Kino-Filmkritik: Thunderbolts*

Marvel schickt eine echte Trümmertruppe auf die Kinoleinwand – die Thunderbolts. Comicfreunde kennen die Thunderbolts bereits als schräge Resterampe ausrangierter Helden. Beim Film wird das Prinzip beibehalten, aber die Charaktere wechseln. Zentrale Figur im Kinofilm ist nun Yelena Belova (Florence Pugh) als White Widow, die sich von einem destruktiven CIA-Auftrag zum nächsten hangelt und dabei jede Freude am Leben verloren hat.
Einen tödlichen Auftrag möchte sie noch für die intrigante CIA-Direktorin Valentina Allegra de Fontaine (Julia Louis-Dreyfus) erledigen, dann soll für sie Schluss sein mit Morden und In-die-Luft-Sprengen.
Doch es zeigt sich, dass Valentina anscheinend noch mehr B-Ware im Angebot hat. In einem abgeschiedenen Forschungskomplex treffen John Walker (Wyatt Russell) als Ex-Captain-Amerika, Ava Starr (Hannah John-Kamen) als Ghost, Antonia Dreykov (Olga Kurylenko) als Taskmaster und eben die White Widow aufeinander – jeweils mit dem Auftrag, das Gegenüber zu töten. So möchte Valentina in einem Rutsch eine Menge dreckiger Spuren verwischen.
Doch das Unerwartete passiert: Die gefallenen Helden, die alle auf die eine oder andere Weise beschädigt sind, arbeiten plötzlich zusammen und zwar deutlich besser als einzeln. Zusammen mit dem Winter Soldier Bucky Barnes (Sebastian Stan) und dem aus Russland herbeigeeilten Red Guardian (David Harbour) formen die Semi-Helden nun die Thunderbolts.
Und sie müssen auch gleich ordentlich aufräumen. Denn bei den Kämpfen im Labor ist der überaus nette und ein bisschen verpeilte Bob (Lewis Pullman) ins Lampenlicht geraten – ein absoluter Durchschnittsbürger, der aber im Labor anscheinend ein paar besondere Fähigkeiten bekommen hat. Er verwandelt sich mitunter in The Sentry, eins der stärksten Superwesen aller Zeiten, fliegend, unzerstörbar, superstark. Aber wehe, man weckt seine dunkle Seite – dann wird aus The Sentry das pure Böse. Als The Void überzieht der psychisch sehr labile Bob alles mit seiner Dunkelheit und saugt die Menschen ins Nichts.
Auch wenn es ein paar richtig gute 180-Millionen-Dollar-Kloppereien gibt und der Film von Regisseur Jake Schreier nicht mit sehens- und erinnerungswürdigen Superhelden-Szenen spart, so überzeugt der Film “Thunderbolts*” vor allem auf einer psychisch-emotionalen Ebene. Sämtliche Figuren, die hier zum Einsatz kommen, sind starke Helden, gehören aber allesamt auf das Sofa eines Psychologen. Sie sind emotional verwundet und tragen das eine oder andere Trauma in sich.
Das zeigt sich vor allem in der Figur der Yelena Belova, die wunderbar verletzlich von Florence Pugh gespielt wird. Pugh bringt auf diese Weise eine ganz neue emotionale Tiefe in die Marvel-Filme hinein. Was dem Film sehr, sehr gut tut. Ihr emotional extrem beschädigter Gegenpart ist Bob, der am Ende auch auf genau dieser Ebene bekämpft werden muss.
Bei den vielen Figuren, die in “Thunderbolts*” mitspielen, bleibt leider nicht genug Zeit, um den Traumata von allen Figuren intensiv nachzuspüren. Hier muss der Zuschauer freilich ein wenig Vorwissen aus den anderen Marvel-Filmen und TV-Serien mitbringen. Denn alle Figuren wurden bereits in der Vergangenheit eingeführt.
Der neue Marvel-Film endet mit einem Knaller, der auch das Sternchen im Filmtitel erklärt. Es gibt zwei Bonusszenen nach dem Filmende. Es lohnt sich also, sitzenzubleiben. (CS / Bilder: Disney)
Fazit: 4 von 5 Sternen (FSK: 12)
Spieldauer: 126 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=LYh-NaddJ54
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 134 (5/2025).
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