Dorfmann hilft: Nauener “Funkstadtcafé” nimmt “Kinder-Oase” in Not auf!
Was für ein Drama. Die “Kinder-Oase” in der Nauener Mittelstraße versorgt an jedem Schultag bis zu 40 Kinder mit einem warmen Essen. Ein Brand im Keller hat dafür gesorgt, dass die Räume der Oase leider nicht mehr genutzt werden können. Christian Dorfmann konnte aber schnell und unbürokratisch helfen – und stellte den Kindern sein “Funkstadtcafé” vor den Toren der Altstadt zur Verfügung. Bis die Oase saniert ist, essen die Kinder nun im Café.
Eigentlich müsste man Christian Dorfmann eine rote Weihnachtsmannsmütze aufsetzen: Er hat im November gezeigt, wie eine gute Nachbarschaftshilfe funktionieren kann.
Der lokale EDEKA-Chef, der in Nauen den “Nah & Gut Markt” in der Altstadt, das “Dorfmanns Funkstadtcafé” vor der Altstadt” und den neuen “EDEKA Zukunftsmarkt” in der Nauener Südstadt betreibt, hat der “Kinder-Oase” in Not unkompliziert und schnell die eigenen Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt.
Die Vorgeschichte liest sich so: Seit 2008 betreibt die “Nauener Tafel” in der Mittelstraße 4a die “Kinder-Oase”. Drei Frauen arbeiten hier vor Ort, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. 55 Kinder sind in der Oase angemeldet, 30 bis 40 kommen im Schnitt jeden Tag nach der Schule vorbei, um ein warmes Mittagsessen im sogenannten “Kinder-Restaurant” (https://nauener-tafel.de/projekte/) zu genießen. Meistens schlagen sie zwischen 13:15 und 14:45 Uhr in der Oase auf.
Nadine Böhlinger arbeitet in der “Kinder-Oase”. Sie erklärt: “Das Angebot ist vor allem für Kinder aus Familien gedacht, die eine gewisse Bedürftigkeit aufweisen, und demnach aus sozial schwachen Haushalten kommen. Wir machen aber keine Unterschiede: Alle Kinder können zu uns kommen, sie müssen nur eine Anmeldung mitbringen, auf der ihre Adresse und eine Telefonnummer stehen. Ein Essen kostet drei Euro, ganz kostenfrei dürfen wir es nicht abgeben. Ganz wichtig ist: Wir sind kein offizieller Hort und auch keine Kinderbetreuung im klassischen Sinne.”
Viele Kinder genießen das warme Essen und sehen die Oase als eine verlässliche Konstante in ihrem Alltag an. Nadine Böhlinger: “Manche Kinder sind zwei bis drei Stunden bei uns. Sie brauchen manchmal einfach jemanden zum Quatschen, etwa, wenn sie Sorgen oder Probleme haben.”
Das Drama: Am 27. Oktober hat es gebrannt im Keller des Hauses. Nadine Böhlinger: “Es wohnen ja auch noch andere Leute bei uns im Haus. In einem der Keller hat es gebrannt. Der ganze Qualm und der Ruß sind durch das Haus gezogen. Auch in den Räumlichkeiten der Oase ist alles verrußt und riecht nach Qualm. Hier können wir kein Essen mehr ausgeben.”
Die Situation schien aussichtslos: Die Kinder konnten nicht mehr in die Oase zum Essen, es standen aber auch keine anderen Räumlichkeiten zur Verfügung. Zum Glück lag der Brand mitten in den Ferien, sodass die Schüler nicht unmittelbar betroffen waren.
Nadine Böhlinger: “In dieser Situation kam Herr Dorfmann auf uns zu und bot uns an, sein Funkstadtcafé zu benutzen. Hier gibt es ja eine Küche und auch genügend Sitzmöglichkeiten. Für uns ist das eine perfekte Lösung, denn das Café ist nur ein paar Schritte vom Standort der Oase entfernt. Seit dem 11. November können wir unser Essen nun im Café anbieten. Dafür sind wir sehr dankbar. Herr Dorfmann hat uns sogar noch eine Kochplatte organisiert, damit wir alles haben, was wir brauchen.”
Die Lebensmittel bringen die Mitarbeiterinnen der Oase selbst mit. Nadine Böhlinger: “Das liefert uns zum größten Teil die ‘Nauener Tafel’ an, sodass wir jeden Tag frisch kochen können. Die Kinder essen übrigens am liebsten Nudeln mit Bolognese und Spinat.”
Christian Dorfmann hat nicht lange überlegt, als er von der Not der “Kinder-Oase” erfahren hat: “Wir arbeiten mit der ‘Kinder-Oase’ bereits seit dem allerersten Tag zusammen, als ich den ‘Nah & Gut Markt’ in der Nauener Altstadt übernommen habe. Schon im ersten Jahr haben wir das Geld aus unserer Pfandspendenbox der ‘Kinder-Oase’ zur Verfügung gestellt. Ich finde es einfach toll, wie die Mitarbeiterinnen mit den Kindern umgehen. Toll ist auch, dass nicht nur sozial benachteiligte Kinder in die Oase gehen dürfen, sondern einfach alle Kinder, die dieses besondere Miteinander mögen. Das Miteinander ist uns auch bei ‘EDEKA Dorfmann’ sehr wichtig. Wir versuchen immer, Menschen miteinander zu verbinden und zu vernetzen. Wenn ausgerechnet die Kinder nicht mehr ihren gewohnten Rückzugsort, ihre zweite Heimat aufsuchen können, dann finde ich das sehr bedenklich. Als selbstständiger Unternehmer habe ich das Glück, schnell Entscheidungen treffen zu können. Da war schnell klar, dass wir der ‘Kinder-Oase’ helfen.”
Das “Dorfmanns Funkstadtcafé” hat seit einigen Wochen nur noch bis 13 Uhr geöffnet. In der Zeit, in der die “Kinder-Oase” das Café mit Beschlag belegt, ist also eh kein Kunde mehr vor Ort anzutreffen.
Eine Überlegung war es zunächst, die Kinder in den neuen “EDEKA-Zukunftsmarkt” zu bitten, weil hier mehr Platz und eine größere Küche vorhanden sind. Aber, so Christian Dorfmann: “Wie kommen die Kinder in den Zukunftsmarkt? Da müssten wir ja einen Shuttle anbieten. Das Café hingegen ist nur 300 Meter vom alten Standort der ‘Kinder-Oase’ entfernt. Wir können ja keinem Erstklässler sagen, dass er die Brandenburger Straße bis zum Zukunftsmarkt hinauflaufen soll. So, wie es jetzt ist, ist es schon die beste Lösung.”
Natürlich kann und soll das keine Lösung für immer sein. Die vom Brand in Mitleidenschaft gezogenen Räumlichkeiten der “Kinder-Oase” werden renoviert. Voraussichtlich im Januar sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, wenn alles nach Plan verläuft. Dann könnten die Kinder an ihren alten Standort zurückziehen.
Ein Problem waren am Anfang noch die Finanzen, die aufgebracht werden müssen, um die verrußten Räumlichkeiten der “Kinder-Oase” zu sanieren. Einen Versicherungsschutz gab es seit dem Trägerwechsel 2022 nicht. Die Handwerker haben 15.000 Euro für ihre Arbeiten veranschlagt. Auch hier zeigte sich die Unterstützung der Havelländer: Ein Aufruf auf der Crowdfunding-Plattform Betterplace.org zeigte Erfolg. Die 15.000 Euro waren hier bereits am 14. November erreicht, 243 Menschen und Institutionen hatten sich mit einer Spende beteiligt.
Nadine Böhlinger: “Wir können in der Zwischenzeit nur Danke sagen. Herr Dorfmann ist in dieser schwierigen Zeit für uns so etwas wie ein Weihnachtsengel, der uns aus großer Bedrängnis gerettet hat.”
Christian Dorfmann: “Wir haben wirklich keine Eile. Die Kinder können gern so lange im Funkstadtcafé bleiben, wie die Sanierungsarbeiten andauern.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 225 (12/2024).
Seitenabrufe seit 20.11.2024:
Kennen Sie schon unsere Gratis-App?
Apple – https://unserhavelland.de/appapple
Android – https://unserhavelland.de/appandroid
Anzeige