Lucky Luke zu Besuch in Berlin: Bier-Streik im Wilden Westen – Letzte Runde für die Daltons!
Lucky Luke ist der Cowboy, der schneller zieht als sein Schatten. Seit Jahrzehnten reitet er auf seinem sprechenden Pferd Jolly Jumper durch die Prärie, um die Daltons einzufangen und für das Gute zu streiten. In Berlin haben es sich der Zeichner Achdé und der Texter Jul nicht nehmen lassen, den neuen Band 102 höchstpersönlich in der Belgischen Botschaft vorzustellen. Das neue Comic-Album trägt den Titel “Letzte Runde für die Daltons”. Es geht um den historischen Bierstreik in Amerika.
Viele Comic-Freunde sind mit der “Micky Maus”, mit “Asterix” und mit “Lucky Luke” aufgewachsen – und haben diese Liebe zu den bunten Bildern auch mit fortschreitendem Alter nicht verloren.
Ein Klassiker in den Händen von Jung wie Alt ist “Lucky Luke”. Der Cowboy, der laut Verlagswerbung “schneller zieht als sein Schatten”, ist übrigens keine amerikanische Erfindung. Verantwortlich für seine Abenteuer ist der belgische Comiczeichner Maurice De Bevere alias Morris, der Lucky Luke erstmals 1946 in einer Geschichte vorkommen ließ. Das erste Album “Die Goldmine von Dick Digger” erschien 1949.
Sechs Jahre verbrachte Morris in den USA. Hier spürte er intensiv der Pionierzeit nach, um das dabei Gelernte in seinen Comics zu verarbeiten. Lucky Luke bekam es deswegen in seinen Comics nicht nur mit den Berühmtheiten des Wilden Westens wie Calamity Jane oder Billy the Kid zu tun. Oft genug ging es auch um den Eisenbahnbau, die Siedler-Trecks, die Pinkerton-Detektive oder um die Erfindung des “singenden Drahts” der Telegrafenmasten. In den USA lernte Morris den Franzosen René Goscinny (“Asterix”) kennen, der von 1955 bis 1977 die Texte für alle Alben schrieb.
“Lucky Luke” war in der Folge stets ein sehr humorvoller, humanistischer und auch lehrreicher Comic, der Bild für Bild vor Details nur so strotzte und liebend gern bekannte Persönlichkeiten der damaligen Zeit wie z.B. Abraham Lincoln mit in die Geschichten einbaute.
René Goscinny verstarb 1977, Morris 2001. Während “Asterix” nach dem Tod von Goscinny ins erzählerische Straucheln geriet, holte sich Morris schnell neue fähige Erzähler ins Team. Und verfügte in seinem Testament, dass sich nach seinem Tod auch neue Zeichner um “Lucky Luke” kümmern dürfen.
Das ist bestens gelungen. Seit mehreren Alben bilden nun der Zeichner Achdé und der Texter Jul ein perfektes Duo, das zwar seinen ganz eigenen Stil hat, “Lucky Luke” aber zugleich so klassisch fortführt, wie Fans sich das nur wünschen können.
Das neue “Lucky Luke” Album “Letzte Runde für die Daltons” ist am 5. November erschienen. Einmal mehr ist der Verlag Egmont Ehapa Media (www.egmont-shop.de) für die deutsche Veröffentlichung verantwortlich.
Eine große Ehre: Der neue Band wurde am 30. Oktober in der Belgischen Botschaft in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Der französische Zeichner Hervé Darmenton alias Achdé und der französische Comicautor Julien Lucien Berjeaut alias Jul waren selbst persönlich vor Ort, um “Letzte Runde für die Daltons” zu präsentieren.
Jul erzählte: “Während unserer Zusammenarbeit haben wir festgestellt, dass in den bisherigen Lucky Luke Abenteuern bestimmte Bevölkerungsgruppen, die sehr wichtig für die amerikanische Pionierzeit waren, noch nie berücksichtigt wurden. Neben den Afroamerikanern, die auf den Baumwollfeldern arbeiten mussten, waren dies auch die Juden. Und letztlich auch die Deutschen. Das wollten wir nachholen.”
Die Juden kamen in Band 95 “Das gelobte Land” zu ihren Recht, um die Sklaven auf den Baumwollfeldern ging es in Band 99 “Fackeln im Baumwollfeld”. In Band 102 “Letzte Runde für die Daltons” sind die Deutschen an der Reihe. Sie wanderten damals in großer Zahl nach Amerika aus und beeinflussten in einem breiten “German Belt” die Sprache, die Sitten und auch die Trinkgepflogenheiten in den neu besiedelten Territorien.
Lucky Luke muss im neuen Album im Auftrag der Bewohner von Neu-München dafür sorgen, dass ein Bierstreik der deutschen Arbeiter in den Brauereien von Milwauklee beendet wird, bevor die Bevölkerung auf dem Land vollends in Trübsinn versinkt und keinen Sinn in den alltäglichen Dingen mehr finden kann.
Das ist alles andere als einfach, da es nicht eben leicht ist, mit der deutschen Sturheit und der deutschen Zugewandheit für Regeln und Gesetze klarzukommen. Und wenn dann auch noch Schwerverbrecher wie die Daltons aus dem Knast geholt werden, um als Streikbrecher an den Gärbottichen der Bierbrauer zu arbeiten, dann kann das am Ende nur schiefgehen.
Im neuen Album geht es wunderbar zeitkritisch um ganz aktuelle Themen wie Work-Life-Balance, Streikbrecher und Fließbandarbeit. Natürlich immer mit dem passenden Humor. Wenn die Arbeiter aus der Pionierzeit ausrufen, wie schön doch eine entspannte 60-Stunden-Woche wäre, dann ist das schon sehr witzig.
Die Leser lernen aber auch wieder etwas. So etwa, dass die deutschen Einwanderer den Hamburger und Ketchup erfunden haben.
Achdé: “Wir zeigen am Anfang des Albums, dass der Alltag eines Cowboys immer der gleiche ist. Bis Lucky Luke beim Schießen plötzlich einen Hexenschuss bekommt. Dieser Hexenschuss ist am Ende der Startschuss für die ganze Geschichte. Wir wollten einen Helden zeigen, der Schwäche zeigt und der sich auch einmal den Rücken verrenken kann.”
Lustig ist auch, dass zur damaligen Zeit tatsächlich die ersten Ampeln erfunden wurden. Und was macht ein guter Deutscher, sobald die Ampel Rot zeigt? Er bleibt stehen – ganz egal, ob gerade eine Kutsche oder ein Reiter kommen, oder eben nicht. Da wundert sich nicht nur Lucky Luke.
(Text/Foto: CS, Cover & Abbildungen: © 2024 Lucky Comics/ Story House Egmont)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 225 (12/2024).
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