Ministerin Ursula Nonnemacher zu Besuch bei TRAFÖ im GVZ Wustermark: 2023 gab es 21.567 Arbeitsunfälle in Brandenburg!
Ein unachtsamer Moment reicht aus – und schon kommt es auf der Arbeit zu einem Unfall. So ein Arbeitsunfall kann mitunter sogar tödlich ausfallen, wenn schwere Maschinen beteiligt sind. Am 9. Oktober verkündete Brandenburgs Arbeitsschutzministerin Ursula Nonnemacher die aktuellen Arbeitsunfallszahlen aus Brandenburg. Das tat sie – nicht ohne Grund – bei einem Besuch des Intralogistik-Unternehmens TRAFÖ in Wustermark.
Ein Arbeitsunfall ist meldepflichtig und geht in die Statistik ein, sobald eine versicherte Person bei der Arbeit getötet oder bei einem Unfall so verletzt wird, dass sie mehr als drei Tage lang arbeitsunfähig ist.
Im Land Brandenburg wurden im Jahr 2023 nach dieser Definition 21.567 Arbeitsunfälle erfasst. 2022 waren es 22.499 Unfälle und im Jahr 2021 24.272. Von den gemeldeten Arbeitsunfällen verliefen 2023 12 tödlich (2022: 14, 2021: 29).
Die Tendenz ist also rückläufig. Die Quote der meldepflichtigen Arbeitsunfälle je tausend Erwerbstätige ist im Vergleich zum Vorjahr von 19,6 auf 18,8 gesunken. Brandenburg nähert sich damit weiter der bundesweiten Quote von 18,3 (2022: 18,6) an.
Woran liegt es aber, dass Brandenburg noch immer knapp über dem Bundesdurchschnitt liegt? Ministerin Ursula Nonnemacher: “Fast die Hälfte unserer 66.000 Betriebe in Brandenburg entfallen auf drei Branchen: Handel und Reparatur, unternehmensnahe Dienstleistungen und Baugewerbe.”
Der höchste Anteil an den meldepflichtigen Arbeitsunfällen im vergangenen Jahr entfiel mit 15,4 Prozent auf den Wirtschaftsbereich der Holz- und Metallverarbeitung. Es folgten die Bereiche Verwaltung mit 13,7 Prozent, Handel und Warenlogistik mit 11,6 Prozent und das Baugewerbe mit 10,9 Prozent. Auf den Bereich Landwirtschaft und Gartenbau entfielen 8,3 Prozent aller Arbeitsunfälle.
Ein besonderer Unfallschwerpunkt war in den letzten Jahren im Umgang mit selbstfahrenden Arbeitsmitteln zu beobachten. “Selbstfahrend” bedeutet hier nicht, dass diese Maschinen von alleine fahren. Vielmehr heißt es, dass sie einen eigenen Antrieb haben. Das beste Beispiel ist hier der Gabelstapler, dessen Annäherung man gerade im lauten Betriebsalltag nicht immer hört, und der bei einer Kollision mit Menschen schnell für einen Arbeitsunfall mit erheblichen Verletzungen sorgen kann.
Ursula Nonnemacher: “Im Zeitraum von 2019 bis 2021 ereigneten sich 15 besonders schwere und davon 7 tödliche Arbeitsunfälle im Land Brandenburg im Zusammenhang mit diesen selbstfahrenden Arbeitsmitteln. Am häufigsten kam es dabei zu Kollisionen beim Rückwärtsfahren. Als Hauptursache für diese Unfälle galten Lärm, ein sehr unübersichtliches Arbeitsumfeld und die fehlende Trennung von Verkehrswegen.”
Aus diesem Grund hat sich die Ministerin als Ort zur Verkündung der aktuellen Zahlen aus der Unfallstatistik auch gezielt das Havelländer Intralogistik-Unternehmen TRAFÖ (www.trafoe.de) in Wustermarker GVZ ausgesucht.
Der Firmenname TRAFÖ steht ausgeschrieben für “Transport- und Fördertechnik”. Das Unternehmen wurde 1990 gegründet und hat seit 1998 seinen Standort im GVZ Wustermark. TRAFÖ ist Vertragspartner für das Unternehmen Linde Material Handling, das Flurförderzeuge wie etwa Gabelstapler und andere Fahrzeuge für die Lagertechnik herstellt. TRAFÖ verkauft und vermietet Linde-Maschinen in der Region Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern an Unternehmen, die einen Bedarf anzeigen.
TRAFÖ-Geschäftsführer Jörg Kollmorgen und die geschäftsführende Gesellschafterin Ulrike Heinemann zeigten bei dem Besuch der Ministerin anhand eines Gabelstaplers sehr gut auf, wie einfache Investitionen in den Arbeitsschutz ein spürbares Mehr an Betriebssicherheit erzeugen.
Als Beispiel wurde ein mit mehreren Assistenzsystemen optimierter Gabelstapler präsentiert. Er projiziert beim Fahren etwa den eigenen Fahrtweg auf den Boden, sodass Mitarbeiter, die sich in der Nähe aufhalten, den Gefahrenpunkt einer möglichen Kollision noch besser abschätzen können.
Ein zweites System sorgt bei der Verwendung einer Sicherheitsweste bei den Mitarbeitern sofort für einen vollautomatischen Stop des Gabelstaplers, sobald ein so ausgestatteter Mitarbeiter in den Fahrtweg gerät. Jörg Kollmorgen: “Eine solche Weste kostet 400 Euro. Das ist eine kleine Investition in die Mitarbeitergesundheit. Bei uns hat sich unser Kollege Rene Wedel als Spezialist erst nebenbei um die Sicherheitserweiterungen für unsere Fahrzeuge engagiert. Inzwischen ist das eine echte Vollzeitbeschäftigung geworden – unsereKunden fragen diese Systeme zunehmend nach.”
Ulrike Heinemann: “Nicht nur die Technik ist wichtig. Ohne Schulung wird es keine Sicherheit im Betrieb geben. Allein im Jahr 2023 haben wir bei uns 3.000 Menschen geschult, etwa im Umgang mit Baumaschinen, mit Gabelstaplern oder mit Ladungen, die für den Transport gesichert werden müssen. Erfreulich ist, dass die Betriebe diese Schulungsangebote immer mehr annehmen.”
Das eigene futuristische Ziel gibt die TRAFÖ mit dem Slogan “Vision Zero – Safety in your world” vor. Man wünscht sich eine Welt ohne Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen.
Das Ministerium sieht die Welt noch nicht ganz so rosig. So wurden passend zum Thema “selbstfahrende Arbeitsmittel” 71 verschiedene mobile Maschinen- und Fahrzeugtypen in den Betrieben unter die Lupe genommen. Dabei kam man zu dem Ergebnis, dass die vorhandenen Schutzmechanismen zur Verhinderung von Arbeitsunfällen bislang noch recht unzureichend implementiert wurden.
Arbeitsschutzministerin Ursula Nonnemacher erklärte: „In den vergangenen 15 Jahren ist die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle sowohl bundes- als auch landesweit deutlich zurückgegangen, obwohl die Zahl der Beschäftigten gestiegen ist. Das ist eine gute Nachricht. Das bedeutet, dass der Arbeitschutz wirkt.”
Alle Arbeitgeber sind aber aufgerufen, die gesetzlichen Vorschriften noch konsequenter umzusetzen. Ab 2026 sind die Länder übrigens verpflichtet, jährlich fünf Prozent aller Betriebe aufzusuchen, um hier die Arbeitschutzmaßnahmen zu überprüfen. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 224 (11/2024).
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