Ostern: Warum feiern wir das eigentlich?

Gisela Dittmer ist seit 20 Jahren Pfarrerin in der evangelischen Kirchengemeinde Falkensee-Seegefeld. Für die Kirche ist Ostern nicht nur eine Ansammlung von Feiertagen mit der Aussicht, zusammen mit der Familie Ostereier zu suchen. Für Christen ist das Osterfest das wichtigste religiöse Fest im Jahr: Es geht um den Tod von Jesus und seine Auferstehung. Gisela Dittmer erzählt, was Ostern zu bedeuten hat.
Jedes Jahr feiern wir Ostern. Wir malen Eier bunt an, treffen die Familie und haben ein paar Tage am Stück frei. Aber warum eigentlich? Pfarrerin Gisela Dittmer von der evangelischen Kirchengemeinde Falkensee-Seegefeld (www.kirche-falkensee-seegefeld.de) weiß, dass Ostern ein christliches Fest ist – und das wichtigste noch dazu: “Ich denke, dass viele Menschen gar nicht mehr den Ursprung wissen, warum wir Ostern eigentlich feiern. Deswegen finde ich es sehr schön, dass ich zum Thema als Pfarrerin befragt werde und etwas sagen kann.”
Die Ostergeschichte im Christentum beginnt eigentlich schon am Gründonnerstag. Jesus feierte an diesem Tag mit seinen 12 Aposteln das Abendmahl. Er ahnte aber bereits, dass er von einem der Apostel an die Stadtoberhäupter verraten wird, die Angst vor Jesus wachsendem Einfluss hatten und ihn tot sehen wollten. Tatsächlich kam es so: Judas verriet ihn.
Gisela Dittmer: “Ostern können wir auch nicht ohne den Karfreitag sehen. Am Karfreitag wurde Jesus Christus ans Kreuz genagelt und ist gestorben. Man muss sich klar machen, was das damals für die Menschen bedeutet hat, die an ihn geglaubt haben. Der Hoffnungsträger der Menschen, die damals gelebt haben, und von dem viele gedacht haben, er verändert jetzt endlich etwas zum Guten, der hing plötzlich tot am Kreuz. Damit war die ganze Hoffnung auf einmal dahin, die Menschen waren resigniert, sie dachten, jetzt ist alles aus, alles ist verloren. Sie dachten: Wieder haben die Mächtigen gesiegt. Wieder haben die gesiegt, die üble Nachrede betreiben. Auch die Jünger von Jesus hatten Angst, verhaftet zu werden, sie haben sich versteckt.”
In der damaligen Zeit wurden die Toten eigentlich so lange am Kreuz hängen gelassen, bis ihr Fleisch verrottet war.
Gisela Dittmer: “Dass Jesus vom Kreuz abgenommen wurde, das war schon eine sehr besondere Geste. Er bekam auch ein steinernes Grab, das ihm aufgrund seiner Todesart eigentlich gar nicht zugestanden hätte. Das zeigt, dass Jesus in seinem Tun so überzeugend gewesen sein musste, dass die Menschen auch noch nach seinem Tod für ihn eingetreten sind.”
Am Ostersamstag und zwar in der Nacht zu Ostersonntag wollten die Frauen Jesus noch einmal die letzte Ehre erweisen und ihn einölen und in frische Tücher legen. Als sie zum Ostermorgen zum Grab kamen, stellten sie allerdings fest, dass der schwere Stein vor dem Grab beiseite gerollt – und das Grab leer war.
Gisela Dittmer: “Die Frauen fragten sich erschrocken, wo denn der Leichnam von Jesus wohl sei. Sie bekamen die Antwort von einem Engel: Der Herr sei auferstanden, er sei nicht mehr hier. Die Frauen sind dann zu den Jüngern gelaufen und haben die Botschaft verkündet, dass der Herr Jesus von den Toten auferstanden sei. Das ist im Grunde genommen der Schlüsselmoment von Ostern.”
Wie kann man das interpretieren? Gisela Dittmer: “Dieser Moment sagt ganz klar aus: Der Tod kann besiegt werden, danach geht das Leben weiter. Wir dürfen darauf hoffen, dass das, was uns in dieser Welt belastet, überwunden werden kann. Die Auferstehung nährt die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod, auf dass alle Menschen, die einmal sterben, ebenfalls wieder auferstehen und in Gottes Nähe kommen. Hinzu kommt aber auch, dass wir alle über Ostern merken: Der Herr ist immer noch da, auch wenn sein Leichnam verschwunden ist. Das erlebten nämlich die Freunde von Jesus am Ostermontag. Jesus spach zu ihnen, als er sie auf ihrem Weg begleitete, auch wenn sie ihn nicht sofort erkannt haben. Das erleben wir in der Kirche auch in der nachösterlichen Zeit bis Christi Himmelfahrt. Wir merken: Die Begegnungen mit Jesus sind weiterhin möglich, etwa im Gebet oder wenn wir das Abendmahl feiern.”
Das bringt etwas Tröstendes in die doch recht brutale Geschichte um Tod und Auferstehung, richtig? Gisela Dittmer: “Ostern gibt uns die Hoffnung, die uns Christen bis heute trägt. Wir dürfen trotz allem Elend in der Welt darauf hoffen, dass Gott uns nicht verlassen hat. Er schenkt uns ein neues Leben, was im Grunde im Kleinen schon beginnt, wenn wir positive Veränderungen erleben.”
Christi Himmelfahrt findet genau 39 Tage nach dem Ostersonntag statt. Wie geht die Jesus-Geschichte denn weiter?
Gisela Dittmer: “Zu Christi Himmelfahrt verabschiedet sich Jesus von dieser Welt und fährt hinauf in den Himmel. Zugleich wird uns jemand angekündigt, der Jesus Stellvertreter auf Erden sein soll. Das findet dann zu Pfingsten statt. Das ist der Heilige Geist – als die Kraft, die uns zusammenhält und ermutigt. Deswegen haben wir ja die Dreieinigkeit aus Vater, Sohn und dem Heiligen Geist.”
Ostern fällt in den Frühling, die Natur erwacht. Wie kann man das mit dem christlichen Glauben in Einklang bringen?
Gisela Dittmer: “Gott ist der Schöpfer. Wir können sehen, wie im Frühling die Natur sprießt, wie alles wird. Das lässt sich wunderbar mit Ostern verbinden. Neues Leben erwacht in der Natur. Gott ist in Allem. Wir sehen die Zeichen, wenn aus scheinbar totem Holz wieder neues Leben erwächst. Ich muss auch das erzählen: Wenn ich einen Menschen erlebe, wie er stirbt und mit mir noch zusammen das Vaterunser beten kann, um dann ganz sanft und getröstet einzuschlafen, dann habe ich das Gefühl, er wurde abgeholt. Und ich habe nicht das Gefühl, alles ist aus. Mit Ostern kann man beides sehr gut verbinden, das Sterben und das Weiterleben. Es geht aber vor allem um die Hoffnung. ‘Du verwandelst meine Trauer in Freude. Du verwandelst meine Ängste in Mut’ heißt es in einem Kinderlied.”
Aber wie kommt das Ei, das Ostern doch so eine große Rolle spielt, dazu? Von einem Ei ist ja in der ganzen christlichen Ostergeschichte keine Rede.
Gisela Dittmer: “Das Ei steht für die Entstehung neuen Lebens. Die harte Schale könnte man auch mit dem steinernen Felsengrab gleichsetzen, in dem Jesus zu neuem Leben erwachte. Zugleich sind die Eier natürlich auch Ausdruck eines heidnischen Frühlingsbrauchs. Die Eier wurden als Opfergabe genutzt, um den Göttern Ehrerbietung zu erweisen. Das Christentum traf ja damals auf eine sehr heidnische Welt – und hat sich über die Jahrhunderte viele Traditionen zu Eigen gemacht, die die Menschen damals schon hatten.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 229 (4/2025).
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