Falkensees Tierbeauftragter Philipp Fricke: Wildschweine sind zurzeit ein großes Ärgernis im Havelland!
Der Aufschrei ist groß: Im Herbst entdecken ganze Wildschweinrotten die gepflegten Gärten und Vorgärten der Havelländer – und zerlegen die liebevoll angelegten Rasenflächen und Beete oft über Nacht vollständig. Was suchen die Schweine ausgerecht jetzt in den Gärten? Und warum sind es so viele? Falkensees Tierbeauftragter Philipp Fricke weiß es.
Pass bloß auf Wildschweine auf. Diesen Rat bekommt so mancher Spaziergänger mit auf den Weg, wenn er seine Schritte in Richtung Wald lenkt. Denn das Schwarzwild (Sus scrofa), wie die Paarhufer aus der Familie der Echten Schweine in der Jägersprache heißen, sind typische Bewohner unserer Wälder.
Hier gehen sie den Menschen meist aus dem Weg, sodass man sie nur selten sieht. Insbesondere dann, wenn die Weibchen (Bachen) Junge (Frischlinge) haben, kann ein plötzlicher Kontakt aber gefährlich werden. Eine ausgewachsene Bache bringt bis zu 150 Kilo auf die Waage, ein Keiler bis zu 200 Kilo. Und eins ist ganz sicher. Weglaufen ist keine Option: Die Schweine sind auf jeden Fall schneller.
Die Stammform des Hausschweins drängt zunehmend auch in den städtischen Lebensraum. Gerade jetzt im Herbst marodieren die Schweinerotten enthemmt durch die Gärten – und hinterlassen vor Ort einen großen Flurschaden, da sie mit ihren Schnauzen ganze Rasenflächen umgraben. Wir haben zum Thema Falkensees Tierbeauftragten Philipp Fricke befragt.
Der Landkreis meldet, dass in den Wäldern viele Wildschweine geschossen wurden, um der Schweinepest vorzubeugen. Wo kommen denn all die Wildschweine her, die gerade in Falkensee unterwegs sind?
Philipp Fricke: “Grund für ein erhöhtes Wildschweinaufkommen in diesem Jahr ist u.a. das zurückliegende Mastjahr 2023, in dem die Wildschweine ausreichend Nahrung fanden und so ihren Nachwuchs nahezu vollständig aufziehen konnten. Die einzelnen Rotten bestehen daher aus mehr Tieren als in anderen Jahren. Auch die unterschiedliche Jagdpraxis in den umliegenden Gemeinden bzw. Waldflächen führt mitunter dazu, dass mehr Wild den Weg in die Stadt findet.”
Die Wildschweine sind zurzeit überall in den Gärten und Vorgärten unterwegs und graben alles um. Warum eigentlich gerade in dieser Jahreszeit, wo es doch im Wald Eicheln und Kastanien in Massen gibt. Was suchen die? Und warum suchen sie es gerade jetzt?
Philipp Fricke: “Zurzeit sind die Wildschweine auf der Suche nach eiweißhaltiger Nahrung, um sich auf den bevorstehenden Winter vorzubereiten. Dafür sind Engerlinge, die Larven des Junikäfers, für die Wildschweine perfekt und sie suchen gezielt in den Böden danach.”
Werden Wildschweine im Stadtgebiet aktiv dezimiert?
Philipp Fricke: “Der Wildbestand in Falkensee wird hauptamtlich durch den Tierbeauftragten der Stadt reguliert. Der Überbestand wird im Rahmen des vorhandenen und jährlich angepassten Wildtiermanagementplanes entnommen. Hierbei werden die gesetzlichen Bestimmungen des Tierschutzgesetzes sowie des Jagdgesetzes bei der Auswahl mit berücksichtigt. Bei der Entnahme von Wild ist durch den Tierbeauftragten bzw. Jäger sicherzustellen, dass weder er noch andere Personen oder andere Rechtsgüter gefährdet werden. Wir bitten daher zu beachten, dass in befriedeten Bezirken z.B. Innenstadtbereich besonders hohe Anforderungen an die Entnahme von Wild zu stellen sind.” (Text: CS / Foto: cs)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 224 (11/2024).
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