 Jahre nach seinem Bau nicht mehr zeitgemäß ist. Statt einem Hochregallager nutzen die Logistiker inzwischen viel lieber flache Bauten, wie sie ja inzwischen direkt neben dem Herlitz-Bau auch schon entstanden sind.
Es gibt einen Investor, der die gesamte Fläche gekauft hat. Er wird nun das Herlitz-Gebäude abreißen, diese Arbeiten haben bereits begonnen. Anschließend ist ein flacher Neubau geplant. Es ist schon bedauerlich, denn für mich war der Herlitz-Bau schon so etwas wie ein Wahrzeichen von Falkensee.
Schade ist: Es gab einen Investor, der den Herlitz-Bau gern übernommen und ihn zu einem Rechenzentrum umgebaut hätte. Ein Rechenzentrum hätte uns in Falkensee sehr gut ins Konzept gepasst. So ein Rechenzentrum verursacht keinen Verkehr wie etwa ein Logistikzentrum. Und wir hätten die Abwärme nutzen können, um ganze Wohngebiete und auch unser nahes Hallenbad zu versorgen. Gescheitert ist dieses Projekt am Ende, weil so ein Rechenzentrum sehr viel Strom verbraucht. Und eben diesen Strombedarf hätten wir nicht decken können. Das ist an den geplanten Standorten in Nauen, Wustermark und Brieselang ganz anders.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 227 (2/2025).
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