25 Jahre Bürgerservicebüro am Standort Nauen: Wir helfen gerne!
Früher oder später kommen alle Havelländer in eines der drei Bürgerservicebüros (BSB) im Landkreis Havelland. Von der Altersrente bis zum Wohnortwechsel im Landkreis kann hier vor Ort ganz viel im Sinne der Bürger geregelt werden. Auch der Führerscheinumtausch ist hier möglich. Termine können online gebucht werden, die Wartezeit beträgt höchstens zwanzig Minuten. Davon träumt der verwaltungsgebeutelte Berliner. Das BSB in Nauen feierte nun sein 25-jähriges Jubiläum.
Im Film “Asterix erobert Rom” irren Asterix und Obelix durch die Behörde, weil sie unbedingt den Passierschein 38 benötigen. Sie werden von einer Abteilung zur nächsten geschickt und nennen das Gebäude schließlich “das Haus, das verrückt macht”. Und genau so etwas soll mit dem Bürgerservicebüro nicht passieren, erklärte Landrat Roger Lewandowski am 18. Dezember in seiner Rede vor den Mitarbeitenden des Bürgerservicebüros in Nauen. Und setzte noch eins drauf: “Wenn es diese Institution nicht schon gegeben hätte, hätten wir sie erfunden”. Denn in einem Bürgerservicebüro können ganz viele Verwaltungsleistungen an einem Ort in Anspruch genommen werden.
Anlass für die warmen Worte war der 25. Geburtstag des BSB in Nauen. Gefeiert wurde das Ereignis mit einer üppig dekorierten Torte, die nach den kurz gehaltenen Reden angeschnitten und serviert wurde. Eine Mitarbeiterin hatte sie gebacken.
Drei Bürgerservicebüros gibt es im Havelland – in Rathenow, in Nauen und seit 2008 auch in Falkensee. Zwanzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich um die Belange und Anliegen der Bürger. Yvonne Baumgartner ist seit 2009 im Bürgerservicebüro tätig, seit 2018 hat sie die Leitung inne. Yvonne Baumgartner blickte auf der Veranstaltung zum 25-jährigen Jubiläum kurz zurück, in eine Zeit, als die Herausforderung für die Mitarbeiter noch darin bestand, den Bürgern ihre Angebote und Dienstleistungen bekannt zu machen. Das hat sich schon lange erledigt. Die Havelländer suchen im BSB inzwischen Rat und Hilfe zu vielerlei Fragen. “Es wird auch schon mal bei uns angerufen, wenn der Friseur nicht ans Telefon geht”, berichtete Yvonne Baumgartner. Und dann zeichnete sie ein hübsches Bild. 410.000 vor Ort aufgenommene Anträge gab es in den zurückliegenden 25 Jahren. “Wenn man jedem dieser Anträge einen Menschen zuordnet und diese dann nebeneinander aufstellt, ließe sich eine Menschenkette von Nauen bis nach Oslo bilden.”
Rund 70 verschiedene Tätigkeitsfelder gehören zum Aufgabenbereich der Mitarbeiter im BSB. Manche Anliegen der Bürger können vor Ort direkt bearbeitet werden, andere werden an eines der 20 Fachämter weitergereicht. In Nauen darf es dabei auch “ländlich” zugehen – etwa bei den Trichinenproben der Jäger. Trichinen sind kleine Fadenwürmer, die beim Verzehr von Wildschweinfleisch auf Menschen übertragen werden können. Jäger lassen deswegen Proben von einem erlegten Wildschwein untersuchen, bevor das Fleisch in den Verkauf gelangt. Die Proben werden im BSB abgegeben. Von hier aus geht’s dann weiter ins zuständige Labor.
Die Mitarbeiter an den Arbeitsplätzen können fast alle Anliegen bearbeiten. Schuldenberatung, Rente und Versicherungen sind Extras, in denen die einzelnen Kräfte geschult sind. Karolin Löhn ist seit 2013 Mitarbeiterin beim BSB. Sie hat eine Ausbildung beim Landkreis abgeschlossen. Nach den durchschnittlichen Wartezeiten befragt, sagt sie, das käme ganz auf den Wochentag an. Der Dienstagnachmittag sei immer deutlich intensiver besucht. “Es wartet aber trotzdem kaum jemand länger als zwanzig Minuten”, erklärte sie. Entzerren würden sich die Termine auch durch die Möglichkeit der Online-Terminbuchung, ergänzte Karolin Löhn.
Auch Sandy Janicke arbeitet im BSB. Vorher war sie im Jobcenter tätig, erzählte sie. Sie ist in der Schuldenberatung tätig. Dort hört man viele tragische Geschichten, sagte sie. Sie erledigt aber auch viele andere Anliegen der Bürger, so auch den Führerscheinumtausch. Frei nach dem Motto “Der Lappen geht, die Karte kommt” sind zurzeit alle Führerscheinbesitzer final aufgefordert, ihre alten Führerscheine umzutauschen. Es gibt Fristen für diesen Umtausch, diese richten sich nach den Geburtsjahrgängen. Aktuell sind es die 1971 und später geborenen Autofahrer, die bis zum 19. Januar 2025 ihren rosa “Lappen” in eine Plastikkarte umtauschen müssen. Wer das noch schnell nachholen möchte, sollte ein aktuelles Passbild nicht vergessen. Wer zwischen 1965 und 1970 geboren wurde, ist bereits ein Jahr zu spät. Trotzdem wird keine “Strafgebühr berechnet”, falls der säumige Bummler erst jetzt zum Umtausch im Bürgerservicebüro auftaucht.
Anett Popowski ist in der Rentenberatung tätig und hat einen Tipp parat. Wer einen Termin noch im Frühling haben möchte, sollte sich recht bald anmelden. Bei ihr sind die Termine bis in den März bereits vergeben. “Ich plane gerade mit dem April”, sagte sie. Ganz egal, ob Altersrente, Witwenrente oder Erwerbsminderungsrente: Sie ist die Fachfrau. Auch bei ihr gibt es oft traurige Momente, eine große Box mit Taschentüchern neben ihrem Schreibtisch zeugt davon. “Wenn jemand Krebs hat und deshalb nicht mehr arbeiten kann, oder wenn Witwenrente beantragt wird, weil der Partner verstorben ist, kommen auch schnell mal die Tränen”, weiß sie. An ihrem Schreibtisch zeigt sich aber auch die Vielseitigkeit vom Bürgerservicebüro. “Wenn jemand zum Ausrechnen der Rente kommt und diese sehr niedrig ausfällt, dann schaue ich gleich, was vielleicht von unserer Seite aus noch möglich ist. Vielleicht kann ja Wohngeld beantragt werden? Dann schicke ich den Bürger gleich zur Kollegin an den nächsten Tisch. Ganz unkompliziert”, sagte Anett Popowski.
Die meisten Mitarbeiter im BSB sind schon länger in Nauen in der Goethestraße 59/60 tätig. Iwona Hilgert hingegen ist erst seit August letzten Jahres mit an Bord. Dennoch hat sich ihre Anwesenheit bereits unter den Besuchern herumgesprochen, denn die gebürtige Polin versteht Russisch und Ukrainisch. “Manche Besucher fragen direkt nach Frau Iwona”, erklärte Iwona Hilgert auf der Jubiläumsfeier. So ist die neue Kollegin eine weitere Bereicherung für ein vielseitig aufgestelltes Bürgerservicebüro. (Text/Fotos: Silvia Passow)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 226 (1/2025).
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