Wir fahren mit Strom: Havelbus gibt den Startschuss zur E-Bus-Flotte in Falkensee!

Am 11. Oktober drehte der erste E-Bus von Havelbus eine Runde auf dem Betriebsgelände in Falkensee. Er braucht keinen stinkenden Diesel mehr, sondern wird einfach an der Starkstrom-Steckdose aufgeladen. Mit ihm rollen ab dem 4. November neun weitere elektrisch betriebene Busse durch die Nachbarschaft, um die Menschen mit nachhaltig gewonnener Energie sicher ans Ziel zu bringen. Landrat Roger Lewandowski machte eine erste Probefahrt mit Havelbus-Chef Janko Wokon – und brachte auch gleich einen Scheck über 3,3 Millionen Euro mit.
Die Mobilitätswende soll zügig umgesetzt werden. Ein Gesetz gibt bereits vor, dass 45 Prozent der neu angeschafften Busse im öffentlichen Nahverkehr mit emissionsfreien Antrieben ausgestattet sein müssen.
Bislang fuhren die etwa 110 Busse von Havelbus (www.havelbus.de) ausnahmslos noch mit Diesel. Der Treibstoff bringt die großen Fahrzeuge zuverlässig von A nach B, hat aber eine schlechte Umweltbilanz. Bereits 2019 hatte der damalige Havelbus-Geschäftsführer Mathias Köhler die Weichen dafür gestellt, dass neu angeschaffte Busse mit Strom fahren sollen. Auf dem neuen Betriebshof in Falkensee in der Straße der Einheit wurde aus diesem Grund bereits die dafür nötige Ladestruktur vorbereitet. Auch Reparaturarbeiten lassen sich vor Ort bereits an neu angeschafften E-Bussen vornehmen.
So ein Bus, der hält im alltäglichen Straßenverkehr etwa zehn Jahre lang. Havelbus plant, jedes Jahr zehn Busse zu erneuern. Beim aktuellen “Zehnerpaket” setzt Havelbus komplett auf die Elektromobilität. Der chinesische Anbieter BYD liefert dafür sechs Gelenk- und vier Solofahrzeuge nach Falkensee. Am 11. Oktober konnten die vier nagelneuen Solofahrzeuge bereits vor Ort bestaunt werden. Sie tragen das plakative Label “100 Prozent elektrisiert”.
Leider ist es so, dass die umweltbewussten Busse deutlich teurer in der Anschaffung sind als die klassischen Diesel. Kostet ein Diesel-Bus etwa 320.000 Euro in der Anschaffung, so sind für einen einfachen Elektrobus bereits 440.000 Euro zu bezahlen, 580.000, wenn es ein Gelenkbus ist. Ein Wasserstoffbus würde sogar mit 750.000 Euro zu Buche schlagen.
Landrat Roger Lewandowski: “Wir haben uns im Landkreis viele Gedanken gemacht. Wenn man es ernst meint mit der Verkehrswende, dann müssen nicht 45 Prozent, sondern 100 Prozent der neu eingekauften Busse mit regenerativen Energien fahren. Denn schaffe ich einen neuen Dieselbus an, bedeutet das ja auch, dass er wieder zehn lange Jahre auf der Straße unterwegs ist.”
Der Landrat monierte sehr deutlich, dass die Verkehrswende vom Bund und vom Land Brandenburg auch tatsächlich gewollt sein muss: “Die Mehrkosten sind enorm. Wenn die Verkehrswende wirklich gewünscht ist, müssen Bund und Land auch die Förderungen anbieten, die nötig sind, um sie zu finanzieren.”
Bei den ersten zehn Bussen musste der Landkreis nun notgedrungen selbst in die Schatzkiste greifen: Am 11. Oktober überreichte Landrat Roger Lewandowski einen Scheck über 3.379.000 Millionen Euro an Janko Wokon. Ein stolzes Sümmchen.
Janko Wokon: “Wir setzen nun im östlichen Havelland auf die E-Mobilität. Das geht nur, weil sich die kommunalen Träger beteiligen. Dass sich der Landkreis Havelland so stark bei uns engagiert, freut uns sehr. Es ist in Deutschland nicht üblich, dass so stark in den ÖPNV investiert werden. Wir denken, dass wir drei Jahre brauchen werden, um den Standort Falkensee mit vollelektrischen Bussen auszustatten.”
In Falkensee werden bald nur noch elektrische Busse unterwegs sein. Sie “schaffen” mit einer Batterieladung bis zu 300 Kilometer – und steuern dann von der Gartenstadt aus Ziele in Schönwalde-Glien, Dallgow-Döberitz, Potsdam und Hennigsdorf an. Ein modernes Lademanagement wird dafür sorgen, dass die Busse so effizient wie möglich geladen werden. In den Ladestationen auf dem Betriebsgelände in Falkensee wird der Strom mit verwendet, den die eigene Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Bürogebäudes produziert.
Janko Wokon sieht in seinen neuen E-Bussen viele Vorteile für alle Havelländer, Pendler, Tagestouristen und auch die Busfahrer selbst: “Der Fahrkomfort ist ein ganz besonderer und die niedrigen Fahrgeräusche innen wie außen erhöhen den Komfort sowohl für Passagiere als auch für die Einwohner dort, wo der Bus vorbeifährt.”
Tatsächlich ist es so: Bereits mit ein paar Metern Abstand sieht man den Bus, aber man hört ihn nicht mehr.
Wie sieht es denn aber nun perspektivisch mit dem westlichen Havelland aus? Hier sind die Entfernungen weiter – und elektrisch fahrende Busse nicht wirklich praktikabel. Roger Lewandowski: “Unser Plan war es, auf den Betriebshöfen in Nauen und Rathenow auf Wasserstoff zu setzen. Es gab bereits Gespräche mit der GASAG, uns mit Wasserstoff zu versorgen. Aber die Mehrkosten eines Wasserstoff-Busses im Vergleich zum Dieselbus kann der Landkreis alleine nicht stemmen. Für die Förderung von Wasserstoff-Bussen haben wir leider eine Absage erhalten. Den Plan haben wir trotzdem noch nicht ganz aufgegeben. Wir hatten ja extra bereits eine Machbarschaftsstudie in Auftrag gegeben.”
Immerhin steht zunächst die E-Bus-Flotte in Falkensee. Der Landkreis hat für den weiteren Ausbau (“Hier gehen wir in Vorleistung”) Mittel für die kommenden Jahre in den Haushalt eingestellt. Bis 2026 sollen 30 E-Busse im Raum Falkensee unterwegs sein.
Am 4. November 2024 soll nun die erste reguläre Linienfahrt der E-Busse stattfinden. Peter Wilke ist der Standortleiter am Betriebshof Falkensee: “Wir schulen gerade unsere 50 Busfahrer am Standort, damit sie alle mit den neuen Fahrzeugen vertraut sind.” (Text/Foto: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 224 (11/2024).
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