Kino-Filmkritik: Gladiator II
Die Rückkehr von Regisseur Ridley Scott in die monumentale Welt des antiken Roms in “Gladiator II” hat sowohl hohe Erwartungen als auch Skepsis geweckt. Als Regisseur, der im Jahr 2000 bereits mit dem ersten Teil des Sandalen-Epos Filmgeschichte schrieb, bleibt Scott auch mit 86 Jahren ein Meister des visuellen Spektakels. Doch kann er den hohen Ansprüchen gerecht werden, die der erste “Gladiator”-Film mit Russell Crowe als Maximus geweckt hat?
Der zweite Teil spielt etliche Jahre nach dem ersten. Lucius (Paul Mescal) wurde als Sohn von Maximus heimlich aus dem antiken Rom geschafft, um fernab vom Römischen Reich heranzuwachsen. Doch die beiden degenerierten Kaiser-Brüder Caracalla (Fred Hechinger) und Geta (Joseph Quinn) möchten Roms Grenzen immer weiter nach außen treiben – und zwingen den militärischen Tribun Marcus Acacius (Pedro Pascal) dazu, immer neue Länder und Städte zu Roms Ehren zu erobern.
So gelangt Lucius zurück nach Rom – als Gladiator, der im Kolosseum um sein Leben kämpfen muss. Sein Besitzer ist nun Macrinus (Denzel Washington), der das Ende Roms kommen sieht und beschließt, sich in die hohe Politik einzumischen. Zur Rebellion ist auch Lucilla (Connie Nielsen) bereit, die Tochter des ehemaligen Kaisers Marcus Aurelius. Inmitten der allgegenwärtigen Intrigen und Machenschaften muss Lucius seinen eignen Weg finden, um zu überleben und seinen Platz in Rom zu finden.
Zunächst einmal: Nach vielen wirklich schlechten Filmen, die 2024 ins Kino drängten, bietet “Gladiator II” eine wirklich überbordende und perfekt inszenierte Action. Der Film beginnt bereits mit einer bombastischen Schlacht, die im Meer und auch an Land geführt wird, und die zeigt, wie Marcus Acacius die neue Heimatstadt von Lucius blutig erobert. Es folgen viele perfekt choreographierte Kämpfe im Kolosseum, zunächst gegen Amok laufende Paviane und riesige Nashörner. Später wird das gesamte Kolosseum geflutet, um eine Seeschlacht samt Hai-Attacken (etwas “over the top” geraten) zu inszenieren.
Bei so viel Kampf, Drama und Tod drückt es den Zuschauer in seinen Sitz. Da werden Fingernägel abgeknabbert wie Maiskolben und beginnen die Augen zu schielen, weil man auf der Leinwand nur ja kein Quäntchen Action verpassen möchte.
Gegenüber dem Visuellen mit all seiner Kostüm- und Requisitenpracht fällt die Geschichte deutlich ab. Viele Elemente aus dem ersten “Gladiator”-Film wiederholen sich, was durchaus für Irritationen sorgen kann, weil man plötzlich wieder ein Déjà-Vu hat. Hinzu kommt, dass den Geschehnissen die Tiefe fehlt. Hier hätte man sowohl an der Geschichte als auch an den Charakteren noch deutlich mehr feilen können. Viele Figuren wie etwa Lucius, aber auch seine Mutter Lucilla, bleiben viel zu blass, um den Film tragen zu können.
Dafür ergreift Denzel Washington seine Chance. Er legt seine Rolle als Herr über eine Gladiatoren-Schule so herrlich schmierig, intrigant, dominant und zugleich auch unterwürfig an, dass man ein wahres Vergnügen empfindet, sobald er als Macrinus wieder etwas Bildschirmzeit bekommt. Washington spielt tatsächlich das gesamte Schauspieler-Ensemble an die Wand, einzig Pedro Pascal kann mit ihm mithalten. (CS / Bilder: Paramount Pictures Germany)
Fazit: 4,5 von 5 Sternen (FSK: 16)
Spieldauer: 150 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=5ix4p6fwdGc&t=18s
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 225 (12/2024).
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