Abgefahren: Gründung eines Bürgerbus-Vereins in Schönwalde-Glien
Schönwalde-Glien soll nun auch einen Bürgerbus bekommen. Für das ehrenamtlich betriebene Projekt wurde am 11. Oktober extra ein Verein gegründet. Mehr als dreißig Schönwalder sind ihm gleich beigetreten. Die Vorbereitungen für eine neue Buslinie, die von eben diesem Verein betrieben werden soll, laufen auf Hochtouren. Und klar, die Bürger haben viele Wünsche und Anregungen an den neuen Bürgerbus-Verein.
Brieselang hat ihn, Dallgow-Döberitz ebenso, nun zieht Schönwalde-Glien nach: Auch hier soll bald ein Bürgerbus fahren. Bürgerbusse sind ehrenamtlich betriebene Buslinien für die Strecken, die für den “normalen” Bus zu unwirtschaftlich sind und zu weit abseits liegen.
Um einen Bürgerbus zu betreiben, muss allerdings vorher ein Verein gegründet werden. “Das hat in erster Linie rechtliche Gründe”, sagte Bürgerbus-Initiatorin Yvonne Hartley bei der Vereinsgründung am 11. Oktober. “Wir brauchen zum Beispiel eine Haftpflicht- und Rechtsschutzversicherung”, erklärte sie weiter. Das Projekt “Bürgerbus für Schönwalde” haben Yvonne Hartley, Vorsitzende des SPD-Ortsverbandes, und die Pausiner Ortsvorsteherin Bärbel Eitner gemeinsam angestoßen. Das Gründungstreffen des Vereins “Bürgerbus Schönwalde-Glien” fand am Freitagabend im Dorfgemeinschaftshaus Paaren statt.
Mehr als dreißig Mitglieder traten an diesem Abend in den Verein ein. Bereits in den Tagen zuvor hatte Yvonne Hartley ausgefüllte Mitgliedsanträge bekommen. Um einen Verein zu gründen, braucht es mindestens sieben Gründungsmitglieder. Diese Hürde wurde locker genommen.
Ziel des Vereins ist die bessere Vernetzung der einzelnen Ortsteile und ihre Anbindung an die Bahnhöfe. Dafür schickt der Verein eine eigene Buslinie auf die Straße. Der zukünftige Bürgerbus hat eine festgelegte Streckenführung und einen eigenen Fahrplan. Die genaue Fahrstrecke steht aber zurzeit noch nicht fest, es gibt allerdings fünf mögliche Routenideen. Das wären: Eine Buslinie von Grünefeld über Paaren, Perwenitz, Pausin bis Brieselang-Bahnhof. Oder von Perwenitz über Pausin zum Bahnhof Brieselang. Möglich wäre auch eine Linie von Schönwalde-Dorf via Wansdorf zum Bahnhof Hennigsdorf (Oberhavel). Eine andere Idee lässt den Bus in Grünefeld starten und über Paaren nach Nauen zum Bahnhof fahren. Zu guter Letzt wäre eine Linie von Schönwalde-Dorf rüber zur Siedlung und von dort zum Berliner Johannesstift denkbar.
Das sind nur die allerersten Ideen. “Wir müssen sehen, was die Bürger wollen. Mich erreichen tausend Wünsche aus allen Ortsteilen”, sagte Yvonne Hartley. Bärbel Eitner setzte hinzu: “Wir möchten auch die Jugendlichen mit ins Boot holen.”
Bärbel Eitner berichtete von einer anderen Sorge der Bürger. “Der Bus ist vielleicht schon voll, wenn er ankommt”, lautet diese. Der Bürgerbus Schönwalde wird nämlich nur über acht barrierefrei zugängliche Sitzplätze für die Fahrgäste verfügen. Ein umgebauter T6 von Volkswagen soll laut Yvonne Hartley zum neuen Bürgerbus werden. Rund 135.000 Euro wird die Anschaffung kosten. Das ist auch der Preis, der für den Brieselanger Bürgerbus bezahlt werden musste.
Der Landkreis und die Gemeinde Schönwalde-Glien geben jeweils 55.000 Euro zum Bürgerbus dazu. Eine Förderung über 25.000 über die Lotto-Mittel des Landes Brandenburg wird ebenfalls beantragt. Damit wäre der Bus bereits finanziert. Es bleiben dann noch die Kosten für den laufenden Unterhalt, den Kraftstoff, die Wartung und die Reparaturen, die Versicherung und das nötige Marketing. Diese Gelder sollen über die Mitgliedsbeiträge der Vereinsmitglieder und den Verkauf von Fahrkarten eingespielt werden. Für eine Fahrt mit dem Bürgerbus muss ein übliches VBB-Ticket vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg erworben werden. Der Verein sammelt Spenden; Sponsoren sind sehr willkommen. Über aufgedruckte Werbung auf der Bus-Außenhülle wurde in der Gründungsversammlung des Vereins bereits laut nachgedacht. “Gern für regionale Unternehmen”, sagte Yvonne Hartley, die sich im Bus eher einen kleinen Monitor vorstellen könnte, auf dem während der Fahrt Werbung läuft.
Auch die Fahrpläne müssen noch geklärt werden. Die Uhrzeiten, zu denen der Bürgerbus fahren wird, geben die ehrenamtlichen Busfahrer vor, abhängig davon, wann sie Zeit in das Projekt investieren möchten.
“29 Busfahrer haben sich bereits bei uns gemeldet”, berichtete Yvonne Hartley. Ehrenamtlich tätige Busfahrer für den Bürgerbus müssen mindestens 21 Jahre alt sein, einen Führerschein der Klasse B besitzen und ein Führungszeugnis vorweisen. Sie müssen einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert haben und einen Personenbeförderungsschein besitzen. Wer diesen noch nicht hat, den unterstützt der Verein bei der Anschaffung.
Der Bürgerbus-Verein arbeitet bei seinem Vorhaben eng mit dem Landkreis, der Gemeinde und mit Havelbus zusammen, erläuterte Yvonne Hartley. Routen und Fahrpläne werden dabei mit Havelbus abgestimmt. Die Befürchtung eines Vereinsmitgliedes, Havelbus könne bereits vorhandene Linien einstellen, wenn ein gemeinnütziger Verein in der Nähe eine Buslinie betreibt, teilte Yvonne Hartley nicht. “Der Bürgerbus ist eine klare Ergänzung zum Linienverkehr”, stellte sie heraus.
Am Bedarf in den Ortsteilen für einen Bürgerbus haben Bärbel Eitner und Yvonne Hartley keinen Zweifel. Ein Blick in die Gemeinden Brieselang und Dallgow-Döberitz gibt ihnen Recht.
In Dallgow-Döberitz fährt der Bürgerbus mit der Liniennummer 670 bereits seit 2013. Im letzten Jahr zählte die Linie mehr als 9.000 Fahrgäste. Im Juli zählte man beim Bürgerbusverein erstmals mehr als tausend Fahrgäste in einem Monat.
Der Bürgerbus Brieselang fährt seit 2007 die Bürger von A nach B. Hier soll im November sogar eine zweite Bürgerbuslinie an den Start gehen. “Dadurch halbiert sich die Taktzeit, sodass ein halbstündiger Linienverkehr auf beiden Strecken realisiert wird. Das bedeutet für die Fahrgäste eine deutliche Verbesserung des Angebots”, erklärte Hans-Joachim Rapp, Vorstand vom Bürgerbusverein Brieselang.
In Paaren hat der neu gegründete Verein “Bürgerbus Schönwalde” auch seinen Vorstand gewählt. Vorsitzende ist Yvonne Hartley, stellvertretender Vorsitzender ist Christian Weichert. Die Kasse verwaltet Melanie Seibel, Fahrerbetreuer ist Axel Kranich. Zusätzlich wurden drei Beisitzer und zwei Kassenprüfer, alle einstimmig, gewählt. (Text/Fotos: Silvia Passow)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 224 (11/2024).
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