Es geht weiter in der Alten Schule Ribbeck: Krise abgewendet und neuer Vereinsvorstand gefunden!

Wer Ribbeck besucht, begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit. Vor Ort wartet man nur darauf, dass gleich Theodor Fontane um die Ecke biegt. Dazu passt auch die “Alte Schule”, die neben einem kleinen Café auch ein historisches Klassenzimmer “wie vor 100 Jahren” beherbergt. Die Zukunft der “Alten Schule” stand nach einem Todesfall Anfang des Jahres auf der Kippe, aber jetzt ist alles geregelt: Vor Ort geht es weiter!
Rund um den alten Dorfanger von Ribbeck staunt der Besucher über das herrschaftliche Schloss, stattet dem privaten Friedhof der von Ribbecks einen Besuch ab, schaut in der alten Brennerei bei “Frau Wesche’s Waschhaus Café” vorbei und kehrt am Ende vielleicht noch in der “Alten Schule” ein.
Die “Alte Schule” war tatsächlich einmal die alte historische Schule des Ortes. Der damalige Herr von Ribbeck ließ sie 1841 errichten, anschließend wurde im kleinen Gebäude viele Jahre lang Deutsch und Mathematik unterrichtet.
Während der DDR-Zeit zog hier ein Konsum ein, danach hat der Verein “Alte Schule Ribbeck V.I.F. e.V.” das Gebäude von der Stadt Nauen gemietet, um 2006 ein Museum mit Café zu eröffnen, das nicht gewinnorientiert arbeitet und vor allem der Kultur verpflichtet ist. Wer das Gebäude betritt, findet nun auf der linken Seite das Café vor.
Auf der rechten Seite wurde ein altes Schulzimmer von Anno dazumal originalgetreu wieder hergerichtet – mit Schiefertafel, Holztischen, alten Schulbüchern und mit Tintenfässern und Schreibfedern für die Kinder. So manche Schulklasse kam hier bereits als Gast in den Genuss, einen historischen Schulunterricht wie noch vor 100 Jahren zu erleben.
Außerdem gab es in der “Alten Schule” immer wieder Lesungen oder etwa ein historisches Puppentheater.
Federführend vor Ort war in den letzten beiden Jahrzehnten stets Axel Koziol als Erster Vorsitzender im Verein. Mit großem persönlichen Einsatz sorgte er für das Fortbestehen der “Alten Schule”. Leider ist Axel Koziol Anfang des Jahres verstorben.
Das große Problem: Es gab keinen Nachfolger, der bereit dafür war, die Verantwortung zu schultern. Es hieß auf einmal sehr dramatisch: Findet sich kein Nachfolger, muss der Verein aufgelöst, der Mietvertrag für das Gebäude gekündigt und die “Alte Schule” aufgelöst werden.
Völlig überraschend konnte nun aber doch ein neues Vorstandsteam gefunden werden. Jan Gabriel kümmert sich nun als erster Vorstandsvorsitzender und als offizieller Geschäftsführer um die Finanzen und die Bürokratie, während Katrin Naumann als zweite Vorstandsvorsitzende und kulturpädagogische Leitung die Kunst und Kultur im Auge hat.
Jan Gabriel: “Es geht also weiter in der ‘Alten Schule’. Und das ist gut so. Zwei unserer Café-Mitarbeiterinnen werden über das 100-Stellen-Programm vom Landkreis gefördert. Auch für unsere Kulturangebote erhalten wir Förderungen. Da es nun einen neuen Vorstand gibt, haben wir unseren Mietvertrag bereits wieder um fünf weitere Jahre verlängert. Das hat viele Nachbarn und Stammgäste sehr gefreut. Wir sind auch weiterhin das einzige gastronomische Angebot, das jeden Tag in Ribbeck geöffnet hat.”
Im Café, das auch Sitzplätze im Freien anbietet, gibt es ein “niederschwelliges Angebot” für hungrige Gäste. Nach einem Frühstück geht es ab 12 Uhr mit warmen “Kleinigkeiten” weiter – etwa mit der bei den Gästen sehr beliebten Linsensuppe, den Kartoffelpuffern mit Quark, der Dorfschullehrerstulle oder einer Bockwurst mit Brötchen. Nachmittags kommt hausgemachter Kuchen mit Kaffee auf den Tisch. Mindestens fünf, sechs verschiedene Sorten Gebäck gibt es jeden Tag.
Das handgeschriebene “Schulheft von Luzie Birnbaum aus der dritten Klasse”, das auf den Tischen im Café ausliegt, entpuppt sich als sehr urige Speisekarte. Lustig: Eine imaginäre Lehrerin hat die Speisekarte mit Rotstift korrigiert und Fehler verbessert. Noch lustiger: Die Getränkeauswahl findet sich auf dem “Löschblatt”.
Jan Gabriel: “Ins Café kommen übrigens auch viele Nachbarn aus Ribbeck, einmal im Monat bieten wir hier auch ein preisreduziertes Seniorenessen an. Da kommen nicht nur Senioren aus Ribbeck, sondern auch aus Berge zu uns.”
Im Café finden sich ab zehn Uhr morgens Radfahrer, Touristen, aber eben auch viele Bürger aus Ribbeck ein. Jan Gabriel: “Wir haben in Ribbeck inzwischen regelmäßig Camper zu Gast, die gern ‘hinten’ auf dem Parkplatz übernachten. Morgens schleichen sie hungrig durch das Dorf, weil sie bei der nächtlichen Anfahrt nicht gesehen haben, dass wir gar keinen Bäcker haben. Die freuen sich, wenn sie bei uns frühstücken können.”
Jan Gabriel und auch seine neue Vorstandskollegin Katrin Naumann wohnen beide in unmittelbarer Nähe zur “Alten Schule” am Dorfanger.
Katrin Naumann: “Ich bin Kunsthistorikerin und veranstalte bereits seit Jahren Workshops. Das Problem auf dem Land ist immer wieder, dass es sehr schwer ist, einen freien Raum zu finden. Das hat der Verein mitbekommen und mich angerufen, ob ich denn nicht Interesse daran hätte, mich in der ‘Alten Schule’ zu engagieren. Ich habe sofort gesagt: Oh nein, um Gottes Willen. Nachts habe ich aber wach gelegen und überlegt, dass die ‘Alte Schule’ schließen muss, wenn sich niemand findet. Da habe ich meinen Fuß in die Tür gestellt und gesagt: Wartet doch mal, vielleicht mach ich es ja doch! Wenigstens den kulturpädagogischen Teil könnte ich abdecken. Es war ja auch eine paradiesische Aussicht, einmal einen so kurzen Arbeitsweg zu haben.”
Deutlich schwieriger war es, jemanden zu finden, der die Verantwortung als Geschäftsführer übernehmen könnte. Jan Gabriel ist selbstständiger Immobilienkaufmann, kennt sich also mit Zahlen aus: “Ich wollte nicht, dass die ‘Alte Schule’ verloren geht. Am Anfang dachte ich, ich könnte mich ja wenigstens dafür anbieten, die Buchhaltung zu machen. Die Witwe von Axel Koziol, die auch Mitglied im Verein ist, war so nett, mich vorab an eine Wand voller Aktenordner zu lassen. Bevor ich eine Entscheidung treffen musste, konnte ich mir also alle Zahlen ansehen. Auch der Steuerberater sagte mir, dass die ‘Alte Schule’ im Großen und Ganzen gute Zahlen schreibt. Als ich gehört habe, dass Frau Naumann für die Kultur mit im Boot ist, habe ich gesagt: Ja, zusammen schaffen wir das.”
Wie geht es nun weiter? Klar ist: Alles muss erst einmal wieder richtig ordentlich anlaufen. Deswegen soll zunächst gar nicht viel geändert werden.
Jan Gabriel: “Gerade als eine Institution mit öffentlichem Anspruch möchten wir nicht die vollkommerzielle Schiene fahren. Wir möchten weder dem Schloss noch Frau Wesche mit ihrem Café noch dem Italiener ‘La Dolce Vita’, der bald neben uns eröffnen wird, Konkurrenz machen. Wir wollen etwas bieten, was sonst keiner hat. Diese Nische müssen wir finden und besetzen.”
Katrin Naumann: “Auch kulturell werden wir das weiterführen, was bereits etabliert ist. Es werden nun auch wieder vermehrt Schulklassen zu uns kommen, um in unserem historischen Klassenzimmer zu erfahren, wie der Unterricht früher vonstatten ging. Es gibt auch ein Interesse vom Marienhof, wieder enger mit uns zusammenzuarbeiten und gemeinsame Aktionen zu planen. Passend zum internationalen Museumstag haben wir kurzfristig eine kleine Ausstellung mit alten Kinderbüchern aus den letzten 120 Jahren zusammengestellt. Unser Klassenzimmer lag in den letzten Jahren wegen Corona und Axels Krankheit in einem Dornröschenschlaf, das wollen wir wieder ändern.”
Jan Gabriel: “Für weitere Pläne ist es zurzeit noch zu früh. Wir haben die Vereinsleitung und die ‘Alte Schule’ erst am 1. Mai übernommen und sind zurzeit noch dabei, uns einen Überblick zu verschaffen. Ich arbeite mich zum Beispiel gerade in Themen wie Hygiene und Arbeitsschutz ein.”
Für viele Stammgäste ist es wichtig, in Ribbeck weiterhin einen verlässlichen Hafen zu haben, in den man einkehren kann, wenn einen die eigenen Wege wieder in den Fontane-Ort führen. Sie dürfen sich am 7. Juli, 8. September oder am 13. Oktober auf eine neue “Ribbecker Marionettenführung” durch den Ort freuen und können im “KramLaden” regionale Produkte wie etwa eine Birnenmarmelade oder einen Birnensenf einkaufen.
Für die Zukunft ist durchaus noch Potenzial vorhanden. Jan Gabriel: “Wir haben herausgefunden, dass Axel Koziol ein sehr umfangreiches und gut dokumentiertes Archiv zur alten Schule von Ribbeck angelegt hat – mit vielen Klassenfotos, alten Schulheften und jeder Menge Dokumente. Diesen Fundus können wir sicherlich noch einmal gut verwenden.”
Das neue Team hat richtig Lust darauf, sich vor Ort einzubringen und neue Ideen auszuprobieren. Jan Gabriel: “Eins meiner Hobbys ist etwa der Tischfußball. Ich würde gern einen Tischkicker aufstellen und ein Tischfußball für Jugendliche anbieten.” (Text/Fotos: CS)
Info: Alte Schule Ribbeck, Kinder- und Jugendförderverein V.I.F. e.V., Am Birnbaum 3, 14641 Ribbeck, Tel.: 033237- 85458, www.alteschule-ribbeck.de
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 231 (6/2025).
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