70 Meter Wimmelbild in 57 Paneelen: Der Bahnhofstunnel in Brieselang wurde aufgehübscht!

Der Bahnhofstunnel in Brieselang trennt den Süden und den Norden der Gemeinde voneinander. Unzählige Menschen nutzen die Passage jeden Tag – und ärgern sich bereits seit Jahren über schummriges Licht und vollgekritzelte Wände. Um dem Schandfleck ein Ende zu bereiten, hat die Gemeinde nun den Schulterschluss mit Partnern aus dem Bahnumfeld gesucht – und den Tunnel nach einer umfangreichen Reinigung ganz neu gestaltet. Am 27. März wurde das Projekt Tunnelgestaltung der Öffentlichkeit vorgestellt.
Der Fußgängertunnel am Bahnhof Brieselang war lange Zeit kein Ort, in dem man gerne unnötig viel Zeit verbrachte. Augen zu und durch war die Devise. Er war dunkel – und alle Wände waren vollgeschmiert mit Graffiti und kryptischen Sprayer-Tags. Das war einmal. Vier Tage hat es gedauert, um die Schmierereien zu entfernen.
Am 27. März wurde der neugestaltete Fußgängertunnel von Bürgermeisterin Kathrin Neumann-Riedel neu eröffnet. An den frisch gereinigten Wänden sind nun an beiden Seiten 35 Meter lange grafische Elemente befestigt worden, die der Künstler Axel Römer gestaltet hat. Eine Seite zeigt in einem riesigen Wimmelbild verschiedene Szenen aus Brieselang, deren Inhalte der Jugendclub Millennium aus Brieselang mit erarbeitet hat. Die andere Seite visualisiert Ziele vom Bahnprojekt i2030. Der geplante Schienenausbau auf der Strecke zwischen Berlin-Spandau – Falkensee – Brieselang – Nauen ist eins der großen Vorhaben im gewaltigen Projekt i2030, das in den kommenden Jahren in Angriff genommen wird.
Die 57 Bild-Paneele an den Wänden lassen sich bei Vandalismus einzeln austauschen und erneuern. Sie sind außerdem mit einer besonderen Anti-Graffiti-Beschichtung versehen, sodass der Bauhof neue Sprüharbeiten leicht mit einer speziellen Reinigungsflüssigkeit entfernen kann.
Beteiligt an der Projektumsetzung war neben der Gemeinde Brieselang auch der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) und die DB InfraGO AG. Für die Umsetzung wurden Gelder aus verschiedenen Töpfen verwendet, 25.000 Euro hat die Gemeinde selbst beigesteuert.
Kathrin Neumann-Riedel: “Gebaut wurde unser Tunnel 1997. Seitdem ist viel Zeit vergangen, der Tunnel hätte bestimmt so einiges zu erzählen. Vor allem die Wände. Hier haben sich ganz viele verewigt, in Form von Graffiti oder Tags. Wir wollten, dass der Tunnel, der so eine wichtige Verbindung zwischen Nord und Süd ist, einfach wieder zu einem schöneren Ort wird. Der Beschluss, das umzusetzen, wurde bereits im letzten Jahr beschlossen. Auf der einen Seite wird nun Werbung für das Bahnprojekt i2030 gemacht. Auf der anderen Seite machen wir eine Reise durch Brieselang. Es hat mir sehr am Herzen gelegen, dass wir die Jugendlichen mit einbinden. Sie haben sich mit der Frage beschäftigt: Was macht Brieselang überhaupt aus? Wir sehen Fotos, Zeichnungen, Logos.”
Martin Fuchs, Geschäftsführer des Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB): “Mit der neu aufgewerteten Fußgängerunterführung in Brieselang setzen wir ein starkes Zeichen für attraktive Bahnhöfe und ein einladendes Bahnhofsumfeld.”
Daniel Euteneuer von der DB InfraGO AG Personenbahnhöfe, Leiter Regionalbereich Ost: “Bahnhöfe sind die Visitenkarten einer Gemeinde. Der über 70 Meter lange Fußgängertunnel am Bahnhof ist nun mit regionalen Motiven farbenfroh, lebendig und einladend gestaltet.”
Er sprach vor Ort von 4.000 Reisenden am Tag, die den Bahnhof Brieselang nutzen, um wegzufahren oder hier wieder anzukommen. Und er hatte Pläne mit im Gepäck: “Ab dem nächsten Jahr wird es noch besser, denn im Jahr 2026 werden wir hier im Zuge der Generalsanierung auch den Bahnhof Brieselang zum Zukunftsbahnhof machen. Dann wird der Bahnhof neue Wetterschutzhäuschen bekommen, neue Bahnsteige, neue Bänke und auch neue Informationstafeln für die Reisenden. Attraktive Bahnhöfe sind die Voraussetzung, dass Leute überhaupt Lust haben, mit der Bahn zu fahren und in den öffentlichen Personenverkehr umzusteigen. Die Bahnhöfe sind leider nicht alle in einem guten Zustand, ich glaube, da erzähle ich Ihnen nichts Neues. Es gibt 5.400 Bahnhöfe in Deutschland, um die wir uns kümmern müssen.”
In Brieselang ist nun zumindest der Tunnel bereits wieder ein Hingucker, auch wenn erste Passanten im Vorbeigehen noch misstrauisch murmeln: “Das hält doch eh nicht lange.” Doch genau das ist dem Tunnel zu wünschen, weil die 57 Wandpaneele eben so konzipiert sind, dass sie sich leicht abwaschen oder komplett tauschen lassen.
Wer nun den Tunnel passiert, wird auf den Paneelen unfassbar viele kleine Details erkennen. Der Künstler Axel Römer war bei der Eröffnung auch mit dabei: “Das Wimmelbild ist digitale Kunst, es ist am Computer entstanden. Man muss sich das vorstellen, 35 Meter Kunst in einer Datei am Computer, so ein großes Projekt habe ich auch noch nie gehabt. Seit 2022 arbeite ich an den Bildern.”
Uwe Gramsch vom Brieselanger Fachbereich Bauwesen: “Wir haben den Südbereich am Tunneleingang gereinigt, der Norden fehlt noch. Das ist ein Prozess. Auch die Beleuchtung im Tunnel haben wir im Blick. Hier planen wir mit einer indirekten Beleuchtung, sodass wir die Decke anstrahlen können.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 230 (5/2025).
Seitenabrufe seit 31.03.2025:
Kennen Sie schon unsere Gratis-App?
Apple – https://unserhavelland.de/appapple
Android – https://unserhavelland.de/appandroid
Anzeige
