Havelland Kliniken: Wir nutzen nun den OP-Roboter Da Vinci!
Die Havelland Kliniken gehen am Standort Nauen einen großen Schritt in Richtung medizinischer Zukunft – und alle Ärzte sind sehr froh und erwartungsvoll. Ab sofort steht den operierenden Ärzten das Da-Vinci-Operationssystem zur Verfügung. Es hilft bei minimalinvasiven Operationen vor allem im urologischen und gynäkologischen Bereich, bei Adipositas-Eingriffen und bei Behandlungen etwa im Rahmen einer Darmkrebsbehandlung. Die Ärzte werden zurzeit angelernt, erste Eingriffe können bereits 2024 erfolgen. (ANZEIGE)
Da Vinci, das ist ein roboterassistiertes Chirurgiesystem der amerikanischen Firma Intuitive Surgical. Es ist bereits seit Jahren vor allem im Bereich der Universitätskliniken im Einsatz. Nun haben auch die Havelland Kliniken ein Modell angeschafft, das einen ganzen OP-Raum einnimmt und aus drei Modulen besteht.
Dr. Mike Lehsnau, Chefarzt der Urologie und ärztlicher Direktor in den Havelland Kliniken (www.havelland-kliniken.de), freut sich ebenso wie die Kollegen auf den allerersten Einsatz vom Modell Da Vinci Xl, das in der Anschaffung mit über einer Million Euro zu Buche schlägt: “Die Patienten haben bereits von Da Vinci gehört und fordern regelrecht seinen Einsatz. Darauf haben wir mit der Anschaffung reagiert. Wir freuen uns aber auch über den neuen Helfer im Operationssaal, weil er uns Ärzten sehr viele Vorteile bietet. Wir setzen den Roboter nun in der Viszeralchirurgie, in der Gynäkologie und in der Urologie ein.”
Da Vinci ist ein rein unterstützendes System. Es assistiert, greift aber nicht selbst in die Operation ein. Die Einheit besteht zunächst aus einer Steuerkonsole, an der der Chirurg sitzt. Er sieht ein zehnfach vergrößertes 3D-Bild des Operationsfeldes auf seinem Monitor und kann die Arme des Roboters mit den verschiedenen Instrumenten feinfühlig in Echtzeit steuern und zwar millimetergenau. Daumen und Zeigefinger beider Hände werden dabei in Steuerungsschlaufen gelegt. Unwillkürliche Bewegungen wie etwa ein Zittern der Hände werden vom System automatisch ausgeglichen.
Beim Operieren stehen sieben Freiheitsgrade bereit. Das ist mehr, als die menschliche Hand umsetzen kann. Über Fußpedale kann auch ein sogenannter Koagulationsstrom aktiviert werden, um Blutungen zu stillen.
Hinzu kommt eine patientenseitige Robotikeinheit mit der Liege, auf der der Patient liegt, und vier Roboterarmen, die mit den gerade benötigten Instrumenten bestückt werden. Abgerundet wird das System von einem Videoturm für die Steuerung von Kamera und Licht.
Der Da-Vinci-Roboter ist am 23. Oktober in Nauen angekommen und wurde zunächst in einem Behandlungsraum im Erdgeschoss aufgebaut. Dr. Mike Lehsnau: “Hier haben die Kollegen, die später mit Da Vinci arbeiten möchten, die Gelegenheit dazu, den Roboter in aller Ruhe kennenzulernen und erste Trockenübungen zu unternehmen. Wir werden von Mitarbeitern der Herstellerfirma geschult, die auch bei den ersten echten Operationen mit dabei sein werden.”
Eine der ersten, die den Da-Vinci-Roboter einsetzen möchte, ist Carolin Oeder, Ärztliche Leiterin des Adipositaszentrums in den Havelland Kliniken: “Wir können verschiedene operative Eingriffe in Zusammenhang mit Adipositas vornehmen. Da geht es vor allem um Magenbypässe und Schlauchmägen.”
Carolin Oeder sieht klare Vorteile beim Einsatz des Roboters: “Diese Operationshilfe gibt uns während des Eingriffs die Möglichkeit, eine dritte Ebene zu benutzen. Bei einer normalen Laparoskopie hat man nur zwei Ebenen. Bei Da Vinci lassen sich die Instrumente abknicken, sodass man auch an zuvor schlecht zugängliche Stellen im Körper heranreichen kann. So kann man sicherer und komplikationsfreier operieren. Darauf freue ich mich bereits sehr. Das ist einfach die Zukunft.”
Dr. Mike Lehsnau: “Die Beweglichkeit an den Instrumentenspitzen ist tatsächlich deutlich besser als bei den starren laparoskopischen Instrumenten. Hinzu kommt, dass man eine absolut ruhige Kamera hat, weil sie nicht mehr von einem Assistenten gehalten und gesteuert wird, sondern vom Roboter. Der dritte Vorteil ist, dass gleich zwei Kamerasysteme in der Optik integriert sind. Das erlaubt ein dreidimensionales Sehen. So kann man alle Strukturen deutlich besser erkennen – und auch zielgenauer operieren.”
David Schediwy ist Oberarzt in der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie in den Havelland-Kliniken. Er sagt: “Wir haben einen Schwerpunkt auf dem oberen Gastrointestinaltrakt, da geht es um den Magenbereich und das Zwerchfell. Ein möglicher Eingriff, bei dem uns der Da-Vinci-Roboter helfen kann, ist etwa bei einer Hiatushernie möglich. Hier kommt es aufgrund eines Zwerchfellbruchs zu einem chronischen Sodbrennen. Ich selbst operiere viel im Bereich der kolorektalen Chirurgie, dabei geht es um Darmkrebs, aber auch um gutartige Erkrankungen des Dünn- und Dickdarms. Wir werden hier am OP-Roboter mit einfachen Eingriffen starten, also mit Zwerchfellbrüchen oder bei Darmkrebsvariationen, die anatomisch gut liegen. Der Roboter spielt aber später seine Stärke genau dort aus, bei der es unter normalen Umständen schwierig ist, eine Übersicht zu bekommen. Dabei könnte es sich etwa um einen Mastdarmkrebs tief unten im kleinen Becken handeln.”
Dr. Mike Lehsnau: “In der Urologie möchten wir das Da-Vinci-Robotersystem für die Prostataoperationen, bei Prostata-Karzinomen, bei Nierenentfernungen und bei der Entfernung von Nierentumoren verwenden. Auch bei Lymphknotenentfernungen und bei Nierenbeckenplastiken kann Da Vinci zum Einsatz kommen. Der nächste Schritt wären Blasenentfernungen bei Harnblasenkarzinomen.”
Eine vierte Einsatzmöglichkeit besteht in der Gynäkologie. Dr. Manfred Miehe ist der Chefarzt für die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. Er erklärt: “Wir können mit dem OP-Roboter vor allem im Bereich der Hysterektomie gut arbeiten, dabei geht es um die vollständige Entfernung der Gebärmutter. Aber auch für Eingriffe an den Eierstöcken können wir uns das vorstellen, etwa bei der Ovarektomie.”
Dass die Havelland Kliniken nun über einen modernen OP-Roboter verfügen, freut nicht nur die Ärzte, die an dem Gerät Platz nehmen dürfen, und die Patienten, die noch feinfühliger behandelt werden, sondern auch zukünftige Kollegen.
Dr. Mike Lehsnau: “Früher haben sich 50 Kollegen auf eine offene Arztstelle im Krankenhaus beworben, heute ist das nicht mehr so. Um Assistenzärzte für eine Klinik zu begeistern, ist ein moderner OP-Roboter ein Argument, das am Ende den Ausschlag für die Havelland Kliniken geben kann. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 225 (12/2024).
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