Kino-Filmkritik: Der Vierer
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Die meisten Paare können sich nicht einmal dazu aufraffen, es mit einem Dreier zu versuchen. Regisseur Iván Sáinz-Pardo geht in seinem neuen Kinofilm gleich die Königsdisziplin des frivol organisierten Fremdgehens an – und ruft einen Vierer aus. Für die deutsche Schlafzimmer-Komödie haben Florian David Fitz, Iván Sáinz-Pardo und Torben Struck gemeinsam das Drehbuch geschrieben. Dabei haben sie sich beim spanischen Original “Amor en polvo” von 2019 bedient.
Was geht ab? Sophie (Julia Koschitz) liebt ihren Job in einer gut laufenden Kanzlei, und das so sehr, dass sie nicht nur das Aufwachsen ihres Sohnes verpasst hat, sondern ihr biederes Zuhause regelrecht verachtet. Ständig sucht sie nach dem nächsten Nervenkitzel.
Ihr Mann Paul (Florian David Fitz) ist da ganz anders gestrickt. Er hat sich von Anfang an um den Sohn gekümmert, liebt seinen Thermomix, kocht gern und geht ganz in seiner Familienrolle als Hausmann auf.
Aber natürlich will auch er, dass seine Frau glücklich ist. Gemeinsam planen sie deswegen etwas besonders Aufregendes, nämlich einen Vierer. Die impulsive und sexuell äußerst offene Mia (Lucía Barrado) soll mit in die Kissen springen – und ein Typ, den Sophie sehr scharf findet. Das kann Paul so gar nicht ab – und lädt stattdessen seinen leicht verstockten Kumpel Lukas (Friedrich Mücke) ein.
Während Sophie und Paul vor dem Treffen zu viert schon einmal vorglühen und sich von einer ganz neuen Seite zeigen, kommen plötzlich Wahrheiten zutage, die bislang gut verborgen im Alltags-Einerlei begraben waren. Und schon fliegen nicht nur die Dessous durch die Luft, sondern auch die in Knoblauch getunkten Canapées. Auch beim ersten Treffen zwischen Mia und Lukas läuft nicht alles so wie geplant.
“Der Vierer” weckt im Vorfeld ein wohlig voyeuristisches Gefühl in der Magengegend der Zuschauer, die bereit dazu sind, sich einen Film mit einer so erotisch aufgeladenen Prämisse anzuschauen. Und tatsächlich geht es am Anfang ordentlich zur Sache. Aber natürlich, man ahnt es schon, wird in punkto Vierer ein Versprechen gegeben, das auf der Leinwand nicht gehalten wird.
Stattdessen fliegen allen Beteiligten die Lügen ihres Lebens um die Ohren. Schnell ahnt der Zuschauer, wo die gesammelten Katastrophen ihren Ursprung haben – und harrt schadenfroh der Dinge, die da kommen mögen. Wenn es schon keinen echten Sex auf der Leinwand gibt, dann doch wenigstens ein paar soziale Brennpunkte.
Letztlich kommt aber alles fast so, wie es sich der Zuschauer vorstellt. Es darf nach Herzenslust gestritten, angeklagt, aufgeklärt, abgestritten, gebettelt, gebeichtet und ausgerastet werden. Das macht beim Zugucken Spaß, auch wenn das Publikum im Kino gern noch deutlich mehr Eskalation erlebt hätte. Es fegt zwar ein netter Sturm durch den Kinosaal, ein gefühlsintensiver Tornado ist es aber nicht. So fühlt man sich am Ende “nett” unterhalten, hat aber keinen neuen Kultfilm gefunden. Will sagen: Einmal schauen reicht. In Deutschland startet der Film am 28. November im Kino. (CS / Bilder: Leonine Studios)
Fazit: 3 von 5 Sternen (FSK: 12)
Spieldauer: 90 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=cLADn4gM7cA
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 224 (11/2024).
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