8 Wohnblöcke in Elstal: Bezahlbaren Wohnraum sichern!

Wohnen im Havelland, das muss man sich am Ende auch leisten können. In einem sehr ungewöhnlichen Schritt wurden nun acht Wohnblöcke in Elstal aus privater Hand in die kommunale Verwaltung übergeben. In 82 Wohnungen sollen die Mietpreise nun für wenigstens 13 Jahre lang festgeschrieben werden. Zukünftiger Eigentümer ist die GWV-Ketzin. Am 5. Februar wurde das Vorhaben unter Anwesenheit von Bauminister Detlef Tabbert der Öffentlichkeit vorgestellt.
In acht Wohnblöcken im Elstaler Eichenring war es bislang wie überall in Deutschland: Die Mieten stiegen und stiegen – und die Bewohner wussten nicht, wie lange sie sich das Wohnen im schönen Havelland angesichts der steigenden Mieten noch leisten können.
Dabei ist eins klar: Es braucht bezahlbaren Wohnraum nicht nur in ganz Deutschland, sondern auch im Brandenburger Speckgürtel von Berlin. Bei einem Neubau ist es angesichts der inzwischen sehr hohen Baukosten sehr schwierig geworden, mit sozial verträglichen Mieten zu kalkulieren. Aber wie sieht es eigentlich mit Gebäuden aus, die es schon gibt?
Die 82 Mietwohnungen, die in acht Wohnblöcken im Eichenring lokalisiert sind, gehörten in der Vergangenheit unterschiedlichen Eigentümern. Verwaltet wurden sie von der Berliner “aitia Gesellschaft für Fondmanagement”. Just diese Verwaltungsgesellschaft übergab im März 2023 ein Maklerexposé an die GWV-Ketzin – mit der Idee, dass die GWV-Ketzin eben diese 82 Wohnungen erwirbt und damit übernimmt.
Die GWV-Ketzin ist eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft, die bereits etwa 1.500 Wohnungen in Ketzin an der Havel, in Nauen und in Wustermark verwaltet. Der Kaufpreis wurde nach anderthalb Jahren intensiver Verhandlungen auf 12,5 Millionen Euro festgesetzt. Aufgrund der zwischenzeitlich eingetretenen Zinswende war es der GWV-Ketzin allerdings nicht möglich, diese benötigten Gelder selbst aufzubringen. So kam es zu einem finanziellen Schulterschluss zwischen der GWV-Ketzin, dem MIL (Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung), der ILB (Investitionsbank des Landes Brandenburg) sowie der Gemeinde Wustermark. Über die ILB konnte ein Förderzuschuss in Höhe von etwa 4,5 Millionen Euro realisiert werden. Der Kauf ging am 21. November 2024 über die Bühne.
Ziel ist es nun, die besagten 82 Mietwohnungen in Elstal dauerhaft zu sozial verträglichen Mieten anzubieten und diese langfristig auch zu halten. Die Mieten vor Ort dürfen ab sofort 13 Jahre lang nicht erhöht werden, es sei denn, sie liegen zurzeit noch unterhalb der durchschnittlichen Miete von 6,50 Euro pro Quadratmeter. Es gilt außerdem eine Mietpreis- und Belegungsbindung zur Schaffung und Sicherung von bezahlbarem Mietwohnraum für ganze 20 Jahre.
Wer bereits Mieter im Eichenring ist, braucht keinen Wohnberechtigungsschein vorzuweisen. Er wird allerdings bei allen neuen Mietern zur Pflicht.
Gedacht wird hier vorrangig an Haushalte mit Kindern, mit Älteren und mit Menschen mit Behinderung, an Personen in sozialen Notlagen, an Studenten und an Auszubildende.
Wichtig: Im Eichenring gibt es für die Zukunft auch noch ein Potenzial dafür, weitere Wohnungen zu schaffen. Dafür müssten die Dachgeschosse ausgebaut werden.
Am 5. Februar wurde das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt. Holger Schreiber, Bürgermeister von Wustermark, zu dessen Ortsteilen auch Elstal gehört: “Mit diesem Kauf setzen wir ein starkes Zeichen für die soziale Verantwortung und die nachhaltige Entwicklung unserer Gemeinde.”
Doreen Wagenschütz, Geschäftsführerin der GWV-Ketzin: “Von der einfachen Idee ‘Wir müssen für diesen Wohnungsbestand in Elstal als Wohnraumversorger etwas Gemeinsames tun, um ein bezahlbares Wohnen am hochpreisigen Wohnungsmarkt zu sichern!’ bis hin zur Umsetzung hat es einiges an Zeit, Willensstärke und Ausdauer gekostet. Am Ende hat es sich gelohnt, sich für ein derartiges soziales Wohnprojekt einzusetzen, da viele Akteure das gleiche Ziel verfolgt haben. Dafür bin ich dankbar und stolz. Dankbar bin ich auch, dass Frau Weil als Vertreterin der aitia und der LEG Kiefernsiedlung vertrauensvoll geduldig geblieben ist, um den Verkauf in kommunale Hände zu ermöglichen.”
Bauminister Detlef Tabbert freute sich bei der Vorstellung des Projekts: “Ziel der Wohnungspolitik des Landes Brandenburg ist es, den Menschen bedarfsgerechtes Wohnen zu bezahlbaren Preisen zu ermöglichen. Die Begrenzung von Mietsteigerungen in angespannten Wohnungsmärkten ist dabei eine der zentralen Aufgaben. Vor dem Hintergrund der sinkenden Zahl von mietpreis- und belegungsgebundenem Wohnraum gehört die bedarfsorientierte Schaffung von Mietpreis- und Belegungsbindungen zu den wichtigsten wohnungspolitischen Instrumenten des Landes. Ich freue mich, dass es in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten gelungen ist, am Standort Elstal durch ein individuelles Standortmodell für 82 Wohnungen Mietpreis- und Belegungsbindungen für einen Zeitraum von 20 Jahren zu sichern und gleichzeitig diese Wohnungsbestände in der langfristigen Verwaltung des kommunalen Unternehmens zu wissen. Gerade in den brandenburgischen Gemeinden rund um Berlin ist die Lage am Wohnungsmarkt sehr angespannt. Für mich ist es umso wichtiger, dass gerade Haushalte mit geringem und mittlerem Einkommen auch in diesen Kommunen bezahlbaren Wohnraum finden.” (Text: CS / Fotos: Sandy Kolbuch, Luftbild: Gemeinde Wustermark, Sebastian Kelm)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 228 (3/2025).
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