220 Anmeldungen: Sarah Wiener beim Falkenseer Frauenstammtisch!

Seit 15 Jahren gibt es den “Falkenseer Frauenstammtisch”. Die Besucherinnen tauschen sich hier einen Abend lang mit einer eingeladenen Gastfrau aus. Das kann eine prominente Schauspielerin wie Fritzi Haberlandt sein, oder aber eine lokale Größe wie die Leiterin des Falkenseer Museums Gabriele Helbig. Zum 78. Frauenstammtisch hatte man am 30. Januar die Fernsehköchin und Politikerin Sarah Wiener eingeladen. Mit der schlagfertigen Wahl-Uckermärkerin stellte der Frauenstammtisch einen neuen Besucherinnenrekord auf.
Seit 2010 organisiert Ulrike Legner-Bundschuh den “Falkenseer Frauenstammtisch”. Alle zwei Monate treffen sich Frauen aus Falkensee und Umgebung und lassen sich von einer eingeladenen Gastfrau inspirieren.
Die Gastfrauen kommen aus Kultur, Wirtschaft, Politik, Kunst, Wissenschaft, Naturschutz oder Sport. Die bekannte Fernsehköchin Sarah Wiener stand tatsächlich schon sehr lange auf der Wunschliste von Ulrike Legner-Bundschuh. Nun hatte sie für 2025 endlich zugesagt. Kaum waren die Einladungen verschickt, kamen doch tatsächlich in kurzer Zeit 220 Anmeldungen zurück. Das waren leider viel zu viele interessierte Frauen für das “Johannes R. Becher Haus”, in dem der Frauenstammtisch inzwischen immer stattfindet. Die Veranstaltung wurde kurzerhand ins Falkenseer Musiksaalgebäude schräg neben der neuen Stadthalle verlegt, doch auch hier passten nur einhundert Frauen in den bereitgestellten Raum hinein. Den übrigen Frauen musste deswegen leider einzeln abgesagt werden.
Sarah Wiener (1962 geboren) ist als Fernsehköchin bekannt geworden, sie hat mehrere Bücher geschrieben, außerdem saß sie von 2019 bis 2024 im Europa-Parlament.
Als roten Faden in ihrem Leben beschreibt Sarah Wiener aber trotzdem das Kochen: “Der Zauber begann für mich als Kind, als ich so einen Gatsch aus Mehl, Eiern und Nüssen zusammenrührte. Das ergab dann so eine hellbraune Masse. Die schiebt man in den Ofen hinein und plötzlich kommt ein duftender Kuchen heraus.”
Gatsch, so nennen Österreicher Matsch. Sarah Wiener wuchs in Wien auf, das war am Abend des Frauenstammtisches unüberhörbar.
Reisen wollte die junge Sarah Wiener auch und so fasste sie einen Plan: “Ich koche für Film-Teams.” Vom Kochen hinter der Kamera ging es für sie am Ende vor die Kamera. Und von dort aus in ein ganz fremdes Terrain, ins EU-Parlament, parteilos für die Österreichischen Grünen. Die politische Arbeit beschreibt sie als die schwierigste Aufgabe in ihrem Leben. 2024 kandidierte sie nicht erneut.
So blieb ihr mehr Zeit für ihre Stiftung. Mit der “Sarah Wiener Stiftung” möchte die Köchin Kindern gesundes Essen nahebringen. In Kitas, Schulen und Familienzentren können Kinder Kochen lernen und in die Vielfalt der Nahrungsmittel eintauchen.
Sarah Wiener ist kein Fan von hochverarbeiteten Lebensmitteln: “Essen ist der intimste Akt. Nichts anderes geht so tief in den Körper rein”, sagte sie am Abend des Frauenstammtisches und stellte vier Regeln vor, nach denen sie gesunde von ungesunden Lebensmitteln unterscheidet: “Hätte meine Oma das als essbar erkannt? Kaufe nichts, wofür im Fernsehen geworben wird. Wenn Sie das Etikett nicht verstehen, warum wollen Sie das dann essen? Und die letzte Regel ist: Kann ich es nicht selber machen? Wenn ich es selber machen kann, dann brauche ich es nicht zu kaufen.”
Bevor es am Abend für Sarah Wiener zurück in die Uckermark ging, konnten die Besucherinnen ihr auch noch Fragen stellen. Das ist gelebte Tradition beim Frauenstammtisch.
Zu den Gastfrauen der Vergangenheit gehörten übrigens die CDU-Politikerin Barbara Richstein, die Landtagspräsidentin Britta Stark, die Fußballspielerinnen Wiebke Meister und Anna Wellmann von Turbine Potsdam, Marianne Birthler als ehemalige Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik sowie Ulrike Poppe, die Brandenburger Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur in der DDR.
Seit 2010 gibt es den “Falkenseer Frauenstammtisch”. Geplant war zu Beginn eigentlich nur eine einzelne Veranstaltung, keine Serie. Ursula Nonnemacher war gerade frisch für Bündnis 90/Die Grünen in den Landtag gewählt worden. Aus diesem Kontext heraus plante sie eine Veranstaltung zur anstehenden Frauenwoche. Mit dabei: ihre Büroleiterin Ulrike Legner-Bundschuh. Diese hatte sich schon immer für Frauen stark gemacht. Bei der Gründung eines der ersten Frauenhäuser in Deutschland war sie bereits federführend mit dabei gewesen. Und sie ist noch immer Vorsitzende eines Vereins, der Zufluchtswohnungen für Frauen in Not bereitstellt.
Der Veranstaltungsort war damals noch das Büro der Grünen in Falkensee; Catrin Seeger vom Frauenhaus Rathenow und Ulrike Legner-Bundschuh berichteten über Gewalt an Frauen.
“20 bis 30 Frauen waren beim Debut mit dabei. Sie sagten anschließend, es brauche dringend mehr von diesen Veranstaltungen”, erinnerte sich Ulrike Legner-Bundschuh. Seitdem organisiert sie den Frauenstammtisch, den fortan Ursula Nonnemacher moderierte. Zunächst im Restaurant “Zum Julius”. Dann im Hotel-Restaurant “Kronprinz”. Hier tagte man erst in der kleineren Bibliothek, dann im großen Festsaal. Nach der Corona-Pause ging es im “Bürgerhaus Finkenkrug” weiter. Das wurde schnell zu klein, also zog der Stammtisch um ins “Kulturhaus Johannes R. Becher”.
Von 20 Frauen hin zu 220 Anmeldungen: Was ist das Geheimnis hinter diesem Erfolg? “Ich möchte, dass Frauen sich nach dem Frauenstammtisch ermutigt fühlen und selbst aktiv werden”, erklärte Ulrike Legner-Bundschuh. Wichtig sei ihr der wertschätzende Umgang untereinander. “Und wir pflegen hier keine Beschwerdekultur”, fügte sie hinzu.
Nachdem Ursula Nonnemacher als Ministerin in die Potsdamer Landesregierung wechselte, übernahm die bündnisgrüne Landtagsabgeordnete Petra Budke die Moderation: “Ich habe mich sehr gefreut, dieses erfolgreiche Format mit Ulrike weiterführen zu können. Beim Frauenstammtisch treffen sich so viele interessante Frauen, es macht richtig Spaß, dort miteinander ins Gespräch zu kommen.”
Da Ursula Nonnemacher nun nicht mehr im Ministerium sitzt, möchten die drei Frauen den Stammtisch ab sofort gemeinsam zu dritt weiterführen.
Die Männer müssen allerdings weiterhin draußen bleiben. Warum eigentlich? “Der Stammtisch ist ein Ort für Frauen, das hatten sich die Frauen tatsächlich so gewünscht”, erklärte Ursula Nonnemacher im Anschluß an den Abend. Und Ulrike Legner-Bundschuh fügte hinzu: “Das ist nicht männerfeindlich. Es ist frauenfreundlich.” (Text / Fotos: Silvia Passow)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 228 (3/2025).
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