Erster Katastrophenschutz-Leuchtturm in Wustermark!

Was passiert eigentlich, wenn im Havelland einmal der Strom ausgeht – und tagelang nicht wieder eingeschaltet wird? Ein solcher Blackout ist nur ein mögliches Katastrophenszenario, auf das man im Landkreis gern vorbereitet sein möchte. Aus diesem Grund hat man bereits im März 2024 beschlossen, der Bevölkerung sichere Anlaufstellen in Krisensituationen anzubieten. Die Rede ist dabei von sogenannten “Katastrophen-Leuchttürmen”. Wustermark verkündet nun, dass der Katastrophen-Leuchtturm der Gemeinde steht. Es handelt sich dabei um die Dreifeld-Sporthalle in Elstal.
Die aktuelle politische Weltlage kann man bestenfalls als “herausfordernd” beschreiben. Nicht wenige Menschen haben Angst davor, was die Zukunft noch an unliebsamen Überraschungen für sie bereithalten wird. In Deutschland plant man bereits für den Ernstfall in der Zukunft, für eine Katastrophe welcher Art auch immer. Ein Szenario, das in diesem Kontext immer wieder diskutiert wird, ist ein möglicher Blackout, also ein vollständiger Stromausfall, der mitunter tagelang anhalten kann.
Michael Koch, Beigeordneter im Landkreis Havelland und zuständiger Dezernent für den Katastrophenschutz, sagt dazu: “Ein flächendeckender Stromausfall ist zwar unwahrscheinlich, aber die weitreichenden Folgen eines solchen Ereignisses können nicht ignoriert werden. Nach nur drei Tagen ohne Strom würde es der Gesellschaft an fast allem mangeln.”
Um im Katastrophenfall besser vorbereitet zu sein, hat der Landkreis Havelland bereits im März 2024 entschieden, die Kommunen dabei zu unterstützen, sogenannte Katastrophenschutz-Leuchttürme zu realisieren. Dafür soll auch eine finanzielle Unterstützung bereitstehen.
Dabei handelt es sich übrigens nicht um einen Alleingang vom Landkreis. In ganz Brandenburg sollen 300 dieser Katastrophenschutz-Leuchttürme entstehen, 18 davon entfallen auf das Havelland. Diese Leuchttürme sollen in Krisenzeiten eine sichere Anlaufstelle für die Bevölkerung sein. Sie dienen als zentrale Informations- und Versorgungspunkte.
Landrat Roger Lewandowski erklärt das wie folgt: “Die Katastrophenschutz-Leuchttürme werden vor Ort mit Notstrom versorgt und bieten Bürgerinnen und Bürgern im Krisenfall unter anderem Unterstützung durch Informationen zur Schadenslage, Erste Hilfe, eine Trinkwasserversorgung und die Möglichkeit, mobile Kommunikationsgeräte aufzuladen.”
Um diese neue Infrastruktur realisieren zu können, hat das Land finanzielle Mittel in Höhe von 2.340.000 Euro zur Verfügung gestellt. 540.000 Euro entfallen dabei auf den Landkreis Havelland.
Michael Koch: “Wir wollen kein Schreckensszenario zeichnen, sondern lediglich für den Notfall gut vorbereitet sein. Ich bin mir sicher, dass wir durch die Erfüllung unserer Aufgaben zum Schutz und zur Versorgung der Bevölkerung effektive Hilfe leisten können.”
Deswegen nimmt der Landkreis selbst noch einmal weitere 374.000 Euro in die Hand, um zusätzliche Netzersatzanlagen zu beschaffen und um die Notstromertüchtigung der einzelnen Rettungswachen voranzutreiben.
Eine der ersten Gemeinden, die einen solchen Katastrophenschutz-Leuchtturm nun konkret angegangen ist und in die Realität umgesetzt hat, ist die Gemeinde Wustermark.
In einer im Februar veröffentlichen “Bürgerinformation” heißt es: “Liebe Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Wustermark, die Herausforderungen, die uns durch unvorhersehbare Ereignisse und Katastrophen (…) begegnen können, erfordern eine gute Vorbereitung. Im Falle einer (…) Katastrophe wird die Gemeinde Wustermark unverzüglich eine zentrale Hilfsstelle in und an der Dreifeld-Sporthalle in Elstal, Maulbeerallee 1, einrichten. Für die schnelle Er- und Einrichtung dieses Katastrophenschutz-Leuchtturms sind alle vorbereitenden Maßnahmen abgeschlossen. Wenn das öffentliche Leben und die Versorgung der Bevölkerung durch einen Katastrophenfall gestört ist oder gänzlich zum Erliegen kommt, bietet Ihnen diese zentrale Hilfsstelle, insbesondere im Falle eines langanhaltenden Stromausfalls, Schutz und eine erste Grundversorgung.”
Wustermark möchte im Katastrophenfall persönliche Ansprechpartner bereitstellen, die vor Ort Informationen zur aktuellen Lage geben können. Es soll Trinkwasser geben, sanitäre Einrichtungen, aber auch eine Erste-Hilfe-Versorgung bei Verletzungen. Außerdem wird es eine Möglichkeit geben, sich selbst aufzuwärmen, mitgebrachte Vorräte zu erhitzen oder mobile Endgeräte aufzuladen.
Weiter steht in der Bürgerinformation: “Abhängig von Art und Dauer der eingetretenen Katastrophe werden an dieser zentralen Hilfsstelle weitere Hilfsleistungen wie z.B. Schlafgelegenheiten, Decken und Babynahrung bereitgestellt.”
Die Gemeinde weiß aber, dass sie in der ausgewiesenen Turnhalle nicht alle Bürger zur gleichen Zeit versorgen kann – und mahnt zur Eigenvorsorge: “Ich möchte Sie ermutigen, sich mit den Checklisten und Informationen des BBK (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, www.bbk.bund.de) sowie des Landkreises Havelland zum Katastrophenschutz vertraut zu machen. So können Sie sicherstellen, dass Sie für den Ernstfall gut gerüstet sind.”
Zu diesen Vorsorgemaßnahmen gehört es auch, sich stets mit ausreichend Wasser und Lebensmittel für wenigstens zwei Wochen einzudecken. Auch Kerzen, Batterien und andere Utensilien, die während eines Blackouts hilfreich sein können, sollten bevorratet werden.
Außerdem heißt es in der Bürgerinformation (www.wustermark.de/aktuelles/katastrophenschutz/): “Nutzen Sie den Notruf der Feuerwehr (112) und der Polizei (110) in einem Katastrophenfall nur im absoluten Notfall. Diese Leitungen sind für Menschen in akuten Notlagen reserviert. In einer Krisensituation ist es wichtig, dass diese Nummern für diejenigen verfügbar sind, die dringend Hilfe benötigen.”
Beruhigend sollen am Ende diese Zeilen von Bürgermeister Holger Schreiber wirken: “Bitte sehen Sie diese Informationen nicht als Grund zur Besorgnis, sondern als einen Hinweis, wie wir gemeinsam als starke Gemeinschaft in Krisenzeiten agieren können.”
Landrat Roger Lewandowski findet es gut, dass Wustermark mit gutem Beispiel vorangeht: “Vorbereitet sein ist alles. Wir hoffen natürlich alle, dass so ein Blackout oder ein anderer Katastrophenfall niemals eintreten werden. Der Blackout ist aber der wahrscheinlichste aller Katastrophenfälle. Wir sind ja alle sehr abhängig von der Energie. Bei einem Blackout würde die Kommunikation schnell zusammenbrechen, zumal die Handyakkus nur eine begrenzte Laufzeit haben und auch schnell an ihr Limit geraten. In dieser Situation ist es gut, wenn man weiß, dass es einen festen Anlaufpunkt gibt, an dem man sich mit Informationen, Wärme und neuer Energie versorgen kann. Auch mental ist es wichtig zu wissen, dass man nicht alleine gelassen wird. Wir sorgen dafür, dass im Katastrophenfall Personal auch vom Landkreis vor Ort zur Verfügung stehen wird, damit eine gewisse Betreuung stattfinden kann.”
Weitere Katastrophenschutz-Leuchttürme sind im östlichen Havelland in Brieselang im Bürgerhaus, in Dallgow-Döberitz im Rathaus, in Falkensee in der Oberschule Falkensee und in der Geschwister-Scholl-Grundschule, in Nauen am Dorfanger 17 und 20 und in Schönwalde-Glien in der Grundschule im Glien angedacht.
Michael Koch: “Die Kommunen befinden sich derzeit in der finalen Phase der Fertigstellung der Einrichtung der Leuchttürme. Die vollständige Umsetzung wird sich voraussichtlich – bedingt durch die teilweise auftretenden Lieferschwierigkeiten bei den zu beschaffenden Ausstattungsgegenständen – etwas verlängern.”
Im Falle eines Kriegsereignisses dienen die Leuchttürme aber nicht als Bunkerersatz. Michael Koch: “Hierfür sind die gewählten Standort-Objekte baulich in keiner Weise geeignet oder hergerichtet. Die Katastrophenschutz-Leuchttürme sollen nur in bevölkerungsschutzrelevanten Notfällen, wie im Falle eines großflächigen und langanhaltenden Stromausfalls, als zentrale Anlaufstellen für die Bevölkerung dienen.” (Text: CS / Fotos: CS, Sebastian Kelm – Gemeinde Wustermark)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 228 (3/2025).
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