Ist die Straße ok? Das ASPHALTA Prüf- und Forschungslaboratorium ist neu in Falkensee!
In Falkensee wirken und arbeiten viele spannende Firmen. Nun ist ein Unternehmen neu hinzugekommen. Das “ASPHALTA Prüf- und Forschungslaboratorium” hat seine Standorte in Berlin und Sachsen aufgegeben und in Falkensee ein neu gebautes “Hauptquartier” in der Leipziger Straße bezogen. Die 22 Mitarbeiter prüfen und analysieren vor Ort Straßenbeläge, Bauwerke und Baustoffe. Wenn die Experten aus ihrem Alltag erzählen, wird es richtig aufregend. (ANZEIGE)
Monatelang wurde an dem neuen einstöckigen Gebäude in der Leipziger Straße gebaut. Viele Falkenseer haben sich beim Vorbeifahren gefragt, was denn da wohl zwischen Selgros und Famila entsteht.
Nun ist es klar: Die “ASPHALTA Prüf- und Forschungslaboratorium GmbH” zieht vor Ort ein. Das Unternehmen, das von den drei Gesellschaftern Bernd Dudenhöfer, Kristin Nolte und Philipp Rückert geführt wird, besteht bereits seit 1974. Bislang gab es Niederlassungen in Sachsen und Berlin. Beide Standorte wurden nun aufgegeben. Die Hauptniederlassung ist ab sofort in Falkensee zu finden, die feierliche Eröffnung mit vielen Gästen fand am 14. November statt. Prüfstellenleiter und Diplom-Geologe Bernd Dudenhöfer: “Das Gebäude wurde extra für uns errichtet.”
ASPHALTA ist ein Unternehmen, das – prüft. Es untersucht Asphalt und Bitumen aus Straßen, analysiert aber auch Böden, Beton und Gesteinsbaustoffe. Die fachliche Beratung zu Bauwerksabdichtungen gehört ebenso zu den Aufgaben des deutschlandweit operierenden Unternehmens wie die “Zustandserfassungen an Straßenbefestigungen und die Erarbeitung von Empfehlungen für die bauliche Erhaltung oder Erneuerung”. Auch Baugrund- und Sachverständigengutachten gehören zu den Arbeiten, die nun in Falkensee erledigt werden. Vor Ort arbeiten Geologen, Bauingenieure und Baustoffprüfer.
Bernd Dudenhöfer: “Wir prüfen in Falkensee alle mineralischen Baustoffe, die uns von unserem Außendienst, der vor Ort Proben nimmt, zugeliefert werden. Das sind Böden, Beton, Asphalt, ein bisschen Kunststoff, Ziegel und Mauerwerk. Wir prüfen im Labor vor allem die physikalischen Eigenschaften und bereiten Untersuchungen für die chemischen Eigenschaften vor. Immer häufiger geht es dabei auch um die Wiederverwendung gebrauchter Baustoffe im Sinne der Nachhaltigkeit. Was abgerissen wird, kommt als Probe zu uns. Wir stellen dann fest, ob man die Baustoffe noch einmal neu verwenden kann. Inzwischen, und das wissen die wenigsten in Deutschland, werden bis zu 90 Prozent aller Baustoffe aus dem Straßenbau wiederverwendet. Und dabei geht es nicht um ein sogenanntes Downcycling, bei dem das Material etwa zum Verkippen von Steinbrüchen verwendet wird. Sondern darum, dass ein Ziegelstein am Ende wieder als Ziegelstein im Hochbau verwendet wird. Und Schotter wird wieder zu neuem Schotter und Asphalt mit einem neuen Bindemittel zu neuem Asphalt.”
Diplom-Ingenieurin Kristin Nolte teilt sich mit Bernd Dudenhöfer die Geschäftsführung und die Prüfstellenleitung: “Es gibt drei grundlegende Aufgaben bei uns. Die erste wäre diese hier: Es wird eine neue Straße in Deutschland gebaut. Am Ende dieser Baumaßnahme muss festgestellt werden, ob das, was da gebaut wurde, dem entspricht, was sich der Bauherr vorgestellt hat. Wir untersuchen dann die tatsächliche Schichtdicke der Straße, die Ebenheit der Oberfläche, die Eigenschaften des Materials, die Ermüdungsbeständigkeit und die Festigkeit. Bei der Qualitätskontrolle im Auftrag der öffentlichen Auftraggeber stellen wir als unabhängige Prüfstelle auch Pfusch fest. Da wird vielleicht ein billigeres Material genommen, es wird weniger Material verwendet oder es wird zu hastig und zu schnell gebaut. Im allerschlimmsten Fall muss nach so einer Prüfung neu gebaut werden. Meistens werden die ausführenden Firmen finanziell sanktioniert.”
Bernd Dudenhöfer: “Es könnten bei Pfusch auch chemische Reaktionen innerhalb der Baustoffe ermöglicht werden, die zur vorzeitigen Zerstörung führen oder zu Minderfestigkeiten oder einer fehlenden Verwitterungsbeständigkeit. Man denke da nur an den Betonkrebs.”
Philipp Rückert ist Ingenieur für Urbane Infrastrukturplanung – Verkehr und Wasser – und bei ASPHALTA Prokurist und Projektleiter: “Unser zweites Betätigungsfeld ist es, bestehende Straßen zu untersuchen, um festzustellen, welche wirtschaftlichen und kostengünstigen Instandsetzungsmöglichkeiten es gibt. Hat eine Straße etwa einen 30 Zentimeter Aufbau, finden wir heraus, wie viele Zentimeter man ersetzen muss, um die volle Dauerhaftigkeit mit allen Eigenschaften wiederherzustellen.”
Kristin Nolte: “Unsere dritte Aufgabe, das sind Qualitätsprüfungen während der laufenden Produktion von Baustoffen, also z.B. von Zement, Beton, Asphalt und Gestein. Wir haben Verträge mit Firmen, die solche Baustoffe herstellen, und gehen in regelmäßigen Abständen in die Werke, nehmen Proben und untersuchen bei uns in Falkensee die gewünschten Eigenschaften. Als vierte Aufgabe kann man noch anführen, dass wir bei Schäden aller Art Ursachenforschung betreiben und Gutachten schreiben.”
Philipp Rückert: “Wir sind auch ein Forschungslabor. Da geht es etwa um die anwendungsbezogene Forschung für die Verwendung von neuen Materialien. So wird das Bindemittel für Asphalt zurzeit noch ausschließlich aus Erdöl gewonnen. Wie schön wäre es, wenn wir das synthetisch aus nachwachsenden Rohstoffen erzeugen könnten? Oder wenn man einen Stoff findet, der vergleichbare Eigenschaften hat? Man kann ja heute schon Epoxidharze aus Rapsöl herstellen.”
Bernd Dudenhöfer: “Ein wesentliches Thema bei uns ist auch die Oberflächenbeschaffenheit von Straßen. Man will sie rau haben, damit sie griffig sind. Und man will sie glatt, damit sie leise sind. Hier gilt es, den besten Kompromiss zu finden.”
Kristin Nolte: “Der Klimawandel ist ein ganz wichtiges neues Thema. Wir haben heiße Sommer und generell mehr Tage mit hohen Temperaturen. Im Straßenbau sind also Materialien gefragt, die eine höhere Verformungsbeständigkeit haben. Wir bekommen viele Untersuchungsaufträge aufgrund von Verformung, etwa, weil parkende Autos sich in den Asphalt drücken. Das häuft sich und das ist eine Folge vom Klimawandel.”
Wie viel Wissenschaft im Straßenbau steckt, zeigt auch der Fakt, dass im Material bereits mit besonderen Katalysatoren gearbeitet wird. Bernd Dudenhöfer: “Hier arbeiten wir an Forschungsprojekten, bei denen Titandioxyd mit in die Abstreukörnung von Straßen aufgenommen wird, um Stickstoffdioxyd aus den Autoabgasen gleich an Ort und Stelle abzubauen. In Verbindung mit Sonnenlicht hat Titandioxyd katalytische Wirkung und baut Stickoxyde ab.” (Text/Fotos: CS)
Info: ASPHALTA Prüf- und Forschungslaboratorium GmbH, Leipziger Straße 18, 14612 Falkensee, Tel.: 03322-50773-10, https://lab.asphalta.eu
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 225 (12/2024).
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