Bauen für den Naturschutz: Neues Klappenwehr sorgt für Feuchtigkeit im Ferbitzer Bruch
Ein neues Klappenwehr soll die wertvollen Feuchtwiesen und Niedermoorflächen in Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide vor Austrocknung bewahren. In den Feuchtgebieten drohen sonst dauerhafte Verluste gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Der Einbau des Klappenwehrs und weitere Landschaftspflegemaßnahmen sollen die Rückkehr von Rohrdommel, Eisvogel und vielen anderen an Feuchtigkeit gebundenen Arten ermöglichen.
In den trockenen Jahren 2018 bis 2022 ist die Artenvielfalt in dem ursprünglich sehr artenreichen Naturschutzgebiet „Ferbitzer Bruch“ mit seinen Feuchtwiesen und Niedermoorflächen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz „Döberitz“ nahe Berlin bedrohlich zurückgegangen. Das Feuchtgebiet zwischen Priort und Krampnitz mit seiner bundesweit außergewöhnlichen Artenvielfalt lebt vom Niederschlag, der auch in diesem Sommer wieder knapp war.
Jörg Fürstenow, Artenspezialist bei der Heinz Sielmann Stiftung, betont: „Auch dieser Herbst ist trotz der Niederschläge der letzten Tage bisher viel zu trocken. Allein dem vergangenen Winter ist es zu verdanken, dass der Grundwasserspiegel in dem wertvollen Feuchtgebiet vor der Berliner Stadtgrenze zurzeit etwa 30-40 Zentimeter höher steht als im letzten Trockenjahr 2022. Aber er droht wieder abzusinken, wenn nichts unternommen wird.“
Baumaßnahmen für stabileren Wasserhaushalt
Die Heinz Sielmann Stiftung hat deshalb in Kooperation mit dem Landesumweltamt und zwei Planungs- und Ingenieurbüros bereits in den trockenen Jahren mit der Planung wasserhaltender Maßnahmen in dem Gebiet zwischen Priort und Krampnitz begonnen. Jetzt werden sie endlich umgesetzt. Wer dieser Tage in der Döberitzer Heide spazieren geht, begegnet möglicherweise großen Baufahrzeugen, die Material transportieren, oder Baggern und Radladern, die für Erdbewegungen eingesetzt werden.
Denn der Einbau des Klappenwehrs ist nur eine Maßnahme eines umfangreichen Artenschutzprojekts, das in den kommenden Jahren den Wasserhaushalt im Ferbitzer Bruch mit seinen feuchten Wiesen und moorigen Böden stabilisieren soll. Gräben werden ertüchtigt, damit das Wasser dahin gelangt, wo es gebraucht wird. Laichgewässer für Amphibien wie Rotbauchunke, Kammmolch und Moorfrosch sowie gefährdete Fischarten werden wiederhergestellt. Wiesen werden für eine naturschutzgerechte Pflege vorbereitet, damit seltene Insekten wie die Große Moosjungfer, der Große Feuerfalter oder der in Brandenburg vom Aussterben bedrohte Laufkäfer Bembidion tenellum bleiben oder zurückkehren.
Mit dem Klappenwehr kann der kostbare Niederschlag länger im Ferbitzer Bruch zurückgehalten werden. Es hält das Wasser auf, das sonst über den Großen Graben Richtung Krampnitz in die Havel abfließen würde. Damit steigt die Chance, dass die Feuchtwiesen und Tümpel im Ferbitzer Bruch auch in Trockenperioden länger nass bleiben. Sinkt das Wasser tiefer als 30 Zentimeter unter das Oberflächenniveau, beginnt die Austrocknung und damit auch die Freigabe von CO₂. Das gilt es unbedingt zu verhindern.
Zusätzliche Niststätten und Überwinterungsquartiere
Als weitere Maßnahme ist die Anlage von Brutwänden für Eisvogel und Uferschwalbe und Überwinterungsquartieren, etwa für Fledermäuse, geplant. Die Flattertiere können demnächst auch in einen alten Bunker einziehen, der für sie als Winterschlafplatz hergerichtet wird.
Jörg Fürstenow, der seit mehr als 35 Jahren in der Döberitzer Heide botanische Kartierungen durchführt, stellt fest. „Das Landschaftsbild hat sich in den trockenen Jahren massiv verändert. Empfindliche und deutschlandweit gefährdete Pflanzenarten wie Helm-Knabenkraut, Natternzunge oder Pracht-Nelke werden immer seltener. Das Ferbitzer Bruch war und ist immer noch ein bundesweit bedeutsames Refugium für seltene Pflanzenarten. Aber Filz-Segge, Sumpf-Herzblatt, Lungen-Enzian und andere seltene Arten sind bereits verschollen oder kurz davor, im Gebiet auszusterben.“ Mit den Wasserbaumaßnahmen, so hofft er, kann der dramatische Artenverlust aufgehalten oder sogar umgekehrt werden.
Das Projekt hat einen Finanzbedarf von 1,9 Millionen Euro und wird mit der vollen Summe vom Land Brandenburg gefördert. Der derzeit laufende Bauabschnitt ist Ende November abgeschlossen. Die Fortsetzung im Rahmen der neuen Förderperiode ist bereits bewilligt, das heißt, die Arbeiten werden im kommenden Jahr fortgesetzt. (Text: Heinz Sielmann Stiftung / Fotos: Detlef Baumung + Dr. Hannes Petrischak)
Dies ist eine Pressemitteilung, die der Redaktion zugeschickt wurde, und die wir zur Information der Bürger in der Region Havelland unredigiert übernehmen.
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