Pétanque 7: Ein Event von “Unser Havelland”
Hurra, am 20. Oktober war es wieder einmal so weit. Bereits zum siebten Mal fand das “Unser Havelland Pétanque-Turnier” statt – einmal mehr auf dem Gelände vom Kreativ-Verein (www.kreativ-ev.de) in Schönwalde-Glien und zwar im Ortsteil Dorf. Hier stehen fünf professionelle und 15 Meter lange Turnierbahnen mit Schotter und Sand als Belag zur Verfügung, auf denen immer am Sonntag die Kugeln fliegen.
Reinhold Ehl hatte vor sieben Jahren einmal unbedacht der Idee zugestimmt, ein Turnier für blutige Anfänger auszurichten. Seitdem zählt das jährliche Pétanque-Turnier zu den gemütlichsten Events von “Unser Havelland”. 16 Teams mit zwei bis drei Spielern fanden sich auch in diesem Jahr um 11 Uhr bei schönstem Herbstwetter im Dorf ein, um Pétanque zu spielen.
Aber: Wie spielt man das eigentlich, Pétanque? Im Grunde genommen ist es eine Boule-Variante, bei der der Spieler in einem Ring steht – und aus diesem Ring heraus seine Kugeln wirft.
Jedes Team, das aus zwei bis drei Spielern bestehen darf, verfügt über sechs metallene Kugeln, die etwa 700 Gramm schwer sind.
Ein Team wirft ein kleines hölzernes “Schweinchen” auf die Bahn – wenigstens sechs Meter weit. Anschließend wird eine erste Kugel geworfen, die möglichst nah am Schweinchen liegenbleiben sollte.
Denn nun ist das andere Team an der Reihe. Es muss so lange eigene Kugeln werfen, bis es gelingt, mit einer Kugel näher an das Schweinchen heranzureichen. Gelingt das, ist wieder das erste Team dran.
Liegen alle 12 Kugeln auf der Bahn, ist die erste Aufnahme beendet. Das Team, dessen Kugel am nächsten am Schweinchen liegt, punktet. Und zwar für jede Kugel, die näher am Schweinchen liegt als der Gegner. In einer Aufnahme können also maximal sechs Punkte gemacht werden.
Gespielt wird so lange, bis ein Team 13 Punkte erreicht hat. Dann ist das Spiel gewonnen.
0 Punkte? Küss die Fanny
Beim Pétanque kann es durchaus einmal vorkommen, dass man ein Match zu Null verliert. In Frankreich muss man für diese Schmach allerdings bezahlen – und den Po eines Mädchens namens Fanny küssen.
Das ist beim Kreativ-Verein nicht anders. Hier hängt die Fanny als tönerner Arsch mit Ohren an der Wand der Scheune. Wer zu Null verliert, muss einen aus dem Team bestimmen, der oder die die eigenen Lippen zum Küsschen spitzen muss.
Beim 7. Pétanque-Turnier traf es gleich vier Teams, die beherzt zur Scheunenwand schreiten mussten. Auch Ann-Kristin Ebeling und Dietmar Fechner mussten der Fanny ihre Aufwartung machen.
Für das Turnier selbst war der Punkteabstand ebenfalls von Bedeutung. Gewann ein Team zu Null, erhielt es vier Turnierpunkte, der Verlierer ging leer aus. Betrug der Punkteabstand über fünf Zähler, erhielt das Gewinnerteam weiterhin vier Turnierpunkte. Der Verlierer bekam aber auch einen Punkt geschenkt. Lagen beide Teams 3-4 Punkte auseinander, gab es nur noch drei Turnierpunkte für den Sieger. Und lag der Unterschied nur bei 1-2 Punkten, gab es nur noch zwei Turnierpunkte für den Sieger – aber immerhin auch noch einen für den Verlierer.
Spannende Spiele
Spielleiter Reinhold Ehl hatte die 16 Mannschaften einmal mehr in zwei Gruppen aufgeteilt – die Säugetiere und die Vögel.
In der Gruppenphase hatte jedes Team vier Spiele. Da traten die Tiger gegen die Mäuse an oder die Papageien gegen die Uhus.
Reinhold Ehl: “Während der Gruppenphase war ein Spiel bereits bei 10 Punkten zu Ende – oder nach einer halben Stunde.”
Sobald die Glocke läutete, durften die Spieler nur noch die aktuelle Aufnahme beenden. Dann eilten sie auch schon wieder zum Spielleiter, um ihm das Ergebnis der Begegnung mitzuteilen.
Einmal mehr gab es an jeder Bahn Schiedsrichter, die den Pétanque-Anfängern bei allen Fragen zur Seite standen. In den meisten Fällen ging es um die Einschätzung, ob denn eine frisch geworfene Kugel nun endlich näher am Schweinchen liegt als der Gegner. Die Abstände der Kugeln zum Schweinchen wirkten auf jeden Fall von der Abwurfstelle gesehen komplett anders als direkt am Ort des Geschehens. Nicht selten musste das Maßband gezückt werden, um den Abstand der Kugeln zu messen. Mitunter entschieden ein paar Millimeter über Sieg oder Niederlage.
Reinhold Ehl: “Im Pétanque gibt es unter den Profis Leger und Schießer. Der Leger versucht eine Kugel ganz geschickt so rollen zu lassen, dass sie nah am Schweinchen zu liegen kommt oder direkt davor die Wege zumacht. Manchmal hilft aber einfach nur noch nackte Gewalt. Dann kommt der Schießer zum Zuge und versucht, eine störende Kugel des Gegners direkt anzupeilen, um sie im hohen Bogen aus dem Weg zu kicken. Ich war erstaunt, dass es auch bei unserem Anfängerturnier schon einige Spieler gab, die sich im Schießen versucht haben.”
Bei fünf verfügbaren Bahnen konnten immer nur zehn Teams gleichzeitig spielen. Sechs mussten unterdessen Pause machen. Das war aber kein Problem. Sie konnten einfach den anderen Teams zuschauen, um vielleicht noch etwas zu lernen. Oder sie ließen sich von Karla Ehl verwöhnen. Sie hatte zur Stärkung der Spieler warme Kartoffelsuppe mit Würstchen und Schmalzstullen vorbereitet und hausgemachtes Apfelkompott mit Vanillesauce im Angebot. Lecker.
Fliegende Kugeln: Sieg!
Nach der Gruppenphase wurde es ernst. Nur die besten vier der acht Teams aus jeder Gruppe kamen weiter in die K.O.-Runde.
Im Viertelfinale siegten die Adler (Susanne Ripke + Knut Trapp) über die Löwen (Wolfgang und Christine Kosin) mit 9:2. Die Uhus (Ulrike Koser mit Heike Schenk) verwiesen die Elefanten (Jana und Lars Scheibe + Anja Gürgen) mit 8:7 in die Schranken. Die Wölfe (Erik und Vincent Ebeling) wurden nicht von der Zeit ausgebremst und verwiesen die Wildgänse (Michael und Susanne Wagner) 10:5 auf ihre Plätze. Die Enten (Joachim Bammes und Otto Steinbiss) erwiesen sich als gar nicht flügellahm und besiegten die Krokodile (Jörg und Birgit Springer) 10:3.
Spannend wurde es im Halbfinale. Die Wölfe schlugen die Adler 10:6. Und die Uhus machten kurzen Prozess mit den Enten und gewannen 10:2.
Im Finale gab es keine Zeitbegrenzung mehr. Und alle Spiele gingen nun ganz regulär bis 13 Punkte.
Im Spiel um Platz 3 ging es wahrlich spannend zu. Immer wieder musste nachgemessen werden, um zu schauen, welche Kugel näher am Schweinchen liegt. Am Ende hatten die Adler hauchdünn die Nase vorn und schnappten sich beim Punktestand von 13:12 den Pokal für den 3. Platz.
Das Finale trugen dann die Uhus gegen die Wölfe aus. Vater und Sohn Ebeling liefen im Finale zur Höchstform auf und legten Kugeln in den Sand, die man sonst nur Profis zutrauen würde. Während Sohn Vincent sich als begnadeter Leger zeigte, bereinigte Vater Erik nicht nur einmal eine brenzlige Situation als Schießer. So schoss er einmal im Punkterückstand einfach das Schweinchen aus der Bahn. In einem anderen Fall beseitigte er mit einem beherzten Bogenwurf einfach eine störende Uhu-Kugel – und legte sich dabei näher an das Schweinchen heran. Die Wölfe gewannen das Finale 13:0 – und Ulrike Koser von den Uhus musste die Fanny küssen. (Text/Fotos: CS)
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