Landrat zu Besuch: Wasserschwund am Kiessee in Grünefeld!

Am 8. Oktober hat Landrat Roger Lewandowski die Gemeinde Schönwalde-Glien besucht. Für Bürgermeister Bodo Oehme war das Thema Wasser ganz besonders wichtig. Gleich der erste Stopp der Entourage galt dem idyllischen Kiessee im Ortsteil Grünefeld. Der aus dem Grundwasser gespeiste Kiessee, der jedes Jahr bei der “Nation of Gondwana” für Erfrischung sorgt, droht zunehmend zu verlanden. An vielen Stellen reicht das Wasser nur noch bis zum Knie.
Roger Lewandowski, Landrat vom Havelland, nimmt sich immer wieder die Zeit für Ausflüge in einzelne Städte und Gemeinden. Am 8. Oktober war er so etwa in Schönwalde-Glien zu Besuch. In der Regel besucht der Landrat im Rahmen dieser Rundreisen ausgewählte Firmen, Vereine oder gemeinnützig tätige Institutionen.
Bodo Oehme, Bürgermeister von Schönwalde-Glien, hatte für den Besuch des Landrats aber einmal ein ganz anderes Programm im Sinn. Der Bürgermeister, der sich seit vielen Jahren für die Erhaltung und Ertüchtigung des Schönwalder Grabensystems stark macht, setzte den Fokus auf das Thema Wasser – und stellte eine entsprechende Route durch die Gemeinde zusammen.
Der erste Halt galt dem wunderschön mitten im Wald gelegenen Kiessee im abgelegenen Ortsteil Grünefeld. Zusammen mit dem neu gewählten Ortsvorsteher Ronny Wilke ging es hier um eine Zukunft, die nicht im Sinne der Grünefelder liegt. Bodo Oehme: “Der Kiessee versandet zunehmend.”
Das konnte man sogar deutlich sehen. Von der aktuellen Wassergrenze bis zum früher vor zwanzig Jahren einmal etablierten Wasserstand fehlen locker anderthalb Höhenmeter. Wo früher einmal See war, findet sich nun ein sandiger Strandbereich. An dessen oberen Rand sieht man noch sehr gut frei in der Luft schwebende Wurzeln der Nadelbäume, die früher einmal ins Wasser geragt haben müssen. Der künstlich durch Kiesaushub angelegte See hat heute eine Fläche von etwa 1,3 Hektar, früher waren es einmal zwei Hektar.
Bodo Oehme: “Der Wasserstand wird immer geringer. An vielen Stellen steht man nur noch knietief im Wasser.”
Der Kiessee hatte früher einen künstlichen Zufluss aus Grünefeld (www.gruenefeld-im-havelland.de), der aber inzwischen nicht mehr existiert. Seitdem speist sich der Kiessee nur noch aus dem Grundwasser. Sinkt der Grundwasserspiegel, darbt auch der See. Wird das Wasser aber zu flach, breitet sich der Schilfgürtel in großer Geschwindigkeit aus und nimmt von neuen Flächen Besitz. Bodo Oehme: “Wir haben einmal den Versuch unternommen, eine Abgrabegenehmigung für den Kiessee von der Oberen Wasserbehörde zu bekommen, aber vergebens. Es ist auch untersagt, hier Schilf zu entnehmen, um ein Zuwachsen des Gewässers zu unterbinden.”
Um den Baggersee kümmert sich sehr engagiert der 1950 gegründete Anglerverein Grünefeld e.V., der 50 Mitglieder hat, darunter 18 Jugendliche. Dietmar Jeschke ist hier der Schatzmeister: “Im See gibt es Hechte und Schleie, hinzu kommen Weißfische. Der Anglerverband sorgt auch regelmäßig für neuen Fischbesatz und bringt Karpfen aus. Das Areal ist ein gern genutztes Naherholungsgebiet. Neben uns Anglern sind hier im Sommer bis zu 200 Leute am Tag, die den Strand nutzen und im Wasser baden. Wir haben hier einen wunderbar sandigen Boden, keinen Schlamm. Das Wasser wird auch regelmäßig beprobt – mit gutem Ergebnis, es ist sauber.”
Die drei Dürrejahre im Havelland haben dem See nicht gutgetan. Dietmar Jeschke: “Vor zwei Jahren war es besonders schlimm. Da haben wir gut 20, 30 Zentimeter Wasser verloren – und in der Mitte des Sees hat sich eine Sandbank gebildet, die aus dem Wasser ragte.”
Warum ist der Kiessee so wichtig für die Gemeinde, dass über seine Rettung diskutiert wird?
Bürgermeister Bodo Oehme: “Der See ist wichtig für die Angler und für die Naherholung. Er ist auch eine touristische Attraktion. Der Betreiber des Musik-Festivals ‘Nation of Gondwana’ hat sich u.a. für die Ausrichtung an diesem Ort entschieden, weil er durch den flachen See eine gewisse Attraktivität bietet. Wenn wir aber nichts tun an diesem Gewässer, wird es mit der Zeit verlanden und komplett mit Schilf zugewachsen sein. Das Problem haben aber nicht nur wir beim Kiessee und auch beim Strandbad, sondern viele Gemeinden mit ihren kleinen Seen. Wir möchten dem Landrat mit auf den Weg geben, dass wir Lösungen brauchen, um hier vor Ort eine ordentliche Pflege durchführen zu können. Und wie wir vielleicht über ein Grabensystem wieder mehr Wasser in den Kiessee bekommen. Der Falkenhagener See in Falkensee erhält pro Jahr etwa 750.000 bis 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser aus dem Oberlauf der Havel, damit er nicht austrocknet.”
Auch das Spülwasser von der OWA gelangt mitunter in den Falkenhagener See. Bodo Oehme: “Wenn dieses Spülwasser einmal nicht nach Falkensee gehen würde, sondern nach Schönwalde-Glien für unser Strandbad oder den Grünefelder Kiessee, dann hätten wir auch etwas davon.”
Vor der Wende gab es tatsächlich ein Grabensystem, das das Wasser aus dem Ort Grünefeld in den Kiessee geleitet hat. Dietmar Jeschke: “Das verhinderte im Ort Überflutungen bei starken Regenfällen. Nach der Wende gab es aber Rückübertragungen von Grundstücken – und wenigstens ein neuer Besitzer hat seinen Teil des Grabens zugeschüttet. Wenn dieses Grabensystem wieder ertüchtigt wird, würden wir vom Anglerverein uns auch um die Pflege kümmern.”
Landrat Roger Lewandowski hörte sich die Sorgen an und versprach, nach Lösungen zu suchen. Eine lag bereits auf der Hand: “Der alte Löschteich am Falkenseer Anger wurde im Rahmen einer Renaturierungsmaßnahme ausgebaggert und vom Schilf befreit. Vielleicht könnte das hier auch gelingen.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 224 (11/2024).
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