Großer Erfolg: Brieselang bekommt einen zweiten Bürgerbus!
Wenn Bürger für Bürger Bus fahren, nennt sich das Bürgerbus. In Brieselang fahren inzwischen bereits 22 ehrenamtliche Busfahrer und verbinden mit der ehrenamtlichen Bürgerbus-Linie 657 die Ortsteile Bredow und Zeestow mit dem zentralen Bahnhof Brieselang. Das Projekt läuft so erfolgreich, dass nun ein zweiter Bus an den Start ging. Er wurde am 30. Oktober feierlich in Betrieb genommen.
Leuchtend rot stand er auf dem Marktplatz in Brieselang, der funkelnagelneue Bürgerbus für Brieselang. Er ist etwas länger als der bereits vorhandene erste Bürgerbus mit seinen acht Sitzplätzen. Gleich am Einstieg ist nun sogar ausreichend Platz für einen Rollstuhl und einen Rollator vorhanden. Auch ein Kinderwagen ließe sich hier problemlos abstellen. Um barrierefrei in den Bus zu kommen, muss der Fahrer allerdings eine kleine Rampe ausfahren.
Am 30. Oktober wurde der Bus von Staatssekretär Uwe Schüler, Landrat Roger Lewandowski und Bürgermeisterin Kathrin Neumann an den “Bürgerbus Verein Brieselang e.V.” (www.buergerbus-brieselang.de) übergeben.
Die Wohngebiete in Nord- und Süd-Brieselang und die beiden Ortsteile Bredow und Zeestow miteinander verbinden, dazu eine Anbindung zum Bahnhof schaffen, das war das erklärte Ziel des vor siebzehn Jahren gegründeten Bürgerbusvereins. Von Montag bis Samstag fährt der Bürgerbus der Linie 657 im Stundentakt. 60 bis 80 Fahrgäste nutzen den Bus täglich, so Hans-Joachim Rapp, Vorstand vom Bürgerbus-Verein Brieselang. Mit dem neuen Bus soll nun ein Halbstundentakt auf der Strecke realisiert werden.
Für diesen Zweck wurde nun der Kleinbus der Marke VW angeschafft. 135.000 Euro kostete der Bus. 55.000 Euro gab der Landkreis dazu. Weitere 55.000 Euro kamen von der Gemeinde Brieselang. Das Ministerium für Landesplanung des Landes Brandenburg (MIL) beteiligte sich mit 25.000 Euro aus Lotto-Mitteln an der Finanzierung des Bürgerbusses.
Für das Ministerium war Staatssekretär Uwe Schüler zur Busübergabe gekommen. “Ein zweiter Bus zeigt, dass der Bürgerbus angenommen wird”, sagte er. Für Landrat Roger Lewandowski ist der Bürgerbus Brieselang “eine Erfolgsgeschichte”. Von vier Bürgerbus-Linien im Land Brandenburg fahren zwei im Landkreis Havelland. Ein weiterer Bürgerbus-Verein im Kreis hat sich gerade in Schönwalde-Glien gegründet. Der Landrat lobte das ehrenamtliche Engagement: “Mehr als 215.000 Fahrgäste hat der Bürgerbus Brieselang in 17 Jahren gefahren. Hier werden die Bürger im wahrsten Sinne abgeholt”, sagte er. Und fügte hinzu: “Das Projekt lebt von den Menschen, die sich für andere Menschen einsetzen.” Auch Bürgermeisterin Kathrin Neumann fand lobende Worte für den Verein und sagte: “Ich kann mir Brieselang ohne Bürgerbus gar nicht mehr vorstellen.”
Auch Yvonne Hartley, frischgewählte Vorsitzende des Bürgerbusvereins Schönwalde-Glien, war mit vor Ort. Ende November könne der Bürgerbus für Schönwalde-Glien bereits bestellt werden, verriet sie. Vier Monate Lieferzeit seien abzuwarten, dann könne es losgehen mit dem neuen Bus. “Wir rechnen damit, dass der Bürgerbus Schönwalde-Glien im kommenden Sommer fahren wird”, sagte sie. Derweil schaute sie sich den Brieselanger Bus etwas genauer an und flachste: “Wir nehmen den hier einfach mit und ändern nur die Beschilderung.”
Dagegen hätten allerdings die 22 ehrenamtlichen Brieselanger Busfahrer und Busfahrerinnen etwas. Heinz Hertzberg ist von Anfang an dabei. “Ein sehr schöner Bus”, lobte er und mochte den Fahrersitz gar nicht mehr hergeben. Auch Reinhard Huth lobte den Fahrersessel: “Fünf Stunden muss man schon darauf sitzen. In der Zeit fährt man 130 bis 140 Kilometer”, klärte Huth auf.
Auch Vereinsvorstand Hans-Joachim Rapp fährt seit 2014 Bürgerbus. Seit 2017 ist er der Vorstand im Verein. Der Verein hat 43 Mitglieder und sucht weiter ehrenamtliche Fahrer. Die meisten Bürgerbusfahrer sind zwischen 60 und 70 Jahre alt, sagte er. Nachwuchs wird also gesucht. “Die Fahrgäste sind sehr dankbar”, erklärte Hans-Joachim Rapp. Die einzige Voraussetzung für angehende Busfahrer: “Man sollte gern Auto fahren”, so Rapp. Außerdem könnte man ja sehen, wie sehr der Bus von den Brieselangern angenommen werde. “Brieselang wächst ja weiter. Da muss auch der Bürgerbus Brieselang wachsen”, erklärte der Bürgerbus-Vorstand.
Im Bus erwartet die Fahrgäste ein farbenfrohes Muster auf weich gepolsterten Sitzen. Viel Platz und Stangen, um sich festzuhalten. Von außen fällt der Bus durch die knallrote Lackierung und Werbung lokaler Akteure auf. Diese unterstützen den Bürgerbusverein Brieselang. Im Gegenzug trägt der Bürgerbus ihr Logo durch die Ortsteile. Die Apotheke am Markt ist dabei und “Fiege”.
Helena Kimmel arbeitet bei “Fiege” und schaute sich den Schriftzug auf dem Bus genau an. Sie selbst wohnt auch in Brieselang, erzählte sie. Sie nutze zwar selbst eher das Auto, doch für ihre Kinder sei der Bürgerbus eine Bereicherung.
Auch Mike Jerichow, Vorsitzender des Vereins “Zukunftschancen Brieselang”, freute sich über den neuen Bus: “Ich freue mich, dass die damalige Gemeindevertretung den Weg für den Bus freigemacht hat”, sagte er. Jerichow ist inzwischen selbst Mitglied der Gemeindevertretung. Auch er hatte vor einigen Jahren in Brieselang einen Mangel erkannt – und zwar an Plätzen in Kindertagesstätten; und daraufhin selbst eine Kita gebaut.
Bürger fahren Bürger, das ist das Konzept der Bürgerbusse. Dafür muss allerdings immer auch ein Bürgerbusverein gegründet werden. Die Busse haben einen festen Fahrplan. Fahrplan und Route werden mit Havelbus, dem Betreiber der öffentlichen Buslinie, abgesprochen. Für eine Fahrt im Bürgerbus gelten die Tarife des “Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg”. Bürgerbusse sind ein ergänzendes Angebot. Das Konzept der busfahrenden Bürger stammt aus den Niederlanden, wo 1977 der erste Buurtbus als Nachbarschaftsbus auf die Straße ging. 2004 gründete sich der erste ostdeutsche Bürgerbusverein in Gransee. Doch leider überlebte dieser Verein die Corona-Zeit nicht. Im Havelland fahren Bürgerbusse bereits in Brieselang und Dallgow-Döberitz. Und ab dem Sommer vielleicht auch in Schönwalde-Glien. (Text/Fotos: Silvia Passow)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 225 (12/2024).
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