Tauben, Hühner & Enten: Bernd Jockel aus Dallgow-Döberitz züchtet sie alle!

Bei Bernd Jockel in Dallgow-Döberitz sagen sich Tauben und Hühner gute Nacht. Seit 1968 züchtet der Dallgower Tauben. Für seine Zuchterfolge hat er bereits diverse Preise und Ehrungen erhalten. Zuletzt wurde er im Dezember letzten Jahres zum “Bundesehrenmeister” ernannt. Auf seinem Grundstück im Speckgürtel von Berlin züchtet er Tauben, Hühner und Enten.
So ganz still ist es auf Bernd Jockels Grundstück in Dallgow-Döberitz nur selten. Enten schnattern, Hühner gurren und hin und wieder krähen die Hähne. Und mittendrin – Bernd Jockel. Es sind keine gewöhnlichen Hühner, wie man sie aus Geflügelfarmen kennt, die der Dallgower züchtet. Die Federn des stattlichen Hahnes glänzen metallisch in der Sonne.
Auch die Tauben von Bernd Jockel haben nur wenig mit den grauen Stadttauben gemeinsam, die man kennt. Jockel züchtet ganz besondere Rassen – und das bereits seit mehr als fünf Jahrzehnten.
“Ich war in der Lehre, als ich mit dem Taubenzüchten anfing. Das war 1968, erzählt Bernd Jockel bei einem Treffen in seinem Garten. In dem Dorf, in dem er in Sachsen-Anhalt aufwuchs, züchteten tatsächlich viele Jugendliche Geflügel. Eine Kindheit und Jugend auf dem Land, die prägt einen: “Meine Großeltern waren Bauern. Meine Eltern hatten auch Tiere, sie hielten Schweine, Hühner und Ziegen.”
Auf die Tauben kam er, weil es nicht allzu viel Platz auf dem Hof der Eltern für das neue Hobby des Sohnes gab. Mit Thüringer Farbentauben und Altenburger Trommeltauben begann seine Leidenschaft für die eleganten Vögel. Bei den Thüringer Farbentauben blieb er, probierte weitere Rassen aus und nahm seine Tauben schließlich mit, als es ihn nach Dallgow-Döberitz zog. “Der Liebe wegen”, sagte er. Das war 1977. Und seitdem leben auch die gefiederten Tiere auf dem Grundstück. 200 Tauben, 40 Hühner, dazu Zwergenten und Smaragdenten.
Bereits zu Zeiten der DDR war Jockel in Zuchtvereinen aktiv. Das ist bis heute so geblieben. Bernd Jockel ist Mitglied im “Kleintierzüchterverein D 89 Falkensee e.V.” Er besucht viele Züchtertreffen und Ausstellungen im ganzen Land. Auf den Landesverbandrassegeflügelschauen im MAFZ (Märkisches Ausstellungs- und Freizeitzentrum) in Paaren-Glien beteiligte er sich jahrelang an der Organisation. Er ist ausgebildeter Preisrichter. Und auch bei der anstehenden Brandenburger Landwirtschaftsausstellung, kurz BraLa, vom 9. bis 11. Mai, plant er, wieder mit dabei zu sein.
Bei solchen Schauen zeigt er gern seine Sächsischen Schildtauben und auch die Thüringer Farbentauben, denen er treu geblieben ist. Mit Brieftauben haben die weißen Thüringer Farbentauben mit der schwarzen Maske nicht viel zu tun, erläutert der 72-jährige Bernd Jockel: “Das ist eine sehr ruhige Rasse.” Die Tiere sind sehr pflegeleicht. Die Tauben, auch Thüringer Schnippen genannt, waren bereits erfolgreich mit der Brut. Jockel präsentiert zwei noch spärlich befiederte Küken.
Weniger einfach sei das Brutgeschäft für die Sächsischen Schildtauben. Sie gehören zu den Sächsischen Farbentauben und haben auch an den Füßchen Federn. Das sieht neckisch aus, beim Brüten sei das aber eher hinderlich, berichtet Bernd Jockel: “Es besteht die Gefahr, dass die Tauben die Eier mit den befiederten Füßen versehentlich aus dem Nest kicken.” Was für Eier ja per se etwas ungünstig sei. “Deshalb kürze ich während der Brutzeit die Federn an den Füßen ein”, erklärt Bernd Jockel den Kurzfederschnitt am Fuß.
Die Täubchen wohnen in Volieren. “Leider kann ich sie schon länger nicht mehr frei fliegen lassen. Es sind zu viele Greifvögel unterwegs.” Damit die Tauben nicht als Futter für Milan & Co enden, bleiben sie also besser in den Käfigen.
Regelmäßige Untersuchungen und Impfungen sind Pflicht für die Tiere, erläutert Bernd Jockel weiter. Unter anderen auch um Krankheitsausbrüche und Übertragungen zu vermeiden, hat jeder Betrieb eine Betriebsnummer: “Zu Beginn jedes Jahres müssen wir unseren Tierbestand bei der Tierseuchenkasse melden. Das macht meine Frau am Computer.”
Mit Sorge blickt er auf Seuchen wie die Geflügelpest: “Wenn die Bestände ganzer Züchtungen und Betriebe getötet werden müssen…” Er spricht nicht weiter. Neben dem finanziellen Schaden ist da auch die emotionale Bindung zu den Tieren. “Man wächst doch mit denen auf”, sagt er.
Und wie ist das mit Erkrankungen, die von der Taube auf den Menschen übergehen, wie die berühmt-berüchtigte Taubenzüchterkrankheit?
“Da geht es um den Taubenstaub. Das ist aber mehr ein Problem bei Brieftauben als bei Rassetauben”, erklärt Bernd Jockel. Bei der Taubenzüchterkrankheit, auch Vogelhalterlunge, handelt es sich um eine exogen-allergische Alveolitis, eine Entzündung des Lungengewebes. Verantwortlich dafür sind Antigene aus Proteinen aus Kot oder Federn der Tiere. “Deshalb sollte man beim Stallausmisten auch besser eine Maske tragen”, sagt Bernd Jockel. Und: “Ich halte Lackfarbende Tauben, das begrenzt ebenfalls das Risiko.”
Leuchtende Farben trägt auch der Welsumer-Hahn zur Schau. Typisch Hahn stolzierte er umgeben von seinem Hennen-Harem durch sein Gehege.
Eher scheu und zurückhaltend verhielten sich die Zwerg- und Smaragdenten. “Die Tiere sind nur an mich und meine Frau gewöhnt”, erklärt Bernd Jockel. Hobbyzuchten in der Größe funktionieren nicht ohne familiären Rückhalt. Auch bei Bernd Jockel unterstützt ihn die Gattin und versorgt die Tiere, wenn er zu Ausstellungen reist. “Wir fahren sogar getrennt in den Urlaub.”
Am Beispiel der Italiener silberfarben erläuterte Bernd Jockel die gewünschten Zuchtergebnisse. Denn die Tiere werden auf bestimmte Merkmale hin gezüchtet. Ein halbes Dutzend Junghähne huscht aufgescheucht durch ihren Käfig. “Der Kamm, der Schnabel und die Zehen sind hier die entscheidenden Zuchtmerkmale”, erklärt Bernd Jockel. Pech hat der Hahn, der dem nicht entspricht. Er landet im Topf.
Für seine Zuchterfolge wurde Bernd Jockel schon mehrfach ausgezeichnet. Bei der LIPSIA, der Leipziger Rassegeflügelschau, wurde Bernd Jockel im Dezember letzten Jahres zum Bundesehrenmeister ernannt: “Das ist die höchste Ehrung, die man in der Rassegeflügelzucht erhalten kann. Damit habe ich nun alles erreicht. Nun wird’s Zeit, etwas ruhiger zu treten.“ (Text/Fotos: Silvia Passow)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 230 (5/2025).
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