Neue Heimat: Der “Weltladen” zieht 2025 in die Räume der “biofreunde”!
Immer wenn man denkt, es passiert ja gar nichts mehr im Ort, da geht es plötzlich Knall auf Fall. Die “biofreunde” in der Falkenseer Bahnhofstraße geben auf und schließen ihren Bio-Handel für immer. Zugleich hat der “Weltladen” gleich um die Ecke eine Kündigung seiner Räumlichkeiten erhalten. Die perfekte Lösung: Der “Weltladen” zieht nun in die Räumlichkeiten der “biofreunde”. Im März soll der Umzug vollendet sein.
Es war einmal ein kleiner, gemütlicher Bioladen, den Vera Jesse und Christine Feix vor 14 Jahren in der Bahnhofstraße 80 am jetzigen Kreisverkehr eröffnet hatten. Die “biofreunde” mussten allerdings umziehen, um Platz für den bereits erwähnten neu gebauten Kreisverkehr zu schaffen. Sie zogen deswegen 2016 auf den Gewerbe-Innenhof im Eck zwischen der Bahnhofstraße und der Seegefelder Straße, auf dem auch ein “Getränke Hoffmann”, der “Fressnapf Falkensee” und ein “NETTO Marken-Discount” zu finden sind.
Vera Jesse und Christine Feix trennten sich acht Jahre nach der Gründung von ihrem Baby: Katja Stieball und Claudia Dube übernahmen 2018 vor Ort. Sie führten das bewährte Konzept weiter und boten den Kunden nahtlos ein gutes Sortiment an Bioprodukten mit frischem Obst und Gemüse in Bioqualität an, hinzu kam weiterhin ein kleiner Café-Betrieb mit einem warmen Mittagstisch.
Doch 2017 kam der Denns BioMarkt in die Stadt, 2023 eröffnete die BioCompany einen weiteren großen Bio-Markt in der fußläufigen Nachbarschaft. Das erweiterte Bio-Angebot in Falkensee nahm den “biofreunden” wichtigen Umsatz. Claudia Dube: “Wir mussten schließen, letztendlich vor allem aus wirtschaftlichen Gründen.”
Gerade der Mittagstisch der “biofreunde” wurde von den Kunden sehr gut angenommen. Es reichte am Ende aber nicht mehr aus. Claudia Dube: “Der Mittagstisch alleine kann den Laden nicht tragen. Am 30. November war deswegen unser letzter Tag.” Damit steht fest: Die “biofreunde” gibt es in Falkensee nicht mehr.
Des einen Leid ist des anderen Glück. Schräg gegenüber auf der anderen Seite der Bahnhofstraße schlitterte zeitgleich auch der “Weltladen” in eine missliche Lage.
Der “Weltladen” in der Bahnhofstraße 61 ist ursprünglich von Angela Eder gegründet worden. 2020 übernahm der “Evangelische Kirchenkreis Falkensee” die Leitung des “Weltladens” und behielt das ursprüngliche Konzept bei. Vor Ort werden fair produzierte Dinge wie Kaffee, Tee, Wein, Schokolade, Honig, Gewürze, Seife, Dekoartikel, Gläser, Kerzen, Taschen, Geschenkartikel und Spielsachen aus vielen Ländern zum Kauf angeboten. Auch hier gibt es einen Café-Betrieb. Hinter dem Kirchenkreis stehen 23 Kirchengemeinden aus der Nachbarschaft über Dallgow-Döberitz bis nach Wustermark. Sehr, sehr viele ehrenamtlich tätige Frauen und Männer stellen ihre Freizeit zur Verfügung, um den “Weltladen” am Laufen zu halten. Nur für Bettina Hegewald steht eine bezahlte Stelle zur Verfügung.
Die Falkenseerin Carola Evard engagiert sich sehr im “Weltladen”. Sie erzählt: “Bereits im August hat der Vermieter Kontakt zu uns aufgenommen und uns sehr rechtzeitig mitgeteilt, dass er Eigenbedarf anmelden und uns den Mietvertrag kündigen wird. So wussten wir, dass wir aus der Bahnhofstraße 61 ausziehen müssen, konnten uns aber rechtzeitig nach einer neuen Wirkungsstätte umsehen. Ende März 2025 müssen wir aus den jetzigen Räumen draußen sein. In dieser Situation haben wir mitbekommen, dass die Räume der ‘biofreunde’ zur Verfügung stehen. Jetzt steht fest: Der ‘Weltladen’ zieht um – und zwar in die Bahnhofstraße 44.”
Das Problem ist natürlich: Der “Weltladen” ist nach dem Umzug nicht mehr so sichtbar wie vorher. Carola Evard: “Über die Mitteilungsorgane der Kirchengemeinden können wir die Information vom neuen Standort gut verbreiten, hinzu kommen die sozialen Medien, hier vor allem Instagram. Thomas Lenkitsch hat bereits Ideen entwickelt, wie man den Innenhof mit seinen Läden besser zur Bahnhofstraße hin bewerben und sichtbar machen kann.”
Bettina Hegewald, die alle ehrenamtlichen Kräfte koordiniert: “Alles bleibt so, wie es ist. Wir werden die gleichen Dinge anbieten und verkaufen, wie es auch schon vorher der Fall war. Von der Ladenfläche her vergrößern wir uns sogar noch etwas. Auch unser Café-Bereich wird eine größere Rolle einnehmen. Wir bieten weiterhin selbst gemachten Kuchen, eine warme Quiche, eine Tagessuppe und viele Tee- und Kaffeespezialitäten an. Wir sind ja konzeptionell schon vor vier Jahren als Nachbarschafts-Café angetreten. Wir sehen hier einen großen Bedarf bei den Menschen: Sie brauchen eine Begegnungsstätte. Es gibt einen großen Wunsch in allen Altersstrukturen, sich zu treffen, sich auszutauschen und sich kulturell und künstlerisch zu betätigen. Auch das Thema Demokratie bleibt uns wichtig. Denn Demokratie heißt Begegnung und dafür möchten wir viele Begegnungsebenen schaffen. Wir waren beim Stadtevent dabei und hatten auch eine schöne Veranstaltung zum Poesieherbst. Das führen wir am neuen Standort weiter. So ist für 2025 schon fest ein Poesiesommer mit dem Zentrumsmanagement eingeplant.”
Pfarrerin Gisela Dittmer: “Der ‘Weltladen’ ist inzwischen auch fest in der Stadt Falkensee verankert. Wir waren sehr froh, dass uns in der letzten Stadtverordnetenversammlung des Jahres ein finanzieller Zuschuss für den Umzug bewilligt wurde. Das hilft sehr. Und es zeigt auch, dass die Stadt den ‘Weltladen’ wirklich haben möchte und uns im Notfall zur Seite steht. Wir danken den Stadtverordneten sehr für diese Unterstützung.”
Gleich hinter dem Innenhof liegt in Richtung Seegeburger Straße übrigens ein kleiner Friedhof mit einem Gemeindehaus der Kirche und einem kleinen Pfarrgarten samt einer hölzernen Sitzgruppe aus dem Förderprogramm “Von Bank zu Bank im Havelland” im Freien. Gisela Dittmer: “Es gibt da einen Bretterverschlag an der Seite neben dem Gebäude der ‘biofreunde’. Wenn man den wegnehmen würde, hätten wir einen direkten Zuweg zu unserem Gemeindegrundstück, sodass wir hier eine Verbindung schaffen könnten.”
Bettina Hegewald: “Unsere Kunden nehmen die Information über den nahenden Umzug sehr gut auf. Sie sagen, dass sie auch weiterhin sehr gern zu uns kommen, es ist ja wirklich nur um die Ecke.”
Carola Evard: “Ein wichtiger Vorteil für uns ist, dass der neue Standort in den Räumen der ‘biofreunde’ barrierefrei ist. So kann uns wirklich jeder besuchen.”
Wie wird es jetzt für die beiden Frauen von den “biofreunden” weitergehen? Claudia Dube “Es geht ganz ruhig weiter. Ich werde mich erst einmal ausruhen und neue Kräfte sammeln. Dann sehe ich weiter. Noch ist nichts klar.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 226 (1/2025).
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