Was soll ich einmal werden? 13. Börse für Ausbildung und Studium im MAFZ in Paaren!

Wie geht es nach der Schule weiter für viele junge Schülerinnen und Schüler? Der Landkreis Havelland würde es gern sehen, wenn der Nachwuchs direkt in der Region bleiben würde. Aus diesem Grund lädt er Schüler zur jährlich stattfindenden “Börse für Ausbildung und Studium” in das MAFZ in Paaren ein. In diesem Jahr haben sich am 20. Februar vor Ort fast einhundert Firmen, Betriebe und Bildungsstätten vorgestellt. Über 1.700 Schüler wurden mit Bussen zum MAFZ gefahren.
Ganz egal, ob es um die AOK Nordost, die Bundesagentur für Arbeit, BMW, die Rathenower Optik GmbH, die Bundeswehr, die Kreishandwerkerschaft oder die Berliner Feuerwehr geht: Sie alle suchen dringend nach Nachwuchs.
Der Nachwuchs drückt zurzeit noch die Schulbank, könnte aber bereits nach der zehnten Klasse bereitstehen, um vakante Ausbildungsstellen etwa bei Unternehmen aus der Logistik oder aber in den Gemeinden im Havelland zu besetzen.
Um die Schüler und die zukünftigen Ausbildungsbetriebe zusammenzubringen, organisiert der Landkreis Havelland jedes Jahr die “Börse für Ausbildung und Studium”, die stets in den beiden Messehallen im MAFZ in Paaren verortet ist. In diesem Jahr fand die Messe am 20. Februar statt. Knapp einhundert Aussteller aus dem Handwerk, aus dem Handel, aus der Industrie, aus dem Dienstleistungssektor und aus dem universitären Bereich hatten vor Ort zum Teil aufwendig gestaltete Stände aufgebaut, um sich den Heranwachsenden von ihrer besten Seite zu präsentieren.
Bei der 13. Neuauflage der Börse waren rund 1.700 Schüler aus 18 Schulen angemeldet. Sie wurden mit Bussen zum MAFZ gebracht – und konnten sich in den Hallen über die verschiedenen Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten bei Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Institutionen aus dem Havelland und darüber hinaus informieren.
Landrat Roger Lewandowski eröffnete die Veranstaltung wieder mit einem Grußwort: “Die Ausbildung legt den Grundstein, auf dem die Jugendlichen ihr Berufsleben aufbauen und die Möglichkeit bekommen, sich weiterzuentwickeln. Für die Unternehmen ist gut ausgebildetes Personal eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sie auch künftig erfolgreich agieren können. Wichtig ist, dass die Unternehmen und die jungen Menschen früh in Kontakt kommen. Dafür dient unsere Börse für Ausbildung und Studium. Darüber ist es natürlich auch das Bestreben des Landkreises, möglichst vielen jungen Menschen eine berufliche Perspektive im Landkreis zu bieten, um sie im Havelland zu halten.”
An der Organisation der Messe waren neben dem Landkreis auch die Bundesagentur für Arbeit, die Industrie- und Handelskammer Potsdam, die Handwerkskammer Potsdam, die Kreishandwerkerschaft Havelland, das MAFZ und die Wirtschaftsförderung Brandenburg beteiligt.
Auf der Börse fanden sich viele bereits bekannte Aussteller wieder. Manche Stammgäste fehlten allerdings, dafür gab es gleich zwölf Unternehmen, die zum allerersten Mal mit dabei gewesen waren.
Roger Lewandowski: “Die hohe Zahl der teilnehmenden Unternehmen, Hochschulen und Institutionen zeigt uns, wie hoch die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften ist und wie stark die Bereitschaft der Unternehmen und Bildungseinrichtungen ist, aktiv in die Zukunft der Region zu investieren. Es ist kein Geheimnis, dass der Fachkräftemangel eine der zentralen Herausforderungen für viele Unternehmen darstellt. Gerade in Zeiten, in denen der Wettbewerb um die besten Talente immer härter wird, ist es von entscheidender Bedeutung, frühzeitig auf sich aufmerksam zu machen.”
Eine Lücke im Angebot machte Landrat Roger Lewandowski beim Handwerk aus: “Auch wenn der Zuspruch zur Börse in diesem Jahr überwältigend ist, fällt auf, dass der Handwerkssektor noch unterrepräsentiert ist, obwohl gerade hier der Nachwuchs dringend benötigt wird. Ich möchte deswegen die Handwerksbetriebe ermutigen, die Chancen der Ausbildungsbörse noch stärker zu nutzen.”
Der Landrat sieht eine echte Win-Win-Situation im Bestreben, junge Schüler und Unternehmen zusammenzubringen: “Unsere Betriebe, die dringend Fachkräfte suchen, finden auf der Börse vielleicht die Auszubildenden von morgen. Und die Schüler finden mitunter eine Arbeitsstelle in ihrer Nachbarschaft, sodass sie feststellen, dass sie auch vor Ort eine Zukunft haben – und Freunde und Familie nicht verlassen müssen.”
Nun befindet sich Deutschland in einer echten Rezession. In vielen Betrieben werden schon wieder Arbeitsplätze abgebaut. Trifft dies auch das Havelland?
Roger Lewandowski: “Die Rezession ist in dieser Dimension, wie sie im Bundesgebiet zu beobachten ist, bei uns noch nicht angekommen. Man kann nicht ausschließen, dass auch bei uns noch etwas passiert. Aber wir haben hier im Havelland einen ganz besonderen Branchenmix. Er sorgte bereits während der Corona-Pandemie dafür, dass wir keinen großen Anstieg bei der Arbeitslosigkeit hatten.”
Was wäre denn die Ausbildung, die der Landrat heute für sich erwählen würde, wäre er noch einmal ein Schüler kurz vor dem Ende seiner Schulzeit? Roger Lewandowski: “Ich wollte ja immer Archäologe werden. Mit dem Wissen von heute würde ich aber wieder die Verwaltung für mich wählen. Verwaltung kann unglaublich vielfältig und facettenreich sein.”
Jede Menge Goodies
Was auf der 13. Börse für Ausbildung und Studium erneut aufgefallen ist, das sind die vielen kostenlosen Gimmicks, mit denen die Schüler an die Stände gelockt werden sollen. Da gab es Kugelschreiber und Bleistifte, Frisbee-Scheiben, Mützen, Tassen, Süßigkeiten und Zollstöcke – und noch viele andere Dinge mehr.
Für viele Schüler wird so ein Besuch der Börse schnell zum Wettbewerb, wer wohl die meisten Geschenke abgreifen und mit nach Hause nehmen kann. Da gerät der Versuch, mit den Schülern über die eine oder andere Ausbildung ins Gespräch zu kommen, glatt ins Hintertreffen.
Einige der Aussteller hatten aber weitergedacht. Sie boten den Schülern erste Möglichkeiten an, selbst Hand anzulegen, um dabei verschiedene Aspekte der angebotenen Ausbildungen kennenzulernen. Bei einem Elektriker konnten die Schüler Kabel schneiden, bei einem Zimmermann mit Holz arbeiten. Ein Krankenhaus bot den Schülern sogar an, mit einem medizinischen Tacker Klammernähte auf einer echten Schweinehaut zu setzen. An anderer Stelle durften die Kinder in den Bus steigen oder mit einem Spielzeugkran Erde bewegen. Das war sicherlich die bessere Methode, um mit den minderjährigen Besuchern der Börse ins Gespräch zu kommen.
Hohe Erwartungen bei den Ausstellern
Man merkte bei den Ausstellern durchaus, dass sie ein großes Interesse daran hatten, neue Auszubildende zu gewinnen. Noch ist im Havelland der Fachkräftemangel deutlich zu spüren. Und wenn der Arbeitsmarkt diese Kräfte nicht zur Verfügung stellt, bildet man sie eben selbst aus.
Die Toi Toi & Dixi Sanitärsysteme GmbH mit Sitz im Artilleriepark in Dallgow-Döberitz vermietet Klohäuschen für Baustellen, öffentliche Veranstaltungen und andere Ereignisse.
Isabelle Sadelfeld: “Wir bilden Kaufleute für das Büromanagement (m,w,d) aus. Im Jahr haben wir immer ein bis zwei Auszubildende, das hat sich bewährt. Um sich zu bewerben, braucht man einen mittleren Bildungsabschluss. Und Lust auf Kunden und viel Spaß im Umgang mit Menschen. Die Ausbildung dauert drei Jahre, man kann sie aber mit guten Leistungen verkürzen. Während der Ausbildung lernt man alle unsere Abteilungen kennen. Am Ende geht es darum, neue Aufträge entgegenzunehmen, zu planen und abzuwickeln. Bei uns ist kein Tag wie der andere, jeder Kunde ist unterschiedlich. Und natürlich ist man mit dieser Ausbildung sehr flexibel und kann eigentlich überall arbeiten.”
Lars Nebel leitet die Dallgower Firma HSN GmbH & Co.KG: “Wir sind im Heizung- und Sanitärbereich unterwegs und haben zurzeit 24 Mitarbeiter. Wir warten Heizungen und sanieren ganze Bäder. Wir bieten eine Ausbildung zum SHK Anlagenmechaniker an. Die Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre, mit guten schulischen Leistungen kann man sie verkürzen. Wir stellen fest, dass das Interesse der Schüler an unserem Berufszweig zunimmt. Wir bekommen immer mehr Anfragen, ob wir denn ausbilden. Generell merkt man eine Tendenz bei den Leuten, dass sie wieder feststellen, dass das Handwerk goldenen Boden hat. Hier auf der Börse werden wir oft gefragt, ob wir ein Praktikum anbieten. Das ist natürlich möglich, da kann man sich schon einmal kennenlernen.”
Am Stand der Havelbus Verkehrsgesellschaft war während der Börse besonders viel los. Kein Wunder, hier stand ja auch ein kompletter Bus in der Halle. Andreas Plessow ist der Ausbildungsleiter bei Havelbus: “Wir bilden in diesem Jahr neue Berufskraftfahrer für den Personenverkehr aus. Hier haben wir acht Ausbildungsplätze zu vergeben. Wir sind sehr zufrieden mit der Nachfrage und werden im März mit dem Auswahlverfahren beginnen und die Bewerber zu Gesprächen einladen.”
Havelbus ist ein Unternehmen, das sehr ökologisch ausgerichtet ist. Gerade erst wurde für den Raum Falkensee eine Flotte mit E-Bussen angeschafft, die allein mit Strom betrieben werden. Andreas Plessow: “Unser Ziel ist es ja, die Bevölkerung vom Auto wegzubekommen und sie in die öffentlichen Verkehrsmittel zu setzen. Das ist bei den jungen Leuten schon ein wichtiges Thema. Die Elektromobilität und der Ansatz, den CO2-Ausstoß zu verringern, das sind Ansätze, die unsere Bewerber interessieren. Hinzu kommt, dass wir Standorte in Rathenow, in Nauen und in Falkensee haben. Ein kurzer Weg zur Arbeit ist ebenfalls ein Vorteil für unsere Mitarbeiter.”
Bei Havelbus kann man auch Kfz-Mechatroniker für Nutzfahrzeuge werden. In diesem Segment werden in diesem Jahr zwei Ausbildungsplätze angeboten. Andreas Plessow: “Wir haben die Möglichkeit, in unseren Werkstätten vollumfänglich alle Wartungs- und Reparaturarbeiten an den Bussen durchzuführen. Unser Ziel ist es, frühzeitig Fehler an den Fahrzeugen zu erkennen, sodass wir eine hohe Reparaturquote umgehen können. Wer bei uns Mechatroniker wird, übernimmt viel Verantwortung – und hat die großen Busse unter Kontrolle, die über unsere Straßen rollen.”
Die HAW ist die Havelländische Abfallwirtschaftsgesellschaft mbH und als solche ein “Entsorgungsfachbetrieb im Landkreis Havelland”. Kurzum: Die HAW holt den Müll vor der Haustür der Menschen ab.
Matthias Noa ist der Geschäftsführer des Unternehmens mit Sitz in Nauen Neukammer: “Wir bieten drei Ausbildungsberufe bei uns an – zum Berufskraftfahrer, zum Kfz-Mechatroniker und zum Kaufmann oder zur Kauffrau für Bürokommunikation (m,w,d). Wer bei uns Mechatroniker wird, der lernt seinen Beruf noch richtig. Der bekommt es mit den großen Nutzfahrzeugen und den LKWs zu tun. Da geht es auch nicht nur darum, defekte Teile auszutauschen, sondern sie wirklich noch zu reparieren.”
Wer sich dafür entscheidet, Berufskraftfahrer zu werden, bekommt von der HAW auch den Pkw-Führerschein finanziert. Matthias Noa: “Natürlich kann man bei uns auch den Führerschein für schwere Nutzfahrzeuge erwerben und dazu auch noch die Qualifizierung für unsere Sonderfahrzeuge. Mit diesen Führerscheinen und Sonderqualifikationen ist man auf dem Arbeitsmarkt immer sehr gefragt.”
Auch im Büro gibt es viel zu tun, wenn man Kaufmann oder Kauffrau für Bürokommunikation lernt. Matthias Noa: “Wir benutzen ein sehr modernes Warenwirtschaftssystem. In der Ausbildung lernt man die ganze EDV kennen, studiert die betrieblichen Abläufe, interagiert mit den Kollegen und hat viel Kundenkontakt. Das ist ein interessanter Ausbildungsberuf. Und wir bieten den jungen Leuten sehr gute Bedingungen.”
Patrick Thei arbeitet bei der Baumschule Lorberg als Abteilungsleiter für die Containerabteilung: “Lorberg kümmert sich seit 170 Jahren und über sechs Generationen hinweg um die Anzucht von Bäumen und Sträuchern, um sie anschließend zu verkaufen. Wir bieten eine Ausbildung zum Baumschulgärtner (m,w,d) an. Das ist ein sehr grüner Beruf. Zurzeit wird viel über den Klimawandel gesprochen. Überall in den Städten soll mehr Grün entstehen. Diese Nachfrage können wir bedienen.”
Das Interesse ist bei den Schülern sehr groß, als Baumschulgärtner arbeitet man schließlich nachhaltig, ökologisch und umweltfreundlich. Die Ausbildung dauert drei Jahre, sie kann aber auf zwei Jahre verkürzt werden. Bei der Bewerbung ist ein Abschluss der zehnten Klasse gefragt, es reicht aber auch ein Hauptschulabschluss aus. Patrick Thei: “Die Motivation muss stimmen. Wer die Ausbildung absolviert hat, kann von Lorberg übernommen werden. Wir sind noch immer am Wachsen.”
Heinrich Johannsen ist gelernter Zimmermann und auch der Geschäftsführer der Holzbau Johannsen GmbH aus Grünefeld, was zur Gemeinde Schönwalde-Glien gehört: “Wir arbeiten mit Holz, wir bauen Dachstühle, wir bauen Holzhäuser – und wir bilden Schüler zum Zimmermann (m,w,d,) aus. Für die Bewerbung sollte man die zehnte Klasse abgeschlossen haben. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Wer bei mir anfangen möchte, muss immer erst einmal zwei Wochen Praktikum machen, damit ich die Bewerber besser einschätzen kann. Und zwar zwei Wochen durchgehend ohne Pause, dann weiß ich, ob ihre körperliche Konstitution so gut ist, dass sie das auch durchhalten.”
Wer die Ausbildung schafft, hat gute Chancen, übernommen zu werden. Heinrich Johannsen: “Ich habe gerade meinen ganzen Betrieb verjüngt. Die Älteren sind in Rente gegangen und mein ältester Mitarbeiter ist zurzeit 45. Auch für Frauen ist das ein toller Beruf. Meine letzte Auszubildende ist jetzt im ersten Gesellenjahr und bildet selbst schon weitere Frauen aus.”
Tatsächlich geht man als Zimmermann nach der Ausbildung noch immer auf die Walz. Heinrich Johannsen: “Man muss seinen Gesellenbrief dabei haben, darf nicht verheiratet sein und darf keine Schulden haben. Dann kann man auf Wanderschaft gehen – drei Jahre und einen Tag lang. Ich bin auf diese Weise bis nach Kanada gekommen.”
Das Familienunternehmen Bäcker Thonke aus Rathenow gibt es seit 1926 – mit zahlreichen Filialen im ganzen Havelland. Gesucht werden Auszubildende, die gern Konditor, Bäcker oder Fachverkäufer (m,w,d) werden möchten.
Spannend ist natürlich die Ausbildung zum Konditor, denn wer Kuchen backen kann, ist überall ein willkommener Gast. Manuela Eidner ist Bereichsleiterin bei Thonke: “Konditor ist in der Regel ein klassischer Mädchenberuf, aber wir haben auch eine Menge Männer bei uns. Auch unser Juniorchef Philipp Thonke ist nicht nur ausgebildeter Bäcker und Brotsommelier, sondern auch Konditormeister. Inzwischen arbeiten wir nicht nur klassisch nachts in der Produktion, es gibt auch eine Tagschicht. Wer sich bewerben möchte, sollte pünktlich und zuverlässig sein. Alles andere kann man bei uns lernen.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 228 (3/2025).
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