Stephan Peger Aus Brieselang: Mit dem Simson Moped 60 km/h schnell fahren!

In der damaligen DDR durften bereits die 15-jährigen mit einer Simson über die Landstraße brettern. Die Mopeds der Firma Simson sind auch heute noch sehr begehrt. Zum einen, weil sie einfach Kult sind. Aber auch, weil sie bis zu 60 Stundenkilometer schnell fahren dürfen. Stephan Peger aus Brieselang fährt auch heute noch eine Simson – eine Simson S51 Enduro.
Wer im Westen aufgewachsen ist, im Jugendalter eher mit einer Vespa motorisiert wurde und deswegen den Kult um die Simson-Mopeds aus dem Osten überhaupt nicht kennt, sollte wissen: Simson war ein Hersteller in der DDR, der Mopeds produzierte. Zu den Simson-Modellen gehörten auch die beliebten “Schwalben”. So hieß das damals sehr populäre Modell KR51 aus der sogenannten “Vogelreihe”. Allein zwischen 1964 und 1986 wurden über eine Million “Schwalben” hergestellt.
Die Mopeds kosteten damals zwischen 1.200 und 2.000 DDR-Mark. Die Besonderheit war, dass mit der Simson bereits die 15-jährigen fahren durften. Bei einem Hubraum von nur 50 ccm waren und sind die Simson-Maschinen oft bis zu 60 Stundenkilometer schnell. Tatsächlich dürfen die Simson-Maschinen auch heute noch – das ist eine Besonderheit – mit einem ganz normalen Versicherungskennzeichen genutzt werden – bei voller Geschwindigkeit.
Moderne Mopeds werden stattdessen auf 45 km/h gedrosselt. Sollten sie schneller unterwegs sein, droht Ärger mit der Polizei.
Um die alten Maschinen (die nicht mehr produziert werden) am Leben zu erhalten, gibt es vor allem in den neuen Bundesländern viele Oldtimer-Freunde und Schrauber-Clubs, die genau wissen, wie man die motorisierten Zweiräder in Schuss hält. Dabei gibt es Simson-Freunde, die so nah wie möglich am Original bleiben möchten – und die bastelfreudigen “Tuner”, die die klassischen Modelle so sehr verändern, dass man sie kaum noch erkennen kann.
Einer, der auch heute noch auf seine Simson schwört, ist Stephan Peger (38) aus Brieselang. Er besitzt selbst eine Simson S51 Enduro: “Die Simson ist Kult. Das war das Moped der DDR. Bis in die 90er Jahre wurde diese Maschine gebaut. Meine Simson, die ich gerade fahre, hat sicherlich schon viele Vorbesitzer gehabt. Aber genau kann ich das gar nicht sagen, denn es gibt ja keinen Brief, in dem die Vorbesitzer eingetragen sind. Meistens kriegt man nicht mal irgendwelche Papiere, wenn man so eine Maschine kauft. Da muss man dann erst einmal zur Polizei gehen. Meine Maschine habe ich seit letztem Jahr.”
Der Sound einer knatternden Simson ist unverwechselbar. Stephan Peger: “Man fährt damit in den neuen Bundesländern über die Dörfer auf dem Land – und die Omas und Opas erkennen alle den Sound von früher und heben den Daumen. Meine erste Simson bin ich seinerzeit schon mit 14 Jahren gefahren. Mein Opa hatte gleich zwei Simsons – für den Fall, dass eine mal nicht anspringt.”
Simson-Besitzer sind versierte Bastler, sagt Stephan Peger: “Man bekommt noch immer alle Teile, die man braucht. Man muss nur die Rahmennummer haben, dann kann man das ganze Moped neu zusammenbauen. Da gibt es viele Online-Shops, die sich darauf spezialisiert haben.”
Stephen Peger schwört auf das Gemeinschaftsgefühl in der Szene: “Da ist eine große Gemeinschaft entstanden. Alle Simson-Freunde begegnen sich sehr freundlich und respektvoll. Man hilft sich untereinander sehr. Der 16-jährige fachsimpelt mit dem 80-jährigen. Und auf der Straße begrüßt man sich wie das die Fahrer der ‘großen’ Motorräder tun. Es macht einfach viel Spaß, mit der Simson über die Dörfer zu fahren. Ich fahre oft mit Freunden an die Müritz oder an die Ostsee. Das ist kein Problem, das hat man ja früher auch so gemacht.” (Text/Foto: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 223 (10/2024).
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