Wunschtheater: Welche Angebote wünschen sich Senioren in der Region Havelland?
Oft wird in der Region über die Senioren gesprochen. Viel wichtiger ist es aber, sie selbst zu Wort kommen zu lassen. Was läuft ihrer Meinung nach richtig gut im Havelland? Und was fehlt vielleicht noch, was dringend nachgerüstet werden sollte? Wir haben einmal nachgefragt.
Helga Lümmen aus dem Diakonieverein im Kirchenkreis Falkensee
Welche Angebote für Senioren nutzen Sie gern? – “Günter Grigorieff plant seit 32 Jahren Busfahrten für unsere Senioren im Kirchenkreis und führt diese zusammen mit einem Busunternehmer auf monatlicher Basis durch. Mittlerweile benötige ich selbst oft einen Rollator, aber selbst mit Rollstuhl kann man an verschiedenen “Haltestellen” in Falkensee zusteigen. Es geht monatlich an immer wieder neue Orte, um Sehenswürdigkeiten, Kirchen, Schlösser, Parks oder Ausstellungen zu besuchen. Das gemeinsame Mittagessen und Kaffeetrinken fördert die Gemeinschaft. Und wenn neue Senioren mitfahren, kann ich wieder frische Kontakte knüpfen. Leider ist bald Winterpause.”
Welche Angebote für Senioren fehlen noch? – “Bisher habe ich einen Überblick vermisst, was es in der Region eigentlich alles an Angeboten für Senioren gibt. Jetzt habe ich die Hoffnung, dass ich diese Angebote auf der neuen Plattform des Seniorenforums (www.seniorenforum-falkensee.de/termine/monatskalender/) finde. Da kann ich gezielt nachschauen, was ich als Seniorin unternehmen könnte. Zuerst aber wünsche ich mir, dass die Seite bekannter wird und auch noch besser mit Terminen gefüllt wird.”
Hans-Peter Pohl, Vorsitzender der Falkenseer Stadtverordnetenversammlung
Welche Angebote für Senioren nutzen Sie gern? – “Mir macht es große Freude, montags im Katharinenhof in Falkensee vorzulesen und mit den Bewohnerinnen und Bewohnern über ihre Anliegen zu sprechen. Die Veranstaltungen der Senioren-Union (jeden zweiten Sonntag Frühschoppen im Coronita, jeden letzten Dienstag Stammtisch mit interessantem Vortrag und Kaffee und Kuchen im BBZ) finden immer guten Zuspruch. Die Angebote der Falkenseer Vitalitätsoase an alle Altersgruppen nutze ich wie viele andere Seniorinnen und Senioren ebenfalls sehr gern.”
Welche Angebote für Senioren fehlen noch? – “Mehr-Generationen-Treffs: Angebote, die von Jungen wie Alten gemeinsam oder auch getrennt genutzt werden können wie z.B. im Olympischen Dorf in Elstal. Dringend muss der Nachfolgebau der alten Stadthalle, in dem zusätzlich zur Bibliothek Kultur- und Begegnungsangebote geschaffen werden sollen, erstellt werden. Ein Ausbau des ÖPNV, ggf. mit Rufbus-Angeboten, wäre wünschenwert. Das Aufstellen von zusätzlichen Sitzbänken im Falkenseer Stadtgebiet, ggf. in Kooperation mit Spendern und Sponsoren, würde ich mir wünschen. Und man könnte Spielplätze auch mit Fitness-Geräten für Seniorinnen und Senioren ergänzen.”
Reinhold Ehl, Leiter vom “Theater in der Scheune” im Kreativ e.V. in Schönwalde-Glien und Gemeindevertreter vor Ort
Welche Angebote für Senioren nutzen Sie gern? – “Mir sind keine Angebote seitens öffentlicher Institutionen bekannt, die ich nutzen könnte. Die üblichen “Senioren-Nachmittage” die es nahezu in jedem Ort gibt, sprechen mich nicht an. Alles, was ich als Senior mache, entspringt im Grunde der Eigeninitiative oder wird von Vereinen individuell organisiert.”
Welche Angebote für Senioren fehlen noch? – “Ich wünsche mir eine “Willkommens-Kultur” für frischgebackene Senioren. Unabhängig von datenschutzrechtlichen Bedenken müssten sogenannte “Seniorenbeauftragte” auf die Vielzahl der Senioren zugehen, um Wünsche und Ideen zu sammeln, um Gruppen zu bilden und um Hemmschwellen abzubauen. Darüberhinaus müssten – ähnlich wie bei Kitas – öffentliche Geldmittel zur Verfügung gestellt werden, damit Senioren Museums- und Theaterbesuche ermöglicht werden können, das gilt natürlich auch für Sportveranstaltungen. Hinweis: Der Senior von heute ist relativ aktiv und auch mobil, aber oftmals doch isoliert und einsam.”
Dietmar Fechner, sehr aktiver Rentner aus Falkensee
Welche Angebote für Senioren nutzen Sie gern? – “Ich bin zwar auf dem Papier ein Senior (72), aber ich fühle mich noch nicht so, denn meine Aktivitäten sind vielfältig und lassen auch nach neun Jahren Ruhestand keine Langeweile aufkommen. So spiele ich mit anderen Senioren Volleyball, trete beim Skat im ASB an, stehe auf dem Badminton-Feld, spiele Golf und bin ansonsten viel mit dem Rad unterwegs. Auch meine jungen Enkel beschäftigen mich. Am Donnerstag grille ich ehrenamtlich für die Fußballer von FF. Sportlich gesehen gibt es in Falkensee eigentlich genügend Angebote für Senioren. Man muss sich nur bei den Vereinen umschauen. Auch das Hallenbad schafft ein neues interessantes Angebot für uns Senioren.”
Welche Angebote für Senioren fehlen noch? – “Ich finde, dass sich vor allem die kulturellen Angebote für uns Senioren noch sehr in Grenzen halten. Gerade das Programm in der Falkenseer Stadthalle könnte in dieser Hinsicht noch mehr an uns Senioren ausgerichtet werden. Es dürften auch gern noch mehr Feste mit niveauvoller Unterhaltung für Jung und Alt im Außenbereich der Stadthalle veranstaltet werden. Man sieht zu Himmelfahrt und zum Stadtfest, dass es viele Senioren dorthin zieht. Was ich schade finde: Auch Tanzveranstaltungen für Senioren sind viel zu rar gesät.”
Erhard Winkler ist Mitglied im Seniorenbeirat Falkensee und Träger des Bürgerpreises der Stadt für seine ehrenamtlichen Tätigkeiten.
Welche Angebote für Senioren nutzen Sie gern? – “Als Senior nutze ich im Havelland viele Angebote, etwa im Becher-Haus, in der Falkenseer Stadthalle oder in der Brandenburghalle im MAFZ. Gut finde ich, dass auch Sportvereine Stammtische und Frühschoppen für ältere Menschen organisieren, ohne dass ich dafür eine Mitgliedschaft vorweisen muss.”
Welche Angebote für Senioren fehlen noch? – “Es fehlen den Senioren oft die Fahrmöglichkeiten zu den verschiedenen Veranstaltungen. Sie würden gern zu Festen gerade in den Ortschaften fahren, wissen aber nicht, wie sie dort hinkommen und wie sie wieder zurück nach Hause gelangen. Toll wäre es, wenn es hier mehr Rufbusse geben würde, die sich telefonisch anfordern lassen. Anregen kann man sicherlich auch, dass ältere Menschen Fahrgemeinschaften bilden. Darüber hinaus müssen wir noch mehr Treffpunkte für Senioren schaffen und das Ehrenamt durch die Gemeinden weiter fördern und stärken.”
Ulf Hoffmeyer-Zlotnik ist der Vorsitzende vom Seniorenbeirat Falkensee
Welche Angebote für Senioren nutzen Sie gern? – “In Bezug auf die Seniorinnen und Senioren ist inzwischen schon vieles in Falkensee geschaffen worden, was wir gerne nutzen und auf das wir richtig stolz sein können. Angefangen vom großartigen Hallenbad über einige bereits barrierefreie Bürgersteige bis hin zu den tollen Angeboten der IT-Gruppe aus dem Seniorenbeirat, die monatliche Infoveranstaltungen rund um den PC macht, ältere Menschen auch Zuhause besucht und berät usw. Für mich sind auch die wöchentlichen Angebote zur Sturzprävention im Familiencafé Falkenhorst ganz wichtig, sowie die dort stattfindenden Diskussionsforen für Seniorinnen und Senioren.”
Welche Angebote für Senioren fehlen noch? – “Wichtig wären weitere Treffpunkte für die älteren Mitbürger/innen in Falkensee, damit jede/r in Wohnortnähe und mit Rollator erreichbar einen Ort hat, wo er/sie sich zum Kaffeetrinken und Quatschen treffen, Kurse und Infoveranstaltungen besuchen und somit lange und gut zuhause leben kann.”
Elke Weisener ist im Vorstand der Seniorenunion und organisiert hier die kulturellen Veranstaltungen.
Welche Angebote für Senioren nutzen Sie gern? – “Ich bin selbst noch sehr aktiv und engagiere mich in der Seniorenunion Falkensee. Hier gibt es viele Angebote. Wir organisieren vieles für ein aktives Miteinander. Das wird auch sehr gern angenommen. Neben Frühschoppen, Stammtischen und kulturellen Veranstaltungen gibt es Tagesausflüge, Dampferfahrten und manchmal auch ein Treffen mit jungen Leuten, um jung und alt zu vereinen.”
Welche Angebote für Senioren fehlen noch? – “Ein ganz wichtiges Thema ist der ÖPNV. Hier werden die Senioren eigentlich gar nicht berücksichtigt. Viele Senioren trauen sich nicht zu den Veranstaltungen, weil sie nicht wissen, ob und wie sie von dort wieder nach Hause kommen.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 222 (9/2024).
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