Das Jahr ist rum: Bürgermeister Heiko Richter aus Falkensee blickt zurück!
In letzter Sekunde schmiss der parteilose Heiko Richter im letzten Jahr seinen Hut in den Ring für die Wahl zum Falkenseer Bürgermeister – und vereinte die meisten Stimmen auf sich. Am 1. November 2023 übernahm er das Amt des Bürgermeisters. Passend zum einjährigen Jubiläum fühlte das Seniorenforum Falkensee dem Stadtoberhaupt auf den Zahn. Im Familiencafé Falkenhorst wagte Heiko Richter den Blick zurück und beantwortete anschließend die Fragen der Anwesenden.
Im Familiencafé Falkenhorst war am 8. November gegen zehn Uhr kein freier Platz mehr an den Tischen zu finden. Über 50 Senioren warteten auf eine Rede von Bürgermeister Heiko Richter, der nach einem Jahr im Amt den Blick zurück wagte.
“Für die Bürger in Falkensee sah es ja so aus, als hätte ich mich sehr kurzfristig dazu entschlossen, als Kandidat für die Bürgermeisterwahl anzutreten. Tatsächlich habe ich ein halbes Jahr mit der Entscheidung gerungen. Ich habe mich immer wieder gefragt: Warum willst du das überhaupt machen? Ist dir klar, was du dir da zumutest? Es musste auch ganz viel mit der Familie abgesprochen werden.”
“Wenn man dann den Amtseid ablegen muss, wird einem schon klar: Jetzt geht es los, jetzt bist du Bürgermeister. Das ist ja nicht so, als ob man plötzlich Kassenwart in einem Sportverein wird. Man übernimmt Verantwortung für 45.000, inzwischen 46.000 Bürger. Das wird einem in einem solchen Moment erst richtig bewusst.”
“Die Wahl war ja im Juni, mein Amtsantritt erst im November. So blieb mir genügend Zeit, meine Firma an meine Frau und an meinen Sohn zu übergeben. Ich bin aber auch sehr, sehr dankbar darüber, dass mich mein Vorgänger Heiko Müller in dieser Zeit schon überall hin mitgenommen hat, etwa zu Leitungssitzungen und anderen organisatorischen Treffen, sodass ich schon einmal in die Abläufe der Verwaltung hineinschauen konnte. So konnte ich mich schon vor dem 1. November ein wenig einfuchsen. Trotzdem wäre es vermessen zu behaupten, dass man bereits zu diesem Zeitpunkt wissen würde, worauf man sich einlässt.”
“Ein Jahr ist vorbei, sieben habe ich noch vor mir. Ich habe bislang noch keinen negativen Tag gehabt. Mir hat bisher jeder Aspekt aufs Neue Spaß gemacht. Ich fahre täglich tatsächlich gern ins Rathaus.”
“Vor einem Jahr habe ich erst einmal damit angefangen, die Verwaltung kennenzulernen. Die Dezernenten haben mich quasi ‘an die Hand’ genommen und mit mir die einzelnen Fachbereiche besucht. Das war für mich ganz lustig, denn egal, in welches Büro wir gekommen sind: Überall kannte ich irgendjemanden. Das hat natürlich mit meinem Vorleben als Schrääg-Gründer und Veranstaltungsmanager der Stadthalle zu tun.”
“Ich war erstaunt, als ich bei meinem Gang durch die Verwaltung festgestellt habe, dass sich manche Mitarbeiter untereinander nicht kennen. So habe ich die Gelegenheit genutzt, gleich noch im November ein kleines Treffen mit allen zu organisieren, damit sich die Leute nach der Personalversammlung mal bei einer Bratwurst persönlich austauschen können. Das haben wir auch in diesem Jahr wiederholt – mit fast allen Mitarbeitern. Auch ein Sommerfest gab es in diesem Jahr.”
“Eins der ersten Themen, die ich als neuer Bürgermeister angegangen bin, waren die Kitas. Das war ja auch eins meiner Wahlversprechen. Ich habe selbst drei Kinder – und gemerkt, dass es gerade bei den städtischen Kitas einen ziemlichen Sanierungsstau gibt. Ich habe deswegen alle Kitas persönlich besucht und mit den Erzieherinnen und Erziehern gesprochen. Es gibt da noch so alte, kleine, provisorische Kitas, die sind total kuschelig, aber von den Räumlichkeiten vor Ort ist noch ziemlich viel Luft nach oben. In der Holbeinstraße ist ja bereits eine neue Kita entstanden, im nächsten Jahr geht es in der Kochstraße weiter. Aber wir haben auch bei den alten Kitas noch Nachholbedarf. Da ist das Personal oft an der Grenze. Da sind die Küchen teilweise im Keller untergebracht und das Personal muss die ganzen Teller erst rauf- und dann wieder heruntertragen. So eine Sanierung kostet natürlich Geld. Geld ist ein Thema, über das wir in Falkensee zunehmend sprechen müssen.”
“Ein Highlight war im August die Eröffnung des Hallenbades. Das ist schon eine Riesensache, so ein Bauwerk eröffnen zu dürfen. Es ist ein bewegendes Ereignis, wenn man bei einem 32-Millionen-Bau als erster den Schlüssel umdrehen und anschließend die Leute hereinbitten darf. Gerade die Senioren haben ja sehr für das Hallenbad gekämpft. Ich darf Ihnen sagen, dass es sehr gut angenommen wird. Die Besucherzahlen liegen etwas über den Erwartungen und Kegelbahn und Sauna starten jetzt zur kälteren Jahreszeit inzwischen auch durch.”
“Was ich sehr schätze, dass sind regelmäßig stattfindende Treffen mit anderen Bürgermeistern aus Brandenburg oder aus ganz Ostdeutschland. Da hört man, was andere Gemeinden und Orte für Probleme haben und lernt die eigenen Verhältnisse zu schätzen. Das letzte Mal war ich in Magdeburg bei einer Bürgermeistertagung mit dabei, und da musste der Bürgermeister von Dresden ganz plötzlich abreisen, weil er über Nacht eine Brücke verloren hatte.”
“In meinem ersten Jahr als Bürgermeister mussten wir in Falkensee fünf verschiedene Wahlen begleiten. Mir war vorher nicht klar gewesen, was das für ein Aufwand ist. Die Wahl muss vorbereitet werden, die Unterlagen zur Briefwahl müssen verschickt werden und am Wahltag selbst muss auch alles funktionieren. Wir hatten eine Landratswahl, eine Europawahl, eine Kreistagswahl, eine Kommunalwahl und eine Landtagswahl. Das war eine riesige Herausforderung. Zum Glück konnten wir auch einiges mitentscheiden. An einem Tag gab es ja gleich drei Wahlen. Da haben wir die Auszählung der Briefwahlunterlagen zum Kreistag anders organisiert. Das wäre für uns schwer zu schaffen gewesen denn, irgendwann sind die Wahlhelfer auch ‘durch’. Die Kommunalwahl haben wir dann erst am Montag ausgezählt – mit ganz vielen Mitarbeitern aus der Verwaltung.”
“Ich habe alle Stadtverordneten aus der Falkenseer SVV einzeln zu einem Gespräch ins Rathaus eingeladen, um sie besser kennenzulernen. Diese Gespräche haben mir sehr viel gebracht. Man kann die SVV einfach besser einschätzen. Jeder Stadtverordnete ist natürlich ganz anders von seiner Art und hat andere Prioritäten und Schwerpunkte. Aber am Ende wollen sie alle doch das gleiche, nämlich das Beste für unsere Stadt.”
“Immer wenn ich denke, ich weiß, wie der Hase läuft, kommt es garantiert wieder ganz anders.”
“In meinem ersten Jahr gab es fortlaufend Dinge, die ich zum allerersten Mal gemacht habe. Jetzt im November geht es sozusagen in die zweite Runde. Am 11. November um 11:11 Uhr wurde ich so zum zweiten Mal die Stadtkasse und den Schlüssel fürs Rathaus los – und zwar an die Karnevalsjecken. Ich hoffe, dass ich Kasse und Schlüssel am Ende der Karnevalssaison wieder zurückbekomme.”
“Als Selbstständiger konnte ich früher Entscheidungen in wenigen Minuten treffen. In einer Verwaltung dauert das natürlich viel länger. Das musste ich auch erst mal lernen. Aber wir digitalisieren die Verwaltung gerade und können so viele Vorgänge deutlich beschleunigen. Wie etwa die Post. Die Papierpost braucht manchmal mehrere Tage, bis sie auf dem richtigen Schreibtisch ankommt.”
Die Senioren nutzten die Gelegenheit nach der Rede, um dem Bürgermeister ihre Sorgen und Probleme anzuvertrauen. Es ging dabei um die Laubentsorgung auf den öffentlichen Grünstreifen vor den Häusern, um die Schwierigkeit, den Havelländer Weg mit dem Rollator entlangzulaufen, um die durch die Gärten marodierenden Wildschweine und um Roller- und Fahrradfahrer, die auf den Bürgersteigen unterwegs sind und keine Rücksicht auf die älteren Bürger nehmen wollen. Auch die missliche Einkaufssituation im Falkenhorst nach dem Neubau von 400 Wohnungen und die sich verschlechternde Ärztesituation vor Ort waren ein Thema. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 225 (12/2024).
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