Tag der Frösche in der Döberitzer Heide: Farina Graßmann zu Besuch in der Heinz Sielmann Stiftung!

Frösche, Kröten, Molche und Salamander: Unsere einheimischen Amphibien sieht man inzwischen nur noch selten, ihr Bestand geht immer weiter zurück. Ein Jammer. Was es rund um die etwa 20 Amphibien-Arten in Deutschland Spannendes zu erzählen gibt, konnten Froschfreunde am 20. März in Erfahrung bringen. Passend zum einjährigen Jubiläum des “Natur-Erlebniszentrums Döberitzer Heide” der Heinz Sielmann Stiftung war die Naturfotografin und Buchautorin Farina Graßmann als Gast vor Ort – und hielt einen leidenschaftlichen Vortrag.
Knoblauchkröten, die sich schneller in der Erde einbuddeln können als ein Maulwurf. Gelbbauchunken, die ihre Eier in ganz flachen Pfützen mitten auf Feldwegen ablegen. Laubfrösche, die gern hoch oben in den Wipfeln der Bäume ein Sonnenbad nehmen und sich dabei braun verfärben. Geburtshelferkröten, bei denen sich die Männchen die Eischnüre der Weibchen um den Leib binden, um auf den Nachwuchs aufzupassen.
Leider ist es so: Nicht nur die Amphibien in Deutschland werden immer weniger, weil Lebensräume schwinden, der Klimawandel ihnen zusetzt und Dürreperioden die kleinen Gewässer austrocknen: Auch das Wissen der Menschen um die kleinen Quaker schwindet zunehmend.
Nur noch echte “Nerds” können eine Knoblauchkröte von einer Wechselkröte unterscheiden und erkennen, dass die wunderschönen braunen Augen bei einem nächtlichen Hüpfer zu einer Erdkröte gehören.
Zum Glück ist Farina Graßmann genau so ein Nerd. Die 29-jährige Naturexpertin aus Velbert im Bergischen Land hat sich schon früh für die Amphibien eingesetzt: “In meiner Heimat arbeite ich bereits seit vielen Jahren am Amphibienschutzzaun und sorge dafür, dass die Frösche und Kröten jetzt in der Paarungszeit auf ihrem Marsch hin zu ihren Gewässern nicht auf der Straße überfahren werden. Dabei habe ich gemerkt, dass die Amphibien von Jahr zu Jahr immer weniger werden. Ich habe deswegen beschlossen, diese Tiere etwas mehr in den Fokus zu rücken. Ich wollte, dass die Menschen sehen, wie vielfältig die Amphibienwelt direkt vor unserer Haustür ist. Und auch, wie bedroht diese Tiere sind.”
Farina Graßmann hat ihre Neugierde zum Beruf gemacht. Als Naturfotografin und Buchautorin hat sie unzählige Stunden in der Natur verbracht, um unseren einheimischen Amphibienarten nachzuspüren. Sie war in den Bergen, um den Alpensalamander zu finden. Und in der Döberitzer Heide im Havelland, um die dort noch lebende Rotbauchunke zu fotografieren.
Ihre Augen leuchten, wenn sie über die Besonderheiten der Lurche spricht. Zum Glück ist Farina Graßmann auch jemand, die weiß, wie man sich Gehör verschafft. Sie reist durch ganz Deutschland, um (auch in Schulen) Vorträge zu halten. Auf Instagram (“farinasfotokunst“) folgen ihr bereits 8.500 naturbeflissene Follower. Außerdem verfasst sie regelmäßig Artikel für Zeitschriften und Magazine.
Farina Graßmann: “Besonders gern halte ich Vorträge vor Kindern, weil sie so eine große Begeisterung für die Natur mitbringen, das ganze Wissen regelrecht aufsaugen und überhaupt die klügsten Fragen stellen. Oft sind das Fragen, die ich mir selbst noch nie gestellt habe.”
Im Jahr 2020 hat Farina Graßmann ihr erstes Buch geschrieben: “Wunderwelt Totholz”. 2022 folgte “Wunderwelt heimische Amphibien“. 2023 ging es weiter mit “Wunderwelt Moor”. Alle drei Bände wurden im pala-Verlag veröffentlicht. Gerade erst im Februar ist das neue Buch “True Crime in Nature – Diebstahl, Mord und Trickbetrug” erschienen, das im Kosmos-Verlag vertrieben wird.
Passend zum “World Frog Day”, dem “Welttag der Frösche“, war Farina Graßmann zu Gast in der Heinz Sielmann Stiftung. Das “Natur-Erlebniszentrum Döberitzer Heide”, am 15. März 2024 eröffnet, feierte nämlich einjährigen Geburtstag. Die Verantwortlichen vor Ort haben sich vorgenommen, das neue Zentrum mit Vorträgen und Aktionen zu beleben.
Der Vortrag von Farina Graßmann läutete die beginnende Hauptsaison 2025 ein. Mit einem Begrüßungssekt in der Hand und ein paar Knabbereien fanden sich am 20. März etwa 40 Zuschauer und Zuhörer im Erlebniszentrum ein. Für sie war der Frosch-Themenabend kostenfrei.
Anderthalb Stunden erzählte Farina Graßmann frei heraus und ohne abzulesen über “Das faszinierende Leben der Amphibien”. Die Intention hinter dem Vortrag: Von allen Wirbeltieren sind die Amphibien weltweit am stärksten vom Artensterben betroffen. Der “World Frog Day” am 20. März macht auf diesen Umstand aufmerksam und ruft zum Schutz der Amphibien auf. Die Menschen entdecken oft erst dann ihr Herz für Frösche und Kröten, wenn sie mehr über diese Tiere wissen – und sie ihnen vertrauter werden.
Passend zum Vortrag zeigte Farina Graßmann selbst aufgenommene Fotos und vertonte Videos der Tiere. Wie gut, wenn man nicht nur Autorin ist, sondern zugleich auch noch Fotografin.
Wirklich spannend waren die Geschichten, die die junge Frosch-Aktivistin da erzählte. Über Feuersalamander, deren Bestand schwindet, weil es einen Pilz gibt, der ihre Haut auflöst. Über wirklich kleine Laubfrösche, die aber die lauteste Stimme im deutschen Froschreich haben, sodass man sie noch aus einem Kilometer Entfernung hören kann. Über den “Froschregen” der Grasfrösche, der einsetzt, wenn alle Jungfrösche zur gleichen Zeit ihr Brutgewässer verlassen. Über Moorfrösche, die es schaffen, sich auch in den sauren Sumpfgewässern fortzupflanzen – und bei denen sich die Männchen in der kurzen Paarungszeit blau verfärben. Über den Teichmolch, der oft als erstes Amphibium in einem neu angelegten Gartenteich zu finden ist.
Die ständige Beschäftigung mit den Amphibien, die Wasser über die Haut aufnehmen können und die im Falle des Teichfrosches auch am Grund von Gewässern überwintern können, das macht natürlich etwas mit einem. Farina Graßmann: “Man entwickelt einfach einen Amphibienblick. Ich kann an keiner Pfütze vorbeigehen, ohne zu schauen, ob da nicht vielleicht Frösche, Kröten, Molche oder ihre Larven zu finden sind.”
Viele Zuhörer werden während des Vortrags auf die Idee gekommen sein, den Amphibien selbst unter die kurzen Ärmchen zu greifen – und zu ihrem Erhalt beizutragen. Kurz gefragt: Was kann denn jeder Zuhause tun, um den Lurchen etwas Unterstützung angedeihen zu lassen? Farina Graßmann: “Wer ein Grundstück mit Haus und Garten hat, kann natürlich im einfachsten Fall ein Amphibiengewässer anlegen. Hier können sich die Amphibien fortpflanzen und ihren Laich ablegen. Das ist unglaublich wichtig. Gut wäre es, wenn keine Fische im Teich herumschwimmen. Denn Fische sind die Fressfeinde der Amphibien. Aber man kann auch an Land Lebensräume schaffen. Etwa mit Totholz. So ein umgefallener Baumstamm ist schnell ein gut geschütztes Versteck für die Tiere. Zugleich ist es im Erdreich darunter kühl und feucht. Das hilft bei Dürre. Auch Natursteinmauern werden von manchen Tieren wie etwa der Geburtshelferkröte sehr gern angenommen.”
Nach Farina Graßmann übernahm Jörg Fürstenow als Artenexperte der Heinz Sielmann Stiftung das Mikrofon – und erzählte, welche Maßnahmen die Heinz Sielmann Stiftung in der Döberitzer Heide ergreift, um die Amphibien vor Ort zu schützen. (Text/Fotos: CS, Tierfotos von Farina Graßmann + Hannes Petrischak)
Info: Natur-Erlebniszentrums Döberitzer Heide, Zur Döberitzer Heide 9, 14641 Wustermark / Elstal, www.sielmann-stiftung.de
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 229 (4/2025).
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