Grünes Wunder zu Ostern: Mit Kräuterfee Tina aus Falkensee eine Gründonnerstagssuppe kochen!

Am Gründonnerstag kommt traditionell eine Gründonnerstagssuppe, auch 9-Kräutersuppe genannt, auf den Tisch. Darin werden die ersten Wildkräuter des Jahres verarbeitet. Ihr Genuss verspricht frische Kraft und Gesundheit. Kräuterfee Martina Bauer aus Falkensee erzählte uns, wo die Kräuter zu finden sind und kochte uns anschließend eine Suppe, die bereits unsere Altvorderen nach einem langen Winter wieder auf Trapp brachte.
“Schon die Germanen haben zu Ostara, dem Frühlingsfest, eine kräftigende Suppe gekocht”, weiß Kräuterfee Martina Bauer (www.kraeuterfeetina.de) zu berichten. Neun Kräuter geben dieser Suppe ihre Würze. Welche das sind, das variiert von Region zu Region. Auch das Wetter spielt vor der Ernte eine Rolle, denn es muss Sonne durch die noch kahlen Äste der Bäume auf den Waldboden scheinen, damit das erste Grün sprießen mag.
“Gundermann gehört unbedingt in die Suppe. Er gehört zu den mystischen Zauberpflanzen“, erklärte Martina Bauer, bevor es auf Kräutersuche ging. Das Ziel an jenem nebelverhangenen Morgen im März war der Bredower Forst, zwischen Falkensee-Finkenkrug und Brieselang.
Neun Kräuter, auch das hat seine Bedeutung, erklärte die Kräuterfee. „Die drei ist eine magische Zahl und was könnte bedeutungsvoller sein als drei mal drei?“ Wieder zu Kräften kommen, das war für die alten Germanen wichtig, denn der Winter war lang und kalt und karg. Magische Kräuter in heiliger Anzahl, das musste doch helfen, um wieder fit zur werden.
“Was schon unseren Vorfahren half, ist auch für uns gut”, versicherte die Kräuterfee, während sie zielsicher auf die Waldkante zulief. “Wildkräuter haben bis zu zehn Mal mehr wertvolle Inhaltsstoffe als Kulturpflanzen. Und – man findet sie draußen in der Natur. Wir müssen uns bewegen, sind an der frischen Luft, das tut uns nach dem langen Winter gut”, sagte sie. Gegen die morgendliche Kälte half dicke Kleidung. Dazu derbe Schuhe. “Die Socken am besten über die Hosen ziehen, denn willst du nicht mit Zecken rocken, trage die Hose in den Socken.”
In der Hand hielt die Kräuterfee ein Körbchen, darin ein angefeuchtetes Geschirrtuch. „Niemals die Kräuter in einer Plastiktüte sammeln, da schwitzen sie. Besser ist ein Körbchen. Wenn die Kräuter zu Hause nicht gleich verarbeitet werden, kann das Körbchen mit dem kostbaren Inhalt an einem schattigen Platz vor der Tür bis zu drei Tage stehen bleiben”, klärte sie auf, eilte voran, um nur wenige Schritte später wieder stehen zu bleiben.
Ihrem wachen Blick waren die kleinen, zartgrünen Blätter nicht entgangen. “Scharbockskraut, es gehört zu den Hahnenfußgewächsen. Es ist reich an Vitamin C und Mineralstoffen”, erklärte sie, zupfte ein Blättchen ab, reichte es weiter zum Kosten und probierte auch selbst. Würzig schmeckte es, es erinnerte an Feldsalat mit etwas Schärfe. “Alle Hahnenfußgewächse sind giftig, mit Ausnahme des Scharbockkrauts. Zumindest solange es noch nicht geblüht hat”, führte sie weiter aus.
Giftig ist ein gutes Stichwort. Gefleckter Schierling, Riesen-Bärenklau, Eisenhut und Maiglöckchen gehören zu den Giftpflanzen. Manche von ihren wirken tödlich und ihr Gift kann bereits bei Hautkontakt zur Wirkung kommen. Deshalb ist diese Schlussfolgerung ganz wichtig: “Wir sammeln nur, was wir 100-prozentig kennen”, erklärte Martina Bauer. Gesammelt wird auch nur nach der Dreierregel, die Martina Bauer sogleich erläuterte: “Einen Teil lassen wir der Pflanze, ein Teil bleibt für die Götter stehen, einen Teil nehmen wir. Und auch immer nur so viel, wie wir gerade brauchen, nicht mehr. Gesammelt wird nicht an der Straße und auch nicht dort, wo viele Hunde unterwegs sind.”
Das Scharbockskraut war im Körbchen gelandet und nur wenige Schritte weiter stand bereits die nächste Zutat. “Giersch, der Schrecken aller Gärtner. Er schmeckt nach Petersilie”, freute sich die Kräuterfee.
Weiter gings, die Vögel begleiteten die Kräutersuche mit Gesang, in der Luft lag der würzige Duft des Berliner Bärlauchs, er hat weite Flächen des Waldbodens im Bredower Forst besiedelt. Zartgrün leuchtete er, doch bevor es in dieses grüne Feld ging, wollte die Kräuterfee etwas von der Knoblauchrauke, einer Heil- und Würzpflanze, ernten. Martina Bauer zupfte die Pflanze mitsamt der Wurzel aus dem Boden. Vorsichtig wurde die Erde entfernt, bevor sie ein Stück der Wurzel zum Kosten weiterreichte. “Schmeckt wie Rettich, oder? Da sind Senfölglykoside drin, sie sorgen für den Geschmack. Wir nehmen für die Suppe auch die Wurzel mit”, beschloss die Kräuterfee.
Als nächstes stand wilder Schnittlauch am Wegesrand, auch er landete nach einer ausgiebigen Kostprobe im Körbchen. “Lecker”, erklärte Martina Bauer und freute sich, als sie junge Brennnesseln am Wegesrand sah. “Wie toll die sind. Da läuft mir das Wasser im Mund zusammen”, rief sie, kniete sich vorsichtig hin und zupft die jungen Pflanzen ab. Auch sie sollen in die Suppe. Wirklich, brennt das nicht auf der Zunge? Die Kräuterfee lachte. “Da gibt es einen Trick. Bevor die Brennnesseln gegessen werden, werden sie mit dem Nudelholz bearbeitet. Dann brechen die Brennhaare ab.”
Diesen Aufwand hat man mit dem Löwenzahn nicht. Hier wurden wieder nur die Blätter geerntet und erst zum Schluss gings ins Feld mit dem Berliner Bärlauch. “Das ist der Anfängerbärlauch”, erklärte Kräuterfee Tina und sagte, aufmerksam bleiben solle man dennoch. Verwechslungen mit Maiglöckchen oder der Herbstzeitlosen enden tödlich. “Nicht mit der Sense ernten, sondern jedes Blatt einzeln.”
Sechs Kräuter waren bei der einstündigen Wanderung zusammengekommen. Gundermann, echten Bärlauch und die Blüten der Taubnessel suchte die Kräuterfee anschließend im eigenen Garten zusammen. Für die Dekoration kamen noch die Blütenblätter eines Hornveilchens hinzu.
Der Hunger ließ nach so einer Kräutersuche nicht lange auf sich warten. Und hier nun, als Oster-Spezial, das Rezept von Kräuterfee Tina für eine würzige 9-Kräutersuppe. Zwei Kartoffeln und zwei Pastinaken schälen und in Gemüsebrühe kochen. Zum Würzen selbstgemachte Bärlauchbutter dazugeben. Die Kräuter waschen, die Brennnesseln mit dem Nudelholz überrollen, alle Kräuter fein hacken. Wenn die Kartoffeln weich sind, die Kräuter dazugeben, alles pürieren, aufkochen, etwas Schmand unterrühren, fertig. Die Suppe mit Blütenblättern vom Hornveilchen und Taubnessel garnieren. Dazu passt frisches Baguette.
So kann Ostern gern kommen. Wir sind vorbereitet und frisch gekräftigt. (Text/Fotos: Silvia Passow)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 229 (4/2025).
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