Spenden für die Lietzower Dorfkirche: 19 Suppen beim 2. Lietzower Suppenfest!

Direkt an der B5 liegt nicht nur das Nauener Straßendorf Lietzow, sondern auch die evangelische Dorfkirche. Sie ist allerdings dringend sanierungsbedürftig. Dabei fehlt es wie überall – am Geld. Der “Förderverein Dorfkirche Lietzow e.V.” hat allerdings eine gute Idee, wie man jede Menge Euros einsammeln kann: Einmal im Jahr wird vor Ort ein Suppenfest veranstaltet. Bei der zweiten Auflage am 15. März kamen bereits 19 hausgemachte Suppen zusammen. Da hat sich der Besuch auch für die Besucher gelohnt.
Schnell fährt man auf der B5 durch Lietzow hindurch. Kaum erscheint das Ortsschild im Sichtbereich des Autofahrers, da ist man aus dem Straßendorf auch schon wieder heraus. Dabei lohnt sich das Innehalten. Auf der einen Seite der B5 ist das aufwendig sanierte Gutshaus Lietzow zu entdecken, genau gegenüber steht die Dorfkirche Lietzow an der Straße.
Die Dorfkirche wurde von 1863 bis 1865 errichtet. Bemerkenswert ist der neogotische Saalbau mit eingezogenem Westturm in gelber Backsteinverblendung. Die unter Denkmalschutz stehende Kirche soll der bekannte Architekt Friedrich August Stüler entworfen haben. Aus diesem Grund wird sie auch als eine der “Stüler-Kirchen” bezeichnet. Die Kirchengemeinde gehört zum “Kirchenkreis Nauen-Rathenow” der “Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz”.
Ein Problem: Die Kirche lässt sich von außen sehr hübsch ansehen, sie ist aber trotzdem ganz schön marode. Den Turmhelm und den Dachstuhl des Chorpolygons konnte man bereits sanieren. Es war auch möglich, eine erneuerte Kreuzblume aufzusetzen und sich um die Turmuhr zu kümmern. Aber es ist noch einiges mehr zu tun.
Aus diesem Grund hat sich im Herbst 2021 der “Förderverein Dorfkirche Lietzow e.V.” gegründet, der u.a. darauf aus ist, Spendengelder für die Sanierung zu sammeln. Eine tolle Idee: Bereits im vergangenen Jahr wurde das 1. Lietzower Suppenfest durchgeführt. Besucher durften gegen eine einmalige Spende viele hausgemachte Suppen der Vereinsmitglieder verkosten. Das Geld sollte zur Sanierung des Kirchturms verwendet werden.
Das 1. Lietzower Suppenfest kam so gut an, dass es in diesem Jahr wiederholt wurde. Am 15. März durfte man sich mit knurrendem Magen ab 15:30 Uhr am Eingang zum Kirchengelände anstellen. Für 12 Euro Spende und fünf Euro Pfand bekam man einen Suppenteller und einen Löffel – und konnte sich einmal durch das komplette Angebot schlemmen.
Die Nachfrage stellte den Erfolg des ersten Suppenfestes deutlich in den Schatten. Kurz nach dem Start waren so gut wie alle Plätze an den in Zelten aufgestellten Tischen belegt: Von allen Seiten strömten Nachbarn und zum Teil bis aus Spandau angereiste Suppenfreunde herbei.
Lars Schmidt freute sich sehr. Der Vorsitzende vom Förderverein: “Ich habe eben bei einem Rundgang 19 verschiedenen Suppen gezählt, die unsere Vereinsmitglieder Zuhause für das Fest gekocht haben. Das ist deutlich mehr als im letzten Jahr. Eigentlich wollten wir die 20 Suppen knacken, aber das haben wir nicht ganz geschafft. Wir hatten eine Absage wegen Krankheit, wie es in dieser Jahreszeit ja typisch ist. Die Suppen werden von unseren Vereinsmitgliedern gestellt, sodass die volle Summe, die von den Besuchern gespendet wird, für die Sanierung der Kirche eingesetzt werden kann.”
Der Förderverein hat dabei immer noch den Turm im Blick, so Lars Schmidt: “Oben im Turm hat gerade der Bauabschnitt 6 begonnen. Oben wurde ein Teil der Fundamente herausgenommen, die im Turm ja nur aus Holz bestehen. Das Fundament muss komplett ersetzt werden, da war der Holzwurm drin. Dafür sammeln wir zurzeit Geld. Und auch schon für den Bauabschnitt 7. Der hat auch etwas mit dem Turm zu tun, da geht es aber um das vordere und hintere Fundament in der Kirche. Das sind zwei sehr große Bauabschnitte. Wir brauchen 25.000 Euro für beide Sanierungsprojekte. Aus diesem Grund sind wir sehr froh, dass die Nachfrage nach unseren Suppen so hoch ist. Wir haben nicht damit gerechnet, dass so viele Menschen zum Suppenfest kommen. Wir planen noch weitere Aktionen in diesem Jahr, weil wir das Geld bis zum nächsten Jahr beisammen haben müssen.”
Zeitweise waren bestimmt über hundert Gäste gleichzeitig vor Ort, um die dampfenden Suppen zu probieren. Die Köche und Köchinnen schenkten sie höchstpersönlich aus. Es gab eine Ostersuppe, eine Karotten-Ingwer-Kokosnuss-Suppe, einen Gulasch, eine Kürbis-Suppe, eine Lasagne-Suppe, eine Erbsensuppe, eine Reitersuppe, eine Hexensuppe, eine Brüh-Nudel-Suppe, eine Fischsuppe, eine Thai-Kokos-Suppe, eine Käse-Lauch-Suppe, eine vegetarische Kartoffelsuppe, eine Chili con Carne, eine serbische Bohnensuppe, eine Tomatensuppe, eine Sauerkrautsuppe, eine Soljanka und am Ende noch eine Puddingsuppe mit Löffelbiskuit.
Die Besucher waren begeistert. In einer Zeit, in der Zuhause kaum noch Suppen gekocht werden, weil es viel zu aufwendig ist, konnte man sich hemmungslos durch den internationalen Suppen-Kanon probieren. Passend zu jeder Suppe wurde eine Liste mit den Zutaten gereicht. Das konkrete Rezept mochten viele Suppenkocher aber nicht verraten.
Die Gulasch-Suppe kam übrigens von Antje Schulze, der Ortsteilbeauftragten von Nauen: “Ich bin heute aber nur als ganz normale Dorfbewohnerin mit dabei, ich wohne in Lietzow. Ich finde es toll, was der Förderverein hier tut, auch weil sich die Kirche auf diese Weise den Menschen öffnet. So kann jeder einmal vorbeischauen, Menschen treffen, die Gemeinschaft erleben und zugleich schauen, was wir für eine wunderschöne Kirche haben. Die Gulasch-Suppe ist ein altes Familienrezept, das von der Oma über meine Mutter zu mir gefunden hat. Und jeder hat unterwegs seine eigene Note eingebracht.”
Mit dem Suppenfest geht es weiter: Auch 2026 wird wieder gekocht. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 229 (4/2025).
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