26. Brandenburger Schlachtefest: Früher haben zwei Schweine eine Familie ein ganzes Jahr lang ernährt!

Über 12.000 Besucher fanden sich am Wochenende des 19. und 20. Oktobers im Erlebnispark Paaren (MAFZ) ein, um vor Ort das 26. Brandenburger Schlachtefest vom pro agro Verband zu feiern. Vor Ort präsentierten über 50 regionale Produzenten ihre Waren und lockten zum Schlemmen von frisch gegrillter Haxe oder zum Verkosten eines süffigen Kirschbieres ein. Im Kochstudio wurden moderne Fleisch-Cuts vorgestellt. Und einmal mehr sorgte die Vorführung einer traditionellen Hausschlachtung für staunende Zuschauer.
Beim 26. Brandenburger Schlachtefest hing direkt zum Start am Samstag bereits ein halbes Schwein am Haken. Schlachtehelfer Holger von der Neumann’s Fleischerei aus Baruth zeigte den neugierigen Zuschauern, wie der aufgefangene Lebenssaft in einem hölzernen Eimer mit dem Blutquirl umgerührt wird, wie die Gedärme alle gemeinsam an einem Strang hängen, wo das Bauchfett herausgeschnitten wird und an welcher Stelle eigentlich die Koteletts vom Schwein zu finden sind.
In einer Zeit, in der viele Menschen zu reinen Konsumenten geworden sind und gar nicht mehr wissen, woher eigentlich das Schnitzel im Supermarkt kommt, ist eine traditionelle Hausschlachtung, wie sie auf dem Schlachtefest zu sehen war, überaus lehrreich.
Kai Rückewold, Geschäftsführer des Verbandes pro agro (www.proagro.de), der sich die Förderung des ländlichen Raumes in der Region Brandenburg-Berlin e.V. auf die Fahne geschrieben hat: “In früheren Zeiten hat eine Familie im Jahr zwei Schweine geschlachtet. Nichts wurde weggeworfen, alles wurde verwertet. Und das hat dann ein ganzes Jahr lang gereicht. Da wurde Blutwurst gemacht, es wurde Fleisch getrocknet, es wurde eingeweckt. Insbesondere die Kinder haben ein riesiges Interesse an unserer Hausschlachtung. Sie wissen anschließend auch, wo das Fleisch herkommt, und gehen danach ganz anders mit ihrem Essen um.”
Das Brandenburger Schlachtefest hat auch bei seiner 26. Neuauflage nichts von seiner Attraktivität eingebüsst. Über 12.000 Besucher nutzten die Gelegenheit, um bei schönstem Wetter nach Paaren im Glien zu fahren, um kostenlos das Fest zu besuchen; nur fürs Parken mussten vier Euro bezahlt werden.
“Regional einkaufen – Heimat stärken” lautete das Motto vom Schlachtefest. Dem Thema folgend stellten sich in diesem Jahr 53 Erzeuger mit ihren hausgemachten Waren vor. Der Obstbau Bittner aus Paulinenaue stellte seine Aronia-Beerenschnäpse vor, die Straußenfarm Westprignitz verkaufte Straußen-Bratwurst und Hamburger, es gab Kaninchenspezialitäten aus Beelitz, die Bäckerei Giede aus Falkensee hatte Brotspezialitäten mit dabei und am Sanddorngarten-Stand von Christine Berger aus Werder konnte man flaschenweise Sanddornsaft mitnehmen.
Kai Rückewold: “Die Menschen sagen ja immer wieder, dass sie gern regionale Produkte einkaufen möchten. Nun zeigen wir auf dem Schlachtefest, dass es viele dieser kleinen Produzenten in Brandenburg gibt und dass sie uns mit ihren Produkten das Leben verschönern können.”
Die Besucher vom Schlachtefest nutzten die Gelegenheit, um sich mit all dem einzudecken, was es im Supermarkt um die Ecke gar nicht gibt. Viele waren aber auch bewusst mit knurrendem Magen erschienen, um sich gleich vor Ort verwöhnen zu lassen. An sehr vielen Ständen gab es eine deftige Mahlzeit. Von der Kaninchen-Boulette im Brötchen über die Brandenburger Bierhaxe mit Sauerkraut bis hin zum Backschwein vom Rotbunten Husumer Schwein reichte das Angebot.
Klar wurde hier wieder einmal: Deutschland sollte als Land dazu in der Lage sein, sich komplett aus eigener Kraft zu ernähren. Das gelingt freilich nur, wenn es weiterhin genügend Erzeuger gibt, die größte Mühen auf sich nehmen, um Fleisch, Obst und Gemüse auf den Teller der Menschen zu bringen. Was die Erzeuger am meisten hemmt, weiß Kai Rückewold: “Die Bürokratie. Deswegen engagieren sich auch so viele Betriebe bei uns im Verband, damit wir diese Dinge offen ansprechen.”
Auch Bodo Oehme, Bürgermeister von Schönwalde-Glien, sieht die Bedeutung der Landwirtschaft: “Das Schlachtefest ist eine der wichtigsten Veranstaltungen in Paaren. Jeder von uns nutzt landwirtschaftliche Produkte. Dahinter stehen aber Menschen, die mit großem Einsatz dafür sorgen, dass wir etwas auf den Teller bekommen.”
Zu einem deftigen Essen gehört zwangsläufig auch ein süffiges Bier. Passend zum Start des Schlachtefestes hämmerte Michael Koch als Kreisdezernent den Hahn in ein Fass mit Freibier. Unter den Augen der 4. Altlandsberger Bierkönigin Fabienne Röder gelang der knifflige Akt und das vom Finsterwalder Brauhaus bereitgestellte Festbier schoss ins Glas. Anschließend konnte das Finsterwalder Pilsener auch am Wagen der “Brandenburger Bierstraße” geordert werden.
Für die nötige Stimmung an den zahllosen Bierzelttischen sorgte das Live-Programm auf der Bühne. The Juke Boys traten auf, die Linedance-Gruppe aus Dallgow-Döberitz performte, die Tanzgruppe Hüftschwung trat auf, Petra Ziegler sang und auch der ehemalige “Wetten, dass?”-Moderator Wolfgang Lippert heizte dem Publikum ein.
Interessant wurde es dann noch einmal in der kleinen Halle. Hier hatte man das pro agro Kochstudio aufgebaut. Ein Experte zeigte, wie sich moderne Cuts aus einem Schwein oder Rind schneiden lassen: “Je mehr ein Muskel bewegt wurde und arbeiten musste, umso mehr Geschmack steckt in ihm.”
Auch der Landesjagdverband Brandenburg e.V. (www.ljv-brandenburg.de) war mit vor Ort. Er präsentierte die neue mobile App “wild.shop”, die sich für die Wildbrett-Vermarktung einsetzt und dabei hilft, Wildfleischanbieter in der direkten Nachbarschaft zu entdecken. Dirk-Henner Wellershoff Präsident im Jagdverband: “Man kann eigentlich kein besseres Fleisch essen als Wildfleisch. Die Tiere wachsen natürlich auf, haben nie Antibiotika oder andere Medikamente gesehen und fressen in ihrem Leben nur das Beste, was sie finden können. Wer einmal Wild probiert hat, möchte es immer wieder auf dem Teller haben. Für mich gibt es nichts Leckeres als einen Wildschweingulasch mit Pfifferlingen. Ein Rehrücken ist mir persönlich zu trocken. Aber süß-sauer eingelegte Wildschwein-Rippchen, das ist wieder meins.”
Druckfrisch wurde auf dem Schlachtefest auch der neue pro-agro-Katalog “Landurlaub in Brandenburg 2025 – Ferien, Freizeit und Einkaufen auf dem Lande” (www.landurlaub-brandenburg.de) präsentiert.
Und wer das diesjährige Schlachtefest versäumt hat, trägt sich den 18. und 19. Oktober 2025 in den Kalender ein. Dann steht die 27. Auflage vom Brandenburger Schlachtefest an. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 224 (11/2024).
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