Eine Schifffahrt, die ist lustig: Stern + Kreis bietet in Berlin ein Sightseeing vom Wasser aus!

Wenn es denn in Berlin und um Berlin herum etwas in Hülle und Fülle gibt, dann ist es das – Wasser. Schon lange wird Berlin deswegen auch als das deutsche Venedig bezeichnet. Und tatsächlich macht es viel Spaß, sich bekannte Sehenswürdigkeiten einmal ganz entspannt vom Schiff aus anzuschauen. Seit 137 Jahren bringt “Stern + Kreis” neugierige Passagiere mit dem Schiff von hier nach dort. Besonders empfehlenswert – die dreistündige “Weltkulturerbefahrt ab Wannsee”.
Am Schiffsanleger in Wannsee wird gerade an allen Ecken und Enden gebaut. Trotz aller Baufahrzeuge und Bauzäune lässt sich aber die große “Havelstern” nicht übersehen. Das Fahrgast-Motorschiff der Traditions-Reederei “Stern + Kreis” lädt Berliner, Brandenburger und jede Menge Touristen aus aller Herren Länder dazu ein, die Region und ihre Sehenswürdigkeiten einmal von der Wasserseite aus zu erkunden. Bis zu 500 Personen haben auf dem Schiff Platz. Sie sitzen bei Sonnenschein gern im Freien auf dem Oberdeck oder können es sich bei zu viel Wind und Wetter auch im wetterfesten Inneren gemütlich machen.
Für die über 20 Schiffe, die für “Stern + Kreis” unterwegs sind, beginnt stets im April die neue Saison (www.sternundkreis.de/shop/schiffstouren). Das ergibt Sinn: Die meisten Fahrgäste kommen eben vor allem dann, wenn die Sonne scheint.
Im Programm der Reederei finden sich viele Fahrten, die alle auf der Homepage vorgestellt werden und sich hier auch gleich buchen lassen. Da gibt es etwa die “7-Seen-Tour ab Wannsee”, “Rund um die Müggelberge”, die “Oberhavelseen-Tour ab Tegel” oder die “Abendliche Citytour ab Friedrichstraße”. Gern kann man auch bei der “Brückentour” anheuern, eine achtstündige Minikreuzfahrt machen, in das berühmteste Berliner Schiff – die “Moby Dick” – steigen oder an Bord des Solarkatamarans “SunCat” eine völlig emissionsfreie Fahrt antreten: Die “SunCat” fährt allein mit Sonnenkraft.
Die “Havelstern” hat eine andere Mission. Sie startet zur “Weltkulturerbefahrt ab Wannsee”, die an die drei Stunden dauert. Die Rundtour führt vom Großen Wannsee in die Havel, von dort in den Jungfernsee, in den Glienicker See und schließlich in den Tiefen See. Auf dem Weg von Wannsee nach Kladow und dann zurück bis nach Potsdam lassen sich zahllose Sehenswürdigkeiten in Augenschein nehmen, von denen viele zum UNESCO Weltkulturerbe gehören.
Sehr gelungen ist, dass auf dem Schiff all diese Sehenswürdigkeiten kurz und präzise und mit vielen Informationen, Jahreszahlen und Namensnennungen vorgestellt werden, kaum, dass sie rechts und links am Schiffsrumpf vorbeirauschen. Dabei spricht die Stimme aus dem Off, die sogar auf der Toilette zu hören ist, ihren Text erst in deutscher Sprache vor, um ihn dann noch einmal auf Englisch zu wiederholen.
Und was lernt man dabei nicht alles für spannende Dinge. Da geht es etwa um den 30-jährigen Krieg. Die Schweden hielten Brandenburg besetzt und der große Fürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg brauchte dringend Geld in der Kasse. So etablierte er auf einer Insel vor Berlin eine Kaninchenzucht. Deswegen wurde die Insel nur noch Kaninchenwerder genannt. Erst im Jahr 1795 wurde sie umbenannt. Heute kennt man sie als Pfaueninsel.
Über die Pfaueninsel sagt die Stimme aus dem Schiff auch: “Der Neffe von Friedrich dem Großen, Friedrich Wilhelm II., traf sich hier gern mit der Tochter des Hofmusikers. Sie hieß Wilhelmine und war seine Geliebte. Ende des 18. Jahrhunderts beschloss er gemeinsam mit ihr den Bau eines Lustschlosses auf der Insel.” Aha.
In Nikolskoe entdecken die Schiffsgäste zwischen den Zweigen der Bäume auch den Zwiebelturm der St. Peter und Paul Kirche. Sie wurde 1837 im Auftrag von Friedrich Wilhelm III. erbaut. Der sorgte auch dafür, dass 1844 direkt daneben das Blockhaus Nikolskoe errichtet wurde – im russischen Landhausstil. Er war nämlich der Schwiegervater vom Zar Nikolaus I. Die Idee war es, dem russischen Schwiegersohn ein heimisches Ambiente zu bieten, sollte der jemals Berlin besuchen. Tat er aber nie.
Auf der anderen Seite des Gewässers können die Schiffsgäste die Sacrower Heilandskirche ausmachen. Sie prägt seit 1844 das nördliche Ufer der Havel. Ab 1952 stand die Kirche aber so ungünstig im Grenzgebiet der DDR, dass sie einzig und allein von den Grenzsoldaten betreten werden konnte. Erst nach der Wiedervereinigung wurde sie saniert. Heute wird hier sehr gern geheiratet.
Was gibt es auf der Tour sonst noch Schönes zu sehen? Direkt vor dem Kladower Anleger lässt sich die kleine Imchen-Insel bestaunen, die von Menschen nicht mehr betreten werden darf und die heute die Heimat von unzähligen brütenden Graureihern und Kormoranen ist.
Die Passagiere der “Havelstern” fahren auch unter der Glienicker Brücke hindurch, auf der damals im Kalten Krieg gefangene Agenten zwischen Ost und West getauscht wurden – zum letzten Mal übrigens am 11. Februar 1986. Sie sehen Belvedere auf dem Pfingstberg, das Schloss Cecilienhof, den Flatowturm, die Potsdamer Nikolai-Kirche und viele andere Bauten mehr.
Kultur macht Appetit und eine 3-stündige Schiffsfahrt sorgt für Hunger: Wie gut, dass es an Bord auch Essen und Getränke gibt, die vom Service direkt an den Platz gebracht werden. Bei einem Glas Berliner Weiße und einer klassischen Berliner Currywurst mit einem hellen Brötchen zum “Stippen” schaut man sich das eine oder andere Kulturerbe gleich noch viel aufgeschlossener an. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 230 (5/2025).
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