Oh Happy Day!: Die New York Gospel Stars zu Besuch in Falkensee!

In den meisten Religionen geht es doch eher ernst zu. In den afroamerikanischen Kirchen Amerikas entstand in den 30er Jahren aber der Gospel. Dieser Kirchenchor präsentiert fröhlich und mit guter Laune gesungene Lieder, die den Herrn preisen und zum lautstarken Mitsingen, Klatschen oder Tanzen einladen. Einmal im Jahr touren die “New York Gospel Stars” aus den USA durch ganz Deutschland, um die doch eher gehemmten Alemannen von ihren Stühlen zu holen. Am 26. Januar war die vielköpfige Gospel-Truppe zu Gast in Falkensee.
Die alte Dorfkirche Seegefeld in Falkensee bot am 26. Januar die perfekte Kulisse für einen besinnlich-aufrüttelnden Auftritt der “New York Gospel Stars”.
Direkt vor dem Altar fanden die sieben Sängerinnen und Sänger, die für ihre Tournee aus Amerika nach Deutschland geflogen kamen, ausreichend Platz, um mit Unterstützung von Keyboard und Drums bekannte Gospellieder wie “Down by the Riverside” oder “Oh Happy Day!” zu singen. Die an den kirchlichen Gesängen sehr interessierten Konzertgänger konnten bequem auf Stühlen Platz nehmen, die die Veranstalter zuvor in mehreren Reihen um die improvisierte Bühne herum aufgestellt hatten.
Die Nachfrage nach dem besonderen Gospel-Flair war in der Gartenstadt tatsächlich so groß, dass die für 17 Uhr angesetzte Aufführung schnell ausgebucht war. Spontan kam deswegen um 19:30 Uhr noch eine Zusatzshow dazu, die ebenfalls bestens besucht war.
Die “New York Gospel Stars” traten zunächst in langen Kirchengewänden in türkis und pink auf, um nach einer viertelstündigen Pause neu gekleidet ganz edel in Schwarz vor die Gäste zu treten.
Seit 17 Jahren kommen die Gospel-Ikonen bereits nach Deutschland, um die gute Botschaft zu verkünden und den Herrn mit Gesang zu preisen. Matia Washington, Tyrone Flowers, Ahmed Wallace, Shakira Atily, Lanika Ravader, Ashtnmrtin, Naikia Jalise und die beiden Musiker an den Instrumenten – Joshua Keitt und Malik Hammond – nutzten auch bei ihrer Stippvisite in Falkensee die Gelegenheit, um echte Gospel-Klassiker zu singen. “This little Light of Mine”, “Amazing Grace”, “Kumbaya”, “Soon ah will be done” und “I’m gotta let it shine” gehörten zu den Gospels, die mal im Solo und mal im Chor, mal mit Musik und mal à capella vorgetragen wurden.
Gleich zu Beginn machten die “New York Gospel Stars” klar, dass die Stühle in der Kirche eigentlich nur Dekoration waren – und keine Aufforderung, in der Tradition passiv zuschauender Deutscher ohne Gefühlsregung auf der Sitzfläche zu verharren. Insbesondere Tyrone Flowers und Ahmed Wallace forderten die Zuschauer immer wieder dazu auf, aufzustehen, um mit den Hüften zu schwingen, zu klatschen oder die Hände gen Himmel zu strecken. Nur zwei, drei Zuschauer schafften es, sitzen zu bleiben. Alle anderen standen und swingten beseelt hin und her.
Klarer Fall: Ob man nun tief gläubig ist oder nicht – Gospel-Musik sorgt schnell für gute Laune und für ein breites Grinsen im Gesicht. Und so dauerte es nicht lange, bis sich das Publikum in den Chor einreihte und lautstark mitsang.
Bei der zweiten Show am Abend war auch die für die Kirche zuständige Pfarrerin Gisela Dittmer mit dabei. Auf die Frage, warum denn unsere deutschen Gottesdienste nicht so fröhlich wie in den Gospel-Kirchen in den Staaten ablaufen würden, sagte sie: “Wir singen ja auch bei uns in der Kirche. Unsere Gesänge sind aber kulturell anders geprägt, das muss man schon sagen. Als Pfarrerin ist es aber sehr schön, den Gospel mitzuerleben, das bringt eine gewisse Lebendigkeit in die Kirche. Und wir sind ja bereits dabei, den Gospel auch in Falkensee zu präsentieren. Bei uns treten ja regelmäßig die Jettasingers in der Kirche auf, das ist unser eigener Gospelchor. Am 18. Mai haben sie wieder einen Auftritt bei uns.”
Nach zwei Stunden Gospel pur war das diesjährige Konzert auch schon wieder vorbei. Die gesamte Band blieb anschließend noch in der Kirche – für Selfies mit den Besuchern und fürs Autogrammeschreiben auf Eintrittskarten, Programmhefte oder vor Ort gekauften CDs.
Ahmed Wallace konnte nun auch beantworten, woher diese konzentrierte Freude im amerikanischen Gospel denn stammt: “Ich habe einfach tief in mir die Gewissheit, dass alles, was ich besitze, ein Geschenk von Gott als Erschaffer der Welt ist. Mein Atem, meine Kleider, meine Kinder, meine Familie, meine Freunde, mein Leben, alles kommt vom Erschaffer. Wir sind dankbar und drücken die Freude über dieses Geschenk im Gesang aus.”
Die neun Mitglieder, die zu den “New York Gospel Stars” gehören, touren in jedem Jahr stets von Mitte Dezember bis Ende Februar durch Deutschland, dann geht es für sie wieder zurück in die USA. Ahmed Wallace: “Wir stammen alle aus verschiedenen Orten und anderen Kirchen, der Gospel vereint uns. In Amerika geht jeder von uns wieder seiner Wege. Tyrone Flowers etwa ist ein sehr berühmter Pastor. Und im Dezember finden wir uns alle erneut zusammen und fliegen wieder nach Deutschland. Wir sind der Meinung, dass gerade Deutschland unsere Fröhlichkeit und die Kraft der Gospel-Musik braucht. Wir treten gemeinsam seit 17 Jahren nur in Deutschland auf, in keinem anderen Land.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 228 (3/2025).
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