Havelland Kliniken: Oh weh, Gallensteine!

Jeder Mensch besitzt eine Gallenblase. Sie hilft bei der Verdauung und erledigt dabei unbemerkt und unauffällig ihren Dienst. Es sei denn, es bilden sich Gallensteine, die den Gallengang verstopfen, Koliken auslösen oder zu einer Entzündung der Gallenblase führen. In diesem Fall führt in der Regel kein Weg daran vorbei: Die Gallenblase muss entfernt werden. Dabei hilft in den Havelland Kliniken das neu angeschaffte Da-Vinci-Operationssystem. (ANZEIGE)
Da kommt mir doch die Galle hoch! Das geflügelte Wort aus dem Volksmund kennt jeder. Aber wofür gibt es die Galle eigentlich? Wozu braucht man die Gallenblase?
Carolin Oeder ist Leitende Oberärztin der Allgemein- und Vizeralchirurgie und zugleich Ärztliche Leiterin des Adipositaszentrums in den Havelland Kliniken (www.havelland-kliniken.de). Sie erklärt: “Die Gallenblase hat eine Reservoir-Funktion. Sie sammelt die Verdauungssekrete sowohl aus der Bauchspeicheldrüse als auch aus der Leber. Diese Sekrete werden bei der Verdauung gezielt in den Zwölffingerdarm abgegeben, um die Fettverdauung und die Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen zu unterstützen.”
Die Gallenblase kann ein Leben lang ihren Dienst tun und dabei unauffällig und ohne Beschwerden ihre Verdauungssäfte sammeln und weitergeben.
Carolin Oeder: “Nun kann es aber passieren, dass die Verdauungssäfte in der Gallenblase auskristallisieren. Kleine Kristalle aus Salzen und Säuren werden zunächst zu einem Gallenblasenschlamm, dann zu einem Gries. Die winzigen Körner werden größer und dann haben wir auf einmal einen Gallenstein. Das ist so, als würde man ein Sandkorn in eine Auster legen. Diese Gallensteine können schließlich für Probleme sorgen.”
David Schediwy ist Oberarzt in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie in den Havelland-Kliniken. Während Carolin Oeder eher für den oberen Gastrointestinaltrakt zuständig ist, operiert er im Bereich des Darms. Den Bereich der Gallenblasenchirurgie teilen sich beide Ärzte.
David Schediwy: “Kommt neue Nahrung in den Zwölffingerdarm, wird ein Reiz ausgelöst. Die Gallenblase zieht sich zusammen und gibt ihre gesammelte Flüssigkeit ab. Dabei kann es nun passieren, dass kleine Gallensteine in den Ausführungskanal gelangen und ihn verstopfen. Das sorgt für sehr starke Schmerzen. Dann kommen Patienten zu uns ins Krankenhaus, weil sie über krampfartige Schmerzen im Oberbauch klagen. Das ist nicht ungefährlich. So ein im Gang verkeiltes Steinchen kann sogar eine Bauchspeicheldrüsenentzündung hervorrufen, weil sich eben auch hier die Flüssigkeiten zurückstauen. Dann arbeiten wir eng mit unseren Kollegen von der Gastroenterologie zusammen, die Steinchen über eine Magenspiegelung aus den Gallenwegen heraustherapieren können.”
Ebenso kann es passieren, dass Gallensteine groß wie Murmeln werden. Sie können nun nicht mehr durch den Gallengang abgeführt werden und verbleiben ein Leben lang in der Gallenblase. Forschungen in der Vergangenheit, um solche Steine durch Medikamentengabe aufzulösen, waren nicht von Erfolg gekrönt. Außerdem gilt: Wo einmal Gallensteine entstanden sind, kommen sie auch leicht wieder.
Carolin Oeder: “Viele Menschen haben Gallensteine – und bemerken es gar nicht. Mitunter sorgen große Steine aber für Koliken, weil sich die Gallenblase im Versuch, sie loszuwerden, immer wieder zusammenzieht. Es gibt auch unspezifische Beschwerden wie Übelkeit, Probleme mit der Verdauung oder eine Dyspepsie. Gefährlich wird es, wenn sich die Gallenblase entzündet. Dann sollte die Gallenblase so schnell wie möglich entfernt werden. Tatsächlich sind die Havelländer ein wenig härter im Nehmen. Sie kommen oft erst dann mit typischen Beschwerden zu uns, wenn die Gallenblase bereits massiv entzündet ist – und eine Operation nicht mehr ganz so einfach ist.”
Wer ist eigentlich besonders anfällig für die Ausbildung von Gallensteinen? David Schediwy: “Tatsächlich sind deutlich mehr Frauen als Männer betroffen, wenn es um Gallensteine geht. Oft wirkt sich ein gewisses Übergewicht begünstigend auf die Ausbildung der Steine aus. Manche Medikamente können die Bildung von Gallensteinen ebenfalls unterstützen.”
Carolin Oeder: “Im Grunde genommen sind Gallensteine eine Zivilisationskrankheit, weil wir uns eben doch ganz anders ernähren als noch vor ein paar hundert Jahren. Auf unseren Teller kommen mehr Fette und viel weniger Ballaststoffe. Wir sind auf dem Weg, eine immer schwerere Gesellschaft zu werden. Da treten Gallensteine eben vermehrt auf.”
Wenn es dazu kommt, dass der Arzt den Daumen senkt und sagt, dass die Gallenblase entfernt werden muss: Wie geht eine solche Operation eigentlich vonstatten?
Carolin Oeder: “Der Eingriff erfolgt auf jeden Fall minimalinvasiv. Hier haben wir eine langjährige Expertise in unserem Zentrum für minimalinvasive Chirurgie (MIC) erworben. So ein Eingriff ohne große Schnitte ist aber nur dann möglich, wenn es keine größeren Voroperationen im Bauchraum gegeben hat. Hier könnten ansonsten Vernarbungen stören. Bei einem geplanten Eingriff reichen zwei, drei Übernachtungen auf der Station aus – und man kann wieder nach Hause gehen. Der Eingriff selbst kann 15 Minuten dauern, aber auch zwei Stunden. Das hängt etwa davon ab, ob die Gallenblase akut entzündet ist oder nicht. Oder ob es anatomische Besonderheiten gibt, mit denen wir nicht gerechnet haben. Wir müssen auch ganz genau die feinen Gallengänge und die Gefäße zur Leber und zur Gallenblase identifizieren. Die ableitenden Gänge werden mit zwei Clips abgeklemmt, die Gallenblase dann entfernt. Ein Blutgefäß, das zur Gallenblase führt, wird mit einer Strompinzette oder einem Strommesser verschorft und dann aus der Leber herausgeschält. Kommt es zu starken Blutungen oder geht die Gallenblase auf, weil die Wände schon mürbe sind, legen wir einen Schlauch ein, über den das Wundwasser ablaufen kann.”
Ein großer Vorteil, auf den die beiden Ärzte inzwischen bauen können, ist das moderne Da-Vinci-Operationssystem, das die Havelland Kliniken angeschafft haben.
Carolin Oeder: “Die Möglichkeiten der robotischen Chirurgie sind einfach bemerkenswert. Wenn wir mit Da Vinci operieren, ist die Vergrößerung noch einmal um einiges besser. Die Kamera hat eine höhere Auflösung und wir kommen näher an das Operationsgebiet heran. Außerdem haben wir eine echte 3D-Sicht. Zusätzlich haben wir einen Wirkungsgrad mehr bei der Bewegung, sodass wir nun sozusagen um die Ecke operieren können. Wir operieren nach wie vor selbst, werden aber durch den Operationsroboter unterstützt. Letztendlich haben wir drei Instrumentenarme und einen Kameraarm, die wir steuern. Bevor wir Patienten operieren dürfen, absolvieren wir theoretische und praktische Trainings, am Ende der Ausbildung steht eine Prüfung.”
David Schediwy: “Das Da Vinci System ist in den Havelland Kliniken bereits im vollen Einsatz, auch die Ärzte der Gynäkologie und Urologie arbeiten mit ihm. Wir verwenden es auch für die metabolische Chirurgie, also für Magenverkleinerungen und Bypass-Operationen, bei Reflux-Erkrankungen bzw. Zwerchfellbrüchen und im kolorektalen Bereich für die Tumorchirurgie.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 231 (6/2025).
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