Kino-Filmkritik: Mr. No Pain

Jack Quaid ist der Sohn der beiden Hollywood-Schauspieler Meg Ryan und Dennis Quaid. Vor der Kamera erarbeitet er sich aber sehr schnell eine ganz eigene Fanbase. Das begann in der wohl schrägsten und blutigsten Superhelden-Serie aller Zeiten – “The Boys”. Nun brilliert er in einem rotzfrechen Action-Drama, das den Zuschauer keine einzige Sekunde langweilt und ihn in seinem Kinosessel zwischen Lachsalven und ganz, ganz üblen Phantomschmerzen hin und her wirft.
In “Mr. NoPain” lernen wir den absolut langweiligen Nathan Caine (Jack Quaid) kennen. Er arbeitet als stellvertretender Filialleiter in einer völlig unwichtigen Bank. Sein Alltag ist jeden Tag der gleiche. Was wir nach und nach erfahren: Nathan leidet an einem Gendefekt und kann deswegen keinerlei Schmerzen spüren. Regelmäßig klingelt ein Alarm auf seinem Handy, um ihn ans Pinkeln zu erinnern, seine Blase würde ansonsten platzen. Und er nimmt eigentlich nur flüssige Nahrung zu sich, weil er sich ansonsten unbemerkt seine eigene Zunge abbeißen könnte.
Ausgerechnet dieser Langweiler wird von einer schönen Kollegin erhört: Mit ihr verbringt er einen wunderbaren Abend und erst recht eine tolle Nacht. Als seine Bankfiliale überfallen wird und die Gangster seine neue Freundin Sherry (Amber Midthunder) als Geisel mitnehmen, kennt er kein Halten mehr – er nimmt die Verfolgung auf.
Wie funktioniert ein Actionfilm, wenn der “Held” keinerlei Schmerzen fühlten kann? Bestens. Drehbuchautor Lars Jacobson zeigt sich als wirklich fieser Schreibpsychopath, der den armen Nathan durch ein Tal der ungeweinten Tränen gehen lässt. Nathan wird verprügelt, böse gefoltert, er landet in einer Kevin-Allein-Zuhaus-Fallenwelt für Erwachsene und er muss eine Pistole aus einem Topf mit siedendem Fett fischen – mit seiner nackten Hand.
Immer, wenn man sich vor mitfühlenden Phantomschmerzen in seinem Kinosessel zusammenrollt wie eine empathische Kellerassel, kommt es noch schlimmer. Und das ist kein Scherz: Der Film trägt seine Freigabe “ab 18 Jahren” nicht aus Witz und Dollerei. Die Regisseure Dan Berk & Robert Olsen zeigen sich äußerst einfallsreich, wenn es darum geht, ihren Helden nach allen Regeln der Kunst zu misshandeln und zu verletzen. Auch das ist wahr: Noch nie hat es so viel Spaß gemacht, eine Figur leiden zu sehen. Denn oft bekommt es Nathan gar nicht mit, was ihm nun schon wieder Neues widerfährt.
Zugleich ist “Mr. NoPain” erfrischend witzig. Brutale Szenen wechseln sich immer wieder ab mit morbid-absurden Scherzen, die das 80er-Jahre-Kino zitieren, zugleich aber auch so frisch und neu sind, dass man als Zuschauer begeistert in die Hände klatschen möchte. Vor allem Nathans Videospiel-Mitstreiter Roscoe (Jacob Batalon) macht dem Zuschauer viel Freude.
“Mr. NoPain” überrascht mit wirklich unerwarteten Wendungen. Dass er nur 18 Millionen Dollar gekostet hat, sieht man ihm nicht eine Sekunde lang an. Klasse. (CS / Bilder: Sony Pictures)
Fazit: 4,5 von 5 Sternen (FSK: 18)
Spieldauer: 109 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=25CcwbC5lgI
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 229 (4/2025).
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