Wustermark: Neben dem Rechenzentrum entsteht der Gewerbepark WU+!
Wir leben im digitalen Zeitalter. Der Bedarf an Speicherplatz und Rechenleistung steigt auch in Deutschland extrem an – vor allem dank des neuen Betätigungsfeldes “Künstliche Intelligenz”. Drei riesige Rechenzentren sollen schon bald in Nauen, Brieselang und Wustermark entstehen. Zumindest das Projekt in Wustermark nimmt nun langsam an Fahrt auf. Vor Zeestow entsteht im Gewerbegebiet Wustermark Nord um das geplante Rechenzentrum herum der neue Gewerbepark “WU+” – mit viel Platz für weitere Firmenansiedlungen.
In den letzten Jahren haben sich im Berliner Speckgürtel vor allem die Logistiker angesiedelt. Riesige Hallen sind vor Ort entstanden, um Waren und Artikel für den Hauptstadtgebrauch zwischenzulagern.
Der neueste Trend: Rechenzentren. Sie sollen ebenfalls in Berlin-Nähe in der Nähe von starken Stromtrassen entstehen und möglichst mit “grüner” Energie zum Brummen gebracht werden. Ein perfekter Standort scheint hier das Dreieck zwischen Brieselang, Nauen und Wustermark zu sein: Gleich drei Rechenzentren sind an diesen Orten im Havelland geplant. Ein gewaltiges Potenzial an Speicherkapazität und Rechenleistung wird hier entstehen.
Bislang wurden der Bevölkerung zwar erste Pläne vorgestellt. Richtig konkret wurde es aber noch nicht. Das ändert sich nun am Standort Wustermark.
Vor Ort hat die “ETC Deutscher Industriebau GmbH” etwa 475.000 Quadratmeter Fläche erworben – im Niemandsland zwischen Wustermark und Zeestow, wo gerade erst die Landesstraße 202 saniert wurde, die an dieser Stelle von der B5 abzweigt.
Von eben dieser Fläche im Gewerbegebiet Nord von Wustermark hat sich das Unternehmen “VIRTUS Data Centers”, ein führender Anbieter für Rechenzentren aus Großbritannien, bereits im Juli 2023 rund 175.000 Quadratmeter gesichert, um hier ein Rechenzentrum zu errichten.
Es bleiben also noch 300.000 Quadratmeter auf der von ETC erworbenen Fläche übrig. Das ist nun die große Überraschung: Diese Fläche soll zeitnah entwickelt werden. Vor Ort entsteht der neue Gewerbepark “WU+” (www.wu-wustermark.de), der im Internet bereits um mögliche Mieter buhlt: “Entdecken Sie Ihr Plus an Möglichkeiten. In bester Lage bei Berlin.”
Mit dem “WU+” plant die DIBAG Industriebau AG (www.dibag.de) aus München im Auftrag der “ETC Deutscher Industriebau GmbH” – beide Unternehmen gehören zur “Doblinger Unternehmensgruppe” (www.doblinger-unternehmensgruppe.de) – einen Gewerbepark, der viele neue Firmen nach Wustermark locken könnte. Für die prosperierende Gemeinde, die sich bereits über ein ziemlich ausgebuchtes GVZ und die Ansiedlung vom Designer Outlet Berlin und Karls Erlebnis-Dorf freuen darf, ist das ein echter Gewinn: Die zusätzlich zu erwartende Gewerbesteuer ist sehr willkommen.
Wustermarks Bürgermeister Holger Schreiber freut sich über das neue Potenzial vor der eigenen Haustür: “Gerade in diesen immer schwieriger werdenden wirtschaftlichen und finanziellen Zeiten für uns Kommunen – aktuell sind ja alle Bundes- und Landesprognosen für uns nicht gerade hoffnungsvoll stimmend – sind solche wirtschaftlichen Eigenentwicklungen umso wichtiger. Dies dient der Einnahmenstärkung, was für uns essenziell ist, um die aktuellen und auch zukünftig hohen Standards im Sozial- und Bildungsbereich zu sichern. Außerdem können wir so weiterhin in die Infrastruktur investieren. Außerdem stellen wir uns gegenüber den bundespolitischen und wirtschaftlichen Schieflagen breiter auf. Natürlich erhoffen wir uns auch viele attraktive Jobs für unsere Wustermarker und Havelländer. Daher ist das gesamte Entwicklungspotenzial aus WU+ in mehrfacher Hinsicht eine große Entwicklungschance für Wustermark und die Region.”
Auf den 300.000 Quadratmetern geht es auf dem Baufeld 1 um den Bau von zwei Gewerbehallen. Hier liegt bereits seit Mai 2024 eine Baugenehmigung vor. Bei beiden Gebäuden geht es nun in die Realisierung. Im Süden des Geländes sind die Baufelder 3 und 4 zu finden. Hier sind laut DIBAG “weitere Gewerbehallen und variabel teilbare Gewerbehöfe für klein- und mittelständische Betriebe sowie für örtliche Handwerks- und Gewerbebetriebe geplant”.
Und: “An der Zufahrt von der Landesstraße ist ein Quartiersplatz mit ergänzender Infrastruktur vorgesehen. Zur Verbesserung der verkehrlichen Anbindung entsteht ein Bushalt an der Landesstraße.”
Zukunftsvision: So könnte der Gewerbepark Wustermark nach Fertigstellung aussehen
Die ETC ist im geltenden Bebauungsplan für das Gewerbegebiet Nord, zu dem auch das VIRTUS-Areal gehört, stellvertretend für die Gemeinde Wustermark und den “Wasser- und Abwasserverband Havelland” (WAH) der Erschließungsträger. Das bedeutet, dass die ETC am Ende auch die Straße bauen muss, die in das neue Gelände hineinführt.
Das neue “WU+” macht die Tür weit auf – für neues Gewerbe, das im Havelland bislang noch keine ausreichend großen Flächen für die eigene Entfaltung gefunden hat. Aber wer könnte (oder sollte) sich eigentlich vor Ort ansiedeln?
Bürgermeister Holger Schreiber hat eine Idee: “Das Rechenzentrum der Firma VIRTUS könnte eine Steilvorlage für andere Unternehmen sein, sich auf der gleichen Fläche zu engagieren. Gerade IT-orientierte Unternehmen und Dienstleister aus diesem Umfeld ‘docken’ sich gern direkt an solche Rechenzentren an. Wir als Gemeinde Wustermark möchten im Rahmen der B-Plan-Entwicklung steuernd Einfluss nehmen und vor allem Ansiedlungen unterstützen, die eben nicht Logistik sind, sondern einen höherwertigen und neuen Branchenmix mit sich bringen. Das soll sich auch in der Entlohnung und in der Qualität der vor Ort angebotenen Arbeitsstellen widerspiegeln. Wir möchten aber auch offen sein für sogenannte ‘Kleingewerbehöfe’, auf denen regionale Unternehmen und Handwerker den Platz finden, den es in der Region zurzeit kaum noch gibt.”
Wie geht es nun ganz konkret weiter, bislang bestehen ja alle Planungen nur auf dem Papier. Bürgermeister Holger Schreiber: “In einigen Bereichen der neuen Flächen gleich gegenüber von unserem erfolgreichen GVZ Wustermark besteht schon jetzt in Teilen Planungsrecht. Das kann die Firma VIRTUS für etwa die Hälfte seiner Gesamtinvestitionen in Wustermark auch sofort nutzen. Hier geht es tatsächlich schon zum Frühjahr 2025 hin mit dem Baugeschehen los. Zum ersten Modul ‘Rechenzentrum’ läuft aktuell die Baugenehmigung, daher hoffen wir auch hier auf einen baldigen Start. Der Eigentümer wird auch schon im nächsten Jahr in die gesamte Erschließung investieren. Das ist schon ein großer Erfolg für uns in der Gemeinde Wustermark und für den ganzen Landkreis, da damit die Ära der Rechenzentren im Havelland endlich auch in der Praxis beginnt!”
Damit VIRTUS aber 2025 mit den Bauarbeiten für das zukünftige Rechenzentrum beginnen kann, muss zunächst eine “Baufeldfreimachung” stattfinden. Auf der Fläche stehen nämlich zurzeit noch Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von knapp 1.300 kWp. Diese PV-Felder werden ab November 2024 abgebaut.
Keine Sorge, die PV-Felder zur Erzeugung regenerativer Energien kommen wieder zurück, nur eben in anderer Form – und mit deutlich mehr Leistung. Auf den Dächern des Rechenzentrums ist eine neue PV-Anlage geplant, die fast doppelt so viel Strom erzeugen soll, nämlich rund 2.500 kWp. (Text/Foto PV: CS / Luftbild: DIBAG / Visualisierung: beneplan/DIBAG)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 225 (12/2024).
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