Falkensees Bäckermeister Romano Ziehm: Mit Nachtarbeit zum Wirtschaftsförderpreis vom Landkreis Havelland!
Da staunten Landrat Roger Lewandowski und Andreas Koch als Vorstand der Mittelbrandenburgischen Sparkasse nicht schlecht: Mit Romano Ziehm aus Falkensee hatten sie einen jungen Bäckermeister vor sich, der fröhlich zugab, die nächtliche Arbeit am Ofen sehr zu lieben. Nicht nur für diese Aussage gab es am 9. Oktober den Wirtschaftsförderpreis vom Landkreis Havelland. Auch weitere Unternehmen und Organisationen wurden ausgezeichnet.
Bereits zum 28. Mal wurde am 9. Oktober der Wirtschaftsförderpreis des Landkreises Havelland vergeben. Er ist jeweils mit tausend Euro dotiert und wird in verschiedenen Klassen ausgelobt. Zum 15. Mal wurde zugleich auch der Jugendförderpreis und zum fünften Mal der Klimaschutzpreis in die Zeremonie auf Schloss Ribbeck mit eingebunden. Möglich wird die ehrwürdige Auszeichnung verdienter Akteure aus dem Havelland auch durch den engen Schulterschluss mit der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS).
Wie es bei der Verleihung des Preises üblich ist, zeichnete Landrat Roger Lewandowski zunächst ein Bild von der aktuellen wirtschaftlichen Lage im Landkreis Havelland: “Deutschlandweit schwächelt die Wirtschaft in den allermeisten Ländern und Branchen weiter. (…) Wir müssen alles tun, damit Brandenburg ein für Wirtschaftsunternehmen attraktives Bundesland bleibt und eher noch attraktiver wird, als es je war.”
Der Landrat machte deutlich, dass vor allem die Logistik, die Pflege- und die Gesundheitseinrichtungen weiterhin dringend Mitarbeiter benötigen, vor allem Kraftfahrer werden händeringend gesucht. In anderen Branchen sind “wirtschaftliche Rückschläge” zu verzeichnen, die “auch Arbeitsplatzabbau bedeuten”.
Im September gab es 4,4 Prozent Arbeitslosigkeit im Agenturbereich Nauen und 11,3 Prozent Arbeitslosigkeit im Agenturbereich Rathenow. Was im gesamten Landkreis zu einer gemittelten Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent führt. Freilich: Vor zehn Jahren lag die Zahl auch schon einmal bei 10,2 Prozent.
Ende 2023 zählte der Landkreis 170.556 Bewohner. Sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren Mitte 2023 45.662 Menschen.
Der Wirtschaftsförderpreis des Landkreises Havelland soll die Leistungen kleiner wie großer Firmen würdigen, etwas für die Schaffung von Arbeitsplätzen und die berufliche Diversität vor Ort getan zu haben. Die Unternehmen können sich selbst für den Preis bewerben, aber auch von Dritten nominiert werden.
Eine Jury, der u.a. die Industrie- und Handelskammer, die Kreishandwerkerschaft Havelland, der Tourismusverband Havelland, der Kreisbauernverband Havelland, die Mittelbrandenburgische Sparkasse Potsdam, der Lotsendienst für den Landkreis Havelland und die Kreisverwaltung angehören, kürt die Gewinner.
In der Kategorie “Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten” erhielt die Blücher GmbH aus Premnitz (www.bluecher.com) die begehrte Auszeichnung. Das Unternehmen fertigt hochwertige Schutzkleidung für das Militär, den Zivilschutz, die Feuerwehr und die Polizei, um sie vor chemischen Substanzen, Radioaktivität und anderen Bedrohungen zu schützen. 90 Mitarbeiter arbeiten am Standort Premnitz, um sich u.a. der Forschung und Entwicklung neuer Produkte zu widmen. Laudator Roger Lewandowski: “350 Patente hat das Unternehmen bereits, 55 Nationen nutzen Blücher-Produkte.”
Der Preis in der Kategorie “Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten” – hier gab es auch die meisten Nominierungen – ging nach Falkensee und zwar an die Bäckerei und Konditorei Ziehm (www.baeckerei-konditorei-ziehm.de). Das 1953 gegründete Traditionshaus nutzt althergebrachte Handwerkskunst in dritter Generation, um mit moderner Technik leckere Brötchen und Brote zu backen.
Bemerkenswert fand die Jury, wie der Generationswechsel im Unternehmen stattgefunden hat. Romano Ziehm hat in die Bäckerfamilie eingeheiratet, den Bäckerberuf von der Pike auf neu erlernt und dann sogar noch seinen Meister gemacht. Laudator Andreas Koch von der MBS: “Und dann sagt der junge Bäckermeister auch noch, dass er der Nachtarbeit etwas Positives abringen kann.”
Romano Ziehm: “Ich habe drei Kinder. Dank der Nachtarbeit kann ich mir meinen Tag anders einteilen und mehr Zeit mit der Familie verbringen. Auch wenn dabei der Schlaf etwas auf der Strecke bleibt.”
In der Kategorie “Tourismus” wurde die Servicedienste Elstal GmbH aus Wustermark (www.servicedienste-elstal.de) ausgezeichnet. Sie bietet in Elstal Räumlichkeiten für Tagungen, Freizeiten oder Familienfeiern an – und kümmert sich auch um die Versorgung vor Ort.
Im Bereich “Innovation/Gründung” bekam die alldoro GmbH aus Ketzin an der Havel (www.alldoro.com) den Preis. Luisa und Karl Schenk haben den Spielzeughersteller alldoro übernommen und ihn in eine wirtschaftlich gesunde Zukunft geführt.
Im Bereich “Landwirtschaft” gewann die Milchgut Bahnitz GmbH aus dem Milower Land (www.milchgutbahnitz.de). Das Unternehmen setzt auf “Nachhaltigkeit, überliefertes Wissen und gesunden Menschenverstand” und macht sich für das Tierwohl stark. Der “Konsultationsbetrieb des Tierschutzplans” hat u.a. einen Klauenpflegestand für Milchkühe entwickelt.
Der “Jugendförderpreis” ging an die Gesamtschule Immanuel Kant mit gymnasialer Oberstufe in Falkensee (www.kantschule-falkensee.de). Hier gibt es gleich mehrere Schülerfirmen mit unterschiedlicher Ausrichtung. Im Rahmen dieser Aktivitäten können Schüler “unternehmerische Erstversuche” starten und praktische Erfahrungen für die spätere berufliche Orientierung sammeln.
Den “Klimaschutzpreis” bekamen die Trash Ninjas der Großderschauer Umwelt AG im Amt Rhinow (www.grossderschau.de/seite/629625/trash-ninjas.html). Unter der Leitung von Helga Klein geht es um das Thema Umweltbildung schon im Kindesalter. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 224 (11/2024).
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