Von Elefanten und Nilpferden: Tabita Kurda aus Falkensee hat sich ihren Traum erfüllt – sie ist Tierärztin!

Viele junge Mädchen sagen bereits in der Schule: Später möchte ich unbedingt einmal Tierärztin werden. Tabita Kurda aus Falkensee hat diesen Wunsch konsequent verfolgt und ihn in die Tat umgesetzt. Sie hat Veterinärmedizin studiert, arbeitet bereits an ihrem Doktortitel und hat eine Anstellung in der Tierärztlichen Praxis in Pausin gefunden, die sich auch um große Tiere wie Pferde oder Wiederkäuer kümmert. In ihrer kurzen Laufbahn durfte die junge Tierärztin auch schon Elefanten und Nilpferde operieren.
Tabita Kurda (27) ist in Falkensee aufgewachsen und hier in der Europa-Schule am Gutspark und im Lise-Meitner-Gymnasium auch zur Schule gegangen. Studiert hat sie aber in Berlin, und zwar an der Freien Universität. Ihr Fach: Veterinärmedizin.
War es schon immer ihr Ziel, Tierärztin zu werden?
Tabita Kurda: “Ja, schon immer. Und zwar ohne Wenn und Aber. Jedes Praktikum, das ich in diesem Bereich absolviert habe, hat diesen Berufswunsch letztlich nur noch verstärkt.”
Nach dem Studium ist Tabita Kurda der Region treu geblieben und hat in der Tierärztlichen Praxis Pausin von Dr. Petra Schad und Dr. Sandra Gohrbandt (www.tierarzt-pausin.de) angeheuert. Das Besondere an dieser Praxis ist, dass sie sich nicht nur um die klassischen Haustiere bemüht, sondern auch die größeren Tiere aus dem ländlichen Bereich mit berücksichtigt.
Tabita Kurda: “Das stimmt. Ich kümmere mich vor allen Dingen um Pferde und kleine Wiederkäuer, sprich Ziegen und Schafe. Die kommen aber eher nicht zu uns in die Praxis. Da fahren wir raus, dorthin, wo sie leben. Die kleinen Wiederkäuer sind für mich ganz wichtig, in diesem Bereich mache ich gerade meinen Fachtierarzt. Neuerdings betreue ich auch die Neuweltkameliden, das sind z.B. die Alpakas. Alpakas sind gerade sehr in Mode. Auch sie brauchen manchmal einen Tierarzt.”
Tatsächlich gehören selbst Hühner zu den Patienten der jungen Tierärztin.
Tabita Kurda: “Ja, wir hatten ein Huhn, das war das Lieblingshuhn einer Kundin. Da war der Kropf verstopft. Das ist eine Aussackung an der Speiseröhre, in der die Nahrung vorverdaut und eingeweicht wird. Bei dem Huhn hatte sich der Kropf nicht mehr entleert, er war so groß wie ein Handball. Wir haben kurzerhand das Huhn in Narkose gelegt, den Kropf aufgeschnitten, ihn entleert und wieder zusammengenäht. Dem Huhn geht es gut. Aber lohnte sich der Eingriff? Eher nicht. Für die Kosten der Operation hätte die Besitzerin zehn neue Hühner kaufen können. Aber da war eben eine besondere Bindung zum Tier da.”
Die Tierärztin aus Falkensee war auch in Südafrika und hat dort die ganz großen Tiere operiert.
Tabita Kurda: “Ja, das war in meinem Studium, im praktischen Jahr. Ich wollte schon immer einmal ins Ausland gehen, das war auch so ein Traum von mir. Ich war in einer Klinik, die von der Uni finanziert wurde. Wir haben die Dörfer betreut, in denen niemand das Geld hat, um sich einen Tierarzt leisten zu können. Wir haben dort die ganzen Nutztiere behandelt, also Rinder, Ziegen und Schafe. Mein Glück war, dass ich mit den Wildtierärzten mitfahren durfte. Da haben wir Elefanten und Nashörner aus dem Helikopter heraus mit einem Betäubungsgewehr immobilisiert. Bei den Nashörnern haben wir das Horn abgeschnitten, damit sie nicht gewildert werden. Die Elefanten sind mitunter mit den Beinen in Schlingfallen geraten, die Wilderer aufgestellt hatten. Diese Drahtfallen können üble Verletzungen verursachen. Auch hier konnten wir helfen.”
Dabei geht es doch bestimmt sehr blutig zu?
Tabita Kurda: “Das macht mir nichts aus. Tatsächlich ist es so, dass ich nur mein eigenes Blut nicht sehen kann. Wenn ich mir Blut abnehmen lasse, kann ich einfach nicht hinschauen. Bei anderen Menschen oder Tieren ist das aber kein Problem.”
Nun ist es ja so, dass klassische Tierärzte in der Regel viel Erfahrung mit Katzen oder mit Hunden haben. Mit Elefanten aber eher weniger. Wie kann man sich denn da auf einen Eingriff vorbereiten?
Tabita Kurda: “In Deutschland gibt es ja kein natürliches Elefantenvorkommen. Wenn man also etwas über Elefanten wissen möchte, recherchiert man im Internet oder hat einen Kontakt im Ausland. Da war der Aufenthalt in Südafrika natürlich besonders lohnend, dabei konnte ich vieles lernen, was man in Deutschland so nie hätte tun können. Zum Teil sind die Medikamente, die man braucht, um einen Tiger, einen Elefanten, ein Nashorn oder ein Nilpferd in Narkose zu legen, in Deutschland gar nicht zugelassen.”
Tabita Kurda ist jetzt fertig mit dem Studium, sie steckt in ihrer Doktorarbeit und arbeitet seit April 2022 in der Praxis in Pausin. Im Rahmen ihrer Tätigkeit durfte sie sogar schon ein Nilpferd operieren – und zwar im Berliner Zoo.
Tabita Kurda: “Mein ehemaliger Chef Dr. Dieter Schad hat enge Kontakte zu anderen Praxen, aber eben auch zum Zoo. Da werden wir von den dort tätigen Tierärzten bei komplexen Fällen gebeten, zu helfen und mit einem Blick von außen auf das Problem zu schauen. Das Nilpferd hatte ein Serom am Hinterbein, also einen mit Blut gefüllten Hohlraum. Die Blutzellen sinken irgendwann zu Boden und dann bleibt da nur noch das Serum übrig. Weil ich in unserer Praxis die Schiene Wildtiere übernehmen soll, durfte ich mit Hand anlegen. 40 Liter Serum haben wir in Narkose aus dem Nilpferd geholt. Leider hat sich der Hohlraum schnell wieder mit neuer Flüssigkeit gefüllt. Und da man das Nilpferd nicht für lange Zeit aus seinem Lebensraum entfernen kann, um Infektionen zu vermeiden, hat man sich am Ende für das Einschläfern entschieden – weil man dem Tier ein schmerzfreies Leben nicht gewährleisten konnte.”
Auch bei den Elefanten durfte die Falkenseerin schon Hand anlegen.
Tabita Kurda: “Da war ein Elefantenkind ein wenig zu übermütig und hat immer gern in die Schwänze der großen Elefanten gebissen. Bei einer über 50 Jahre alten Elefantendame wurden so Verletzungen gesetzt, die sich entzündet haben, weil sie bakteriell infiziert wurden. Da waren bereits Teile vom Schwanz nekrotisch verändert, also absterbend. Es blieb leider nichts anderes übrig, als das tote Gewebe zu entfernen und den Schwanz zu kürzen. Wir haben den Schwanz mit einem mobilen Röntgengerät untersucht und festgestellt, das außerdem auch sechs Wirbel gebrochen waren. Der Elefant war bereits unter Schmerzmitteln, Entzündungshemmern und Antibiose. Der Schwanz war auch schon verbunden. Aber vielleicht hat sie bewusst den Schwanz gegen eine Mauer geschlagen, um den Schmerz so auszuschalten. Dr. Schad und ich durften operieren. Der Elefant wurde vom Zoo-Tierarzt stehend in Narkose versetzt.”
Bekommt man bei so einem unüblichen Eingriff nicht – Bammel?
Tabita Kurda: “Nein, ich fand das nur sehr interessant.”
Zuletzt war die Tierärztin gerade auf der anderen Seite von Berlin unterwegs – in Sachen Maul- und Klauenseuche.
Tabita Kurda: “Ich war in Lichtenberg, um in den umliegenden Dörfern vor allem Schafe und Ziegen, aber auch drei Rinder zu beproben. Zum Glück blieben alle Proben negativ. Aus Südafrika kannte ich die Seuche bereits. Aber ich hätte nie gedacht, dass wir noch einmal einen Ausbruch in Deutschland erleben. 1988 gab es bei uns den letzten Fall.”
Was würde die Tierärztin denn jetzt gern noch operieren? Einen Wolf?
Tabita Kurda: “Nein, eher nicht. Vielleicht eine Giraffe. Wildtiere finde ich als Patienten super spannend.”
Zuletzt hat Tabita Kurda nebenbei noch den Jagdschein gemacht. Warum eigentlich?
Tabita Kurda: “Ich habe mich irgendwann dazu entschieden, vegetarisch zu leben, weil ich die Massentierhaltung nicht länger unterstützen wollte. Ich habe einen Begehungsschein für den Krämerwald. Seitdem gibt es bei uns Zuhause öfters einmal einen Wildschweinbraten oder eine Rehkeule. Hier kommen wir in den Bereich der Hege. Mein erster Abschuss war ein sogenannter Knopfbock. Das sind Böcke, die haben kein richtiges Geweih, sondern nur so kleine Knöpfe an der Stelle. Das spricht immer dafür, dass es zu viele Rehe in einem Revier gibt. Man möchte nicht, dass sich diese Knopfböcke weiter fortpflanzen.” (Text/Fotos: CS / Tierfotos: Tabita Kurda)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 228 (3/2025).
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