Ein roter Wartburg im Dienst der Feuerwehr Nauen!

Wenn damals zu DDR-Zeiten der Einsatzleiter als erster zum frisch gemeldeten Brandort fahren wollte, um die Lage zu überblicken, dann stieg er in einen roten Wartburg 353. Das Auto gibt es übrigens auch heute noch. Es gehört inzwischen dem Verein zur Förderung der Feuerwehr Einheit Nauen. Es wird als historisches Ausstellungsstück auf aktuellen Veranstaltungen eingesetzt. Feuerwehrmann Rico Lenz weiß mehr.
Während der DDR-Zeit waren die Bürger wahlweise mit dem Trabant oder mit dem Wartburg unterwegs.
Der Wartburg wurde von 1956 an im VEB Automobilwerk Eisenach hergestellt. Der Name Wartburg wurde bewusst gewählt – er zitiert die berühmte Wartburg in Eisenach, in der sich einst der Reformator Martin Luther versteckt hielt, nachdem er offiziell als Ketzer verfolgt wurde.
Der Wartburg kommt also aus Thüringen. Das Basismodell Wartburg 353 kostete damals 16.950 Ostmark, für die Sonderversion “Tourist” musste man 17.700 Ostmark auf den Tisch legen. Nach der Wende wurde der Wartburg schnell von den Westmodellen von VW, Audi, Mercedes oder BMW verdrängt. Tatsächlich lief am 10. April 1991 der letzte Wartburg vom Band. Inzwischen sind die Autos aus Thüringen nur noch vereinzelt im Straßenbild zu entdecken.
Ein Wartburg ist noch in Nauen unterwegs – und es ist ein ganz besonderer. Er ist nämlich für die Feuerwehr unterwegs. Rico Lenz von der Feuerwehr Nauen fährt mitunter in einem originalen Wartburg 353 aus dem Jahr 1973: “Das rote Auto ist zu DDR-Zeiten tatsächlich von der Feuerwehr als Führungsfahrzeug verwendet worden. Der Einsatzleiter ist bis in die 90er Jahre hinein bei einem gemeldeten Brand mit dem Wartburg vorweg gefahren und hat die Lage am Einsatzort erkundet. Nach der Wende wurde das Fahrzeug in den Ruhestand versetzt und wird nun als Traditionsfahrzeug erhalten. Es gehört dem Verein zur Förderung der Feuerwehr Einheit Nauen und steht direkt in Nauen bei der Feuerwehr. Wir setzen es bei verschiedenen Veranstaltungen ein.”
Die Feuerwehr Nauen hat 55 aktive Kameradinnen und Kameraden. Im Förderverein sind 74 Mitglieder verzeichnet.
Rico Lenz: “Wir als Feuerwehr machen selbst keine Veranstaltungen, dafür ist der Förderverein da. Er organisiert jedes Jahr das beliebte Laternenfest auf dem Sägewerkplatz direkt neben dem Finanzamt, so auch dieses Jahr wieder am 11. Oktober ab 17 Uhr. Hier wird auch unser Feuerwehr-Wartburg wieder zu sehen sein.”
Der rote Wartburg fährt, rollt und knattert noch immer. Damit dies im Straßenverkehr ohne Konsequenzen bleibt, muss das Auto wie jedes andere Fahrzeug zum TÜV. Rico Lenz: “Wir haben nämlich kein H-Kennzeichnen für Oldtimer beantragt; aufgrund der vielen Auflagen.”
Wartung und Pflege liegt hauptsächlich in der Hand von Gerätewart Thomas Dauter, der sich federführend um die Reparaturen kümmert, die in den meisten Fällen von befreundeten Kameraden aus Markee durchgeführt werden. Aktuell muß ein Pleuellager im Motor erneuert werden. Zuletzt wurden die Bremsen ersetzt. Rico Lenz: “Die nächste Hauptuntersuchung sollte kein Problem darstellen, die Stoßdämpfer werden dafür auch noch ausgetauscht.”
Hauptsächlich wird der Wartburg gern für Veranstaltungen oder für Jubiläen befreundeter Feuerwehren eingesetzt. Gelegentlich ist das ehemalige DDR-Einsatzfahrzeug auch auf einem nostalgischen Ost-Fahrzeugtreffen anzutreffen.
Die Feuerwehr Nauen besitzt auch noch ein IFA Granit 27 Löschfahrzeug (LF) 8 von 1953, das gerade erst komplett restauriert wurde. (Text/Foto: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 223 (10/2024).
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