Kino-Filmkritik: Kundschafter des Friedens 2

Es war ja nicht alles schlecht in der DDR. Das denken jedenfalls die deutlich gealterten “Kundschafter des Friedens”, wie die sozialistischen Spione damals genannt wurden. Die geriatrische Truppe um den Sozi-James-Bond Jochen Falk (Henry Hübchen) konnte bereits 2017 im Kino zeigen, wie sie mit Einfallsreichtum, viel Frechheit und alten Plaste-und-Elaste-Abhör-Tools noch ordentlich mitmischen können im internationalen Spionagerummel.
Der erste Film mit den “Kundschaftern des Friedens” war eine äußerst amüsante, sehr humorvolle und unbekümmert freche Komödie, die sehr gut im brenzligen Deutsch-Deutsch-Grenzstreifen zwischen Ost und West funktioniert hatte.
Nun schickt Regisseur Robert Thalheim seine unter Gedächtnisaussetzern, Schmerbauch und schlechter Optik leidenden Damals-war-alles-besser-Spione erneut aufs Parkett. Ihr ehemaliger Mentor ist gestorben und noch am Grab bittet die Tochter des Verstorbenen – Helene (Corinna Harfouch) – ihren ehemaligen Lover Falk um einen Gefallen. Sie lebt inzwischen in Kuba und eine kubanische Mätresse soll ihren verstorbenen Vater zu einer ungünstigen Veränderung seines Testaments verführt haben. Dabei ginge die Tochter leer aus.
Klar, dass die “Kundschafter des Friedens” sofort ins Flugzeug steigen, um im einer geheimen Aktion das Testament auszutauschen, bevor es offiziell verlesen wird.
Neben dem Ich-kann-alles-beschaffen-Logistiker Locke (Thomas Thieme) und dem immer noch ansehnlichen Romeo-Lover (Winfried Glatzeder) mischt nun auch die überzeugte Sozialistin Tamara (Katharina Thalbach) mit.
Teil 2 der schrulligen Agentenkomödie zeigt eins überdeutlich: Gebt unseren Schauspieler-Oldtimern bitte, bitte viel mehr tolle Skripte. Sie sind einfach ein Hingucker auf der Leinwand und spielen so manchen Jungspund locker an die Wand. Vor allem Henry Hübchen und die fantastisch aufspielende Katharina Thalbach haben eine unfassbare Leinwandpräsenz.
Die “Kundschafter des Friedens” 2 bringt wieder wunderbare Sprüche, viel Situationskomik und ein hemmungsloses Ost-West-Bashing mit. Wenn die Sozialistin Tamara wegen Eigenbedarf aus ihrer Wohnung fliegt und über den Kapitalismus zetert, auf Kuba ein Revolutionsquiz gespielt wird und die Rentnertruppe eine kleine Insel retten möchte, damit diese nicht zum Brückenkopf der Amerikaner wird, dann ist das schon irre witzig. Schön auch, wenn sich die Oldtimer gegenseitig beschimpfen: “Du bist doch nur noch 08/15 statt 007.”
Der Film startet mit einem wunderbaren Heist rund um das auszutauschende Testament – und versandet anschließend leider etwas. Bis sich eine neue Handlungsebene herauskristallisiert, versacken unsere Agenten im All-Inclusive-Hotel und müssen sich mit Liegenreservierung am Pool, Vollpension und Cuba Libre beschäftigen.
Bis zum Ende der Laufzeit kommt der Film leider nicht mehr so richtig in Schwung. Hier hätte es geholfen, dem Drehbuch noch etwas Koffein einzuflößen. Am Ende macht der Film trotzdem viel Spaß, kommt aber nicht mehr an die Spitzenklasse vom ersten Teil heran. Trotzdem: Es war schön, die Spionagetruppe noch einmal zu sehen. (CS / Bilder: Majestic Filmverleih)
Fazit: 3,5 von 5 Sternen
(FSK: 12)
Spieldauer: 96 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=RoxwNgdYOrE
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 227 (2/2025).
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