Kino-Filmkritik: Der Pinguin meines Lebens

Am 25. April wurde watschelnd und Fische-futternd der alljährliche Weltpinguintag gefeiert. Bereits einen Tag vorher startete der passende Kinofilm zum Event in den deutschen Lichtspielhäusern: “Der Pinguin meines Lebens”. Der Film basiert auf einem autobiografischen Buch von Tom Michell. Es wird also eine Geschichte erzählt, die auf einer wahren Begebenheit beruht, was den Kinostreifen noch ein wenig spannender werden lässt. Das Drehbuch hat Jeff Pope geschrieben, als Regisseur wurde Peter Cattaneo verpflichtet.
Worum geht es? 1976 kommt Tom Michell (Steve Coogan) nach Buenos Aires, um an einem elitären Jungeninternat Englisch zu unterrichten. Tom ist ein Zyniker durch und durch, wobei sein feiner Humor an seine tumben Rabaukenschüler aber mehr oder weniger verschenkt ist. Sensibel, wie er ist, bemerkt er aber die Spannungen vor Ort. Es gibt einen Militärputsch, die Armee übernimmt und es kommt zu einer gewalttätigen Diktatur, während der zahllose Menschen spurlos verschwinden. Auf der Arbeiterseite gibt es die Montoneros, die gegen den Staat aufbegehren.
Tom Michell arrangiert sich mit den lernunwilligen Jugendlichen, liest seine Zeitung und schaut sich die Begebenheiten vor Ort an wie ein distanzierter Forscher, der einen ziemlich langweiligen Käfer unter der Mikroskoplinse hat.
Toms Leben wird auf den Kopf gestellt, als er einen Ausflug nach Uruguay unternimmt, dort vor einer Frau angeben möchte und einen kleinen Pinguin rettet, der in den Ölteppich eines ausgelaufenen Tankers geschwommen ist. Während die Frau auf den Flirtversuch nicht anspringt, zeigt sich der Pinguin umso anhänglicher: Tom wird ihn einfach nicht mehr los.
“Der Pinguin meines Lebens” zeigt in ruhigen, aber noch lange nachwirkenden Bildern, wie der kleine Vogel nicht nur Toms Leben beeinflusst, sondern das gesamte Jungeninternat auf den Kopf stellt. Die Kinder lernen plötzlich englische Gedichte, wenn sie danach nur den Magellanpinguin füttern dürfen, der den Namen Juan Salvador bekommen hat. Toms Kollegen finden sich auf dem Balkon des Englischlehrers ein, um dem Pinguin ungestört von ihren Sorgen zu erzählen. Und auch Tom öffnet sich und baut eine freundschaftliche Beziehung zu seiner argentinischen Köchin und ihrer Enkelin auf.
“Der Pinguin meines Lebens” ist ein ruhiger und sehr beeindruckender Film, der zugleich die Geschichte einer sehr unwahrscheinlichen Freundschaft erzählt, auf der anderen Seite aber auch die stets latent vorhandene Bedrohung durch die Militärdiktatur beschreibt. Das ist durchaus anspruchsvoll. So wird “Der Pinguin meines Lebens” ein sehr gehaltvoller Film, den man nicht eben so nebenbei wegschauen kann und der vom Publikum durchaus auch eine gewisse Reife voraussetzt.
Steve Coogan spielt den Tom Michell so unfassbar gut, dass man jede Sekunde Freude an dem Film hat und mit Spannung verfolgt, wie sich seine Figur zwischen einem distanzierten Zynismus und einer gut versteckten Herzlichkeit entwickelt und so die Schwierigkeiten seines Lebens meistert. Und natürlich macht es Spaß, Pinguin Juan Salvador dabei zuzuschauen, wie er die Herzen aller öffnet, die in seine Nähe gelangen. (CS / Bilder: TOBIS Film GmbH)
Fazit: 4 von 5 Sternen (FSK: 6)
Spieldauer: 110 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=ivhwya7O-xE
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 133 (4/2025).
Seitenabrufe seit 28.04.2025:
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