Lehrreich: Obstblütenfest in der Obstmuckelei bei Berge in Nauen!

Direkt vor Nauens Ortsteil Berge gibt es eine Streuobstwiese – die Obstmuckelei, die von Konstantin Schroth bewirtschaftet wird. Wo sonst in der Umgebung nur hektargroße Felder zu entdecken sind, wachsen hier die verschiedensten Obstbäume. Am 27. April lud der Verein “Äpfel und Konsorten e.V.” zu einem Obstblütenfest auf die Muckelei. Vor Ort gab es neben der sehenswerten Obstblüte auch ein breitgefächertes Programm. Über 200 Besucher folgten der Einladung.
Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Biotopen, die es in Mitteleuropa gibt. Zahlreiche Kräuter, Blumen, Gräser und Sträucher wachsen im Schatten der Obstbäume. Hier finden sich viele seltene Insekten, aber auch Reptilien, Vögel, Amphibien und kleine Säugetiere.
Seit 2021 gelten Streuobstwiesen als immaterielles Kulturerbe. Und nicht nur das: Hier können alte Obstbaumsorten in lebendiger Kultur erhalten werden, die Äpfel und Birnen hervorbringen, die so ganz anders schmecken als das Obst, das man sonst im Supermarkt einkaufen kann.
Das Problem ist nur, dass Streuobstwiesen in der heutigen Landwirtschaft in der Regel keinen Platz mehr finden, weil sie doch sehr viel händische Arbeitskraft binden und nicht genug Ertrag versprechen.
Immer am letzten Wochenende im April feiert Europa den Tag der Streuobstwiese und setzt so ein Zeichen für den Erhalt dieser wertvollen Kulturlandschaft. Das war auch in Nauen so. Der Verein “Äpfel und Konsorten e.V.” (www.aepfelundkonsorten.org) setzt sich seit 2012 für den Erhalt der Streuobstwiesen in Berlin und Brandenburg ein: “Wir wollen Streuobstwiesen als Teil traditioneller Landbewirtschaftung wiederbeleben, altes Wissen erhalten und regionale Biodiversität fördern. Dafür pflanzen wir neue Streuobstwiesen und pflegen alte Obstbaumbestände.”
Oliver Exner von “Äpfel und Konsorten”: “Unser offizieller Vereinssitz ist in der Burg Storkow. Wir haben etwa 100 Mitglieder. Wir kümmern uns um die Pflegebewirtschaftung von Flächen in Brandenburg. Zurzeit haben wir etwa 30 Hektar an 18 verschiedenen Brandenburger Standorten in der Bewirtschaftung. Die Flächen haben wir zum Teil gepachtet, mitunter arbeiten wir aber auch in Kooperation mit den Eigentümern. Manchmal haben die Eigentümer auch noch eine ungenutzte Freifläche und fragen uns, ob wir ihnen bei der Anpflanzung einer Streuobstwiese helfen können. Seit 2016 sind wir auch die ‘Kompetenzstelle Brandenburger Streuobstwiese’. Aktuell bieten wir im zweiten Jahr auch eine Ausbildung zum Obstbaumwart an, um den Nachwuchs zu fördern.”
In diesem Jahr lud der Verein am 27. April zum Obstblütenfest und zum Tag der Streuobstwiese ein. Dieses Mal fand das Fest in der Obstmuckelei (www.der-obstbäumerich.de/die-obstmuckelei) statt.
Oliver Exner: “Die Obstmuckelei ist keine Fläche, die unserem Verein gehört. Diese Streuobstwiese wird von Konstantin Schroth bewirtschaftet. Er ist unserem Verein aber sehr verbunden. Wir haben nach einer Fläche gesucht, um das Fest auszutragen. Die Obstmuckelei ist eben auch von Berlin aus sehr einfach über die B5 zu erreichen.”
Konstantin Schroth hat die circa sechs Hektar Bio-zertifizierte Obstwiese im Jahr 2020 zusammen mit der Kulturland-Genossenschaft (www.kulturland.de) übernommen. Er bewirtschaftet die Obstmuckelei seitdem alleine und kümmert sich nun als Zertifizierter Obstgehölzpfleger (PV) und Obstwiesen-Pädagoge um mehr als 500 Obstbäume.
Eine echte Besonderheit ist, dass die Obstmuckelei mitten in die Felder der Nauener Landwirte hineinragt – eine Insel der Diversität inmitten einer Monokultur. Wenn man von Berlin aus kommend über die B5 fährt, findet man die Obstmuckelei direkt vor dem Nauener Ortsteil Berge auf der linken Seite.
Konstantin Schroth: “In der Obstmuckelei wachsen Apfel-, Birnen-, Kirsch- und Pflaumenbäume, auch Walnüsse wollen wir ernten. Für später plane ich auch Esskastanien und Maulbeeren anzupflanzen. Ich bin sehr biodivers aufgestellt. Ich habe bestimmt fünf Apfelsorten und drei, vier verschiedene Birnensorten. Als ich die Fläche übernommen habe, stand hier bereits ein Großteil der Bäume. In den letzten Jahren habe ich aber noch einmal gut 150 Obstbäume nachgepflanzt und außerdem hunderte Heckenpflanzen.”
Lohnt sich das denn finanziell? Konstantin Schroth: “Richtig klassisch rentabel ist das nicht. Aber meine Idee ist es schon, hier einen Lebensraum für Wildtiere zu etablieren. In der Obstmuckelei sehe ich den Gelbspötter und das Schwarzkehlchen, die Zauneidechse, die Schleiereule, den Feldhasen und den Fasan. Auch Gottesanbeterinnen leben in der Obstmuckelei. Außerdem möchte ich hochwertiges regionales Obst produzieren. Das wird direkt als Tafelobst verkauft. Ich gebe es aber auch in eine regionale Mosterei, um daraus z.B. Apfelsaft zu machen. Außerdem habe ich einen Imker aus Brieselang mit auf der Fläche.”
Der späte Frost im letzten Jahr hat übrigens auch die Obstmuckelei schwer getroffen. Konstantin Schroth: “Letztes Jahr sind tatsächlich alle Blüten erfroren und ich habe so gut wie gar nichts ernten können. Ich hatte 99 Prozent Ausfall. Ganz viel hängt ja auch von der Witterung ab. Letztes Jahr hatte ich keinen Ertrag, aber die Bäume haben mehr oder weniger regelmäßig Niederschlag bekommen. Das war wenigstens für das Baumwachstum ein gutes Jahr. Dieses Jahr beginnt wahnsinnig trocken, das macht es vor allem den jungen Bäumen schwer, die noch nicht so tief wurzeln.”
Während des Obstblütenfestes konnten die Besucher auf dem Gelände picknicken, an einer Führung teilnehmen, sich einer Vogelstimmenwanderung anschließen, einem Vortrag über alte Obstsorten lauschen oder die Auslagen in vielen aufgestellten Buden bestaunen. Hier gab es Produkte von der Streuobstwiese, Infostände und einen Nistkästenverkauf. (CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 231 (6/2025).
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